Glasfaser für Uedem - Der Bürgermeister ist sauer: "Wir brauchen diesen Driss!"

17. Januar 2017
19:00 Uhr
Bürgerhaus Uedem, 47589 Uedem
Thorsten Hemmers, Ingo van Gemmeren, Dirk Verweyen, Kati Petersen vom Bauamt, Rainer Weber, Michael Haven und Dr. Markus Bremers (von links) wollen das schelle Netz jetzt!
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Der Uedemer müsse sich entscheiden, ob er an der Zukunft seines Ortes interessiert ist oder nicht. So oder ähnlich könnte man umschreiben, was der Bürgermeister Rainer Weber zum bisherigen, mäßigen Interesse am Breitbandausbau denkt: "Diese 25 Prozent enttäuschen mich sehr!"

VON FRANZ GEIB

Nachdem die Deutsche Glasfaser am 31. August des vergangenen Jahres die Uedemer zum ersten Mal über den geplanten Breitbandausbau informierte, war das Interesse im Bürgerhaus echt groß: Über 300 Bürger ließen sich die technischen Möglichkeiten des schnellen Internets von den Vertretern der Glasfaser und sogar vom Bürgermeister erklären.
Als der Stichtag für die Nachfragebündelung (31. Oktober) näher rückte, war das Interesse deutlich abgeebbt, gerade mal 15 Prozent statt der benötigten 40 Prozent aller Haushalte erklärten sich bereit, sich technisch umrüsten zu lassen. Gründe darin waren auch, so Bürgermeister Rainer Weber, die mangelnde Information über die Vorteile dieser Technik.
Mit der Gründung des Glasfaserstammtisches Uedem wurde das Interesse am Hochgeschwindigkeitsdatennetz wieder belebt, kurz vor dem Auslaufen der Verlängerung bei der Nachfragebündelung, die Frist endet am 6., Februar, liegt die Quote bei 25 Prozent. Immer noch zu wenig und für den Bürgermeister ein Desaster. "Für eine Gemeinde ist diese Technologie überlebenswichtig und eine zweite Chance bekommen wir nicht!", mahnt Rainer Weber die Bürger an, die Frist nicht verstreichen zu lassen.
Ins gleiche Horn bläst auch Dirk Verweyen, der mit Thorsten Hemmers den Glasfaserstammtisch ins Leben rief: "Wenn die Glasfaser nicht nach Uedem kommt, sehe ich erhebliche Probleme auf uns zukommen." Welche, das beschreibt Ingo van Gemmeren, der ebenfalls dem Stammtisch angehört: "Mein Home office ist derzeit kaum nutzbar, weil ich zunächst auf der Datenautobahn im Stau stehe." Den Grund hierfür erläutert Informationstechniker-Meister Michael Haven vom Stammtisch: "Bei der bisherigen Technik, bei denen die meisten Anschlüsse auf Kupferleitungen der Telekom basieren, müssen sich alle Nutzer die Bandbreite teilen. Je länger die Leitung zum Haushalt, desto mehr hängen dran. Und wer am Ende hängt, bei dem dröppelt es nur noch."
Gesprächsabbrüche, lange Wartezeiten beim Down- und mehr noch beim Up-Load, seien keine Seltenheit in der Region um Uedem herum, bestätigt Dr. Markus Bremers, der das Problem aus eigener Erfahrung kennt: "Ich nutze Windows 10. Betriebsseitig werden ständig neue Updates installiert, währenddessen die derzeitige Internet-Bandbreite blockiert und die Geschwindigkeit lahm gelegt wird."
Das Nutzen dieser neuen Technologie sei bei den Bürgern unbestritten, hat der Glasfaserstammtisch in vielen Gesprächen herausgehört, doch sei das insgesamt bislang schlecht kommuniziert worden. Dirk Verweyen: "In baldiger Zukunft werden wir riesige Datenmengen transportieren. Mit 50mbit-Leitungen werden wir in ein paar Jahren nicht mehr auskommen!" Und Dr. Markus Bremers legt nach: "Irgendwann müssen unsere Kinder für die Schule hochauflösende Grafiken hochladen. Eine berufliche Bildungseinschränkung will ich in unserem ländlichen Raum nicht haben!"
In einigen Teilen von Uedem habe man die Zeichen erkannt, und nähere sich der geforderten Quote. Doch reiche das längst nicht aus für das gesamte Gemeindegebiet, meint Rainer Weber: "Wir müssen weitermachen. Sowohl in den Ortsteilen, als auch im Kern und schließlich im Gewerbegebiet." Mit dem provokanten Titel „Glasfaser – wat soll der Driss?!“ wollen die Initiatoren des Glasfaser-Stammtisches auch auf einen Info-Abend am kommenden Dienstag, 17. Januar, 19 Uhr, im Uedemer Bürgerhaus auf das Thema lenken. „Wir möchten insbesondere diejenigen erreichen, die dem Thema Glasfaser noch immer kritisch gegenüberstehen“, so Dirk Verweyen.
Für Rainer Weber ist jetzt die Initiative der Bürger angesagt: "Man zeigt ja immer gerne auf den Bürgermeister oder die Politik, jetzt zeige ich mal auf die Bürger!" Und er ergänzt: "Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin habe zwar versprochen, dass bis 2026 in NRW ein flächendeckendes Glasfasernetz zur Verfügung stehen soll, doch bis dahin will ich nicht warten. Wir brauchen diesen Driss!" 

Zur Info: Was habe ich von einem Glasfaser-Anschluss? Brauchen wir die neue Technologie schon heute? Reicht das alte Netz nicht eigentlich aus? – die Bürger in Uedem haben immer noch viele Fragen zum Glasfaser-Ausbau. Am Dienstag lädt der Glasfaser-Stammtisch Uedem zu einer Informationsveranstaltung, die sich insbesondere an diejenigen Bürgerinnen und Bürger werdet, die sich noch nicht für einen Glasfaser-Anschluss entschieden haben. Der Titel „Glasfaser – wat soll der Driss?!“ ist bewusst gewählt, denn die Veranstaltung soll vor allem Raum für kritische Fragen bieten, so der Glasfaserstammtisch. Als Referenten haben die Uedemer dazu einen echten Experten gewinnen können: Dr. Jürgen Kaack von „Breitband NRW“ gilt als einer der renommiertesten Experten für den Breitbandausbau. Später werden auf dem Podium auch Uedems Bürgermeister Rainer Weber und der Bürgermeister der Gemeinde Schermbeck, Mike Rexforth, Rede und Antwort stehen. In Schermbeck läuft der Ausbau. Die Nachfragebündelung in Uedem läuft noch bis zum 6. Februar. Der Uedemer Stammtisch ist zuversichtlich, dass sich dann 40 Prozent der Haushalte im Gemeindegebiet Uedem für einen Anschluss entschieden haben. Brauchen wir Glasfaser?

Uedems Bürgermeister Rainer Weber fordert die Uedemer auf für die Glasfaser Farbe zu bekennen: "Jetzt zeige ich auch mal auf die Bürger!"

Autor:

Franz Geib aus Goch

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