Herzlichen Glückwunsch: Unnas oberster (und einziger) Karnevalist Helmut Scherer wird 80

Der erste Rosenmontagsumzug 1957. | Foto: privat
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  • Der erste Rosenmontagsumzug 1957.
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Man kann über Helmut Scherer sagen was man will, aber seine Hartnäckigkeit, den Unnaern den Karneval nahe zu bringen, ist einfach bewunderungswürdig. Am 5. Dezember feiert Helmut Scherer seinen 80. Geburtstag.

Geboren wird Helmut Scherer am 5. Dezember 1934 in Paderborn, wächst dort bei einer Tante auf. Die Tante ist Nonne, und der kleine Helmut besucht das erzbischöfliche Internat in der Domstadt an der Pader. „Weiter weg vom Karneval geht eigentlich gar nicht“, muss Helmut Scherer selber über seinen Werdegang schmunzeln.

Karnevalsumzug, weil der Martinsumzug so schön war

1956 zieht es Scherer dann nach Unna. „Es war die Tante, die mich fragte, ob ich nicht am KatharinenHospital arbeiten wolle. Und dabei hatte ich gedacht, dass Unna in Ungarn liegen würde“, erinnert sich Unnas oberster Karnevalist heute.
Doch spontan wie der junge Helmut nunmal ist, setzt er sich am 10. November 1956 in den Zug von Paderborn nach Unna, wo er in der Dämmerung ankommt - und zufällig in einen Martinsumzug gerät. „Und das fand ich so schön und weil doch am nächsten Tag auch Karnevalsanfang war, habe ich die ganze Nacht über an einer lebensgroßen Figur für einen Karnevalswagen gebastelt“, berichtet Horst Scherer.

Und schon am nächsten Tag ist er das erste Mal in Unna unterwegs - mit Bollerwagen, auf dem die selbstgebastelte Puppe thront zum Thema: „Westfalenland, mein Heimatland, Westfalenlied, mein Heimatlied“.
„Die Leute haben mir den Vogel gezeigt und hinter meinem Rücken getuschelt“, erinnert er sich. Doch Helmut Scherer lässt sich nicht beirren und bekommt für den Rosenmontag 1957 eine Einladung der Bergkamener Narren. „Da sollte ich quasi als Fußgruppe mitlaufen.

Rippenfellentzündung als Dank

Das Dumme war nur, dass es bei diesem Karnevalsumzug kaum andere Fußgruppen gab und wegen des Wetters auch kaum Zuschauer“, so Scherer. Und nachts wurde es dann richtig schlimm. Der versprochene Transport für den jecken Unnaer fällt aus und so macht sich Helmut Scherer nachts um 1 Uhr mitsamt Wagen und Puppe zu Fuß auf den Weg von der Bergkamener Schützenheide nach Unna - im strömenden Regen.

Nur eine Polizeistreife leistet ihm dabei hin und wieder Gesellschaft. „Die Polizisten wollten wohl sicherstellen, dass ich auch heile ankommen, schließlich hatten die Straßen damals alle noch keinen Bürgersteig“, erinnert er sich an dieses Abenteuer. Völlig durchnässt kommt er um 6 Uhr morgens im Wohnheim des Katharinenhospitals an, „da wollte man schon eine Vermisstenanzeige aufgeben“, schmunzelt Scherer in der Erinnerung.

Trotz anschließender Rippenfellentzündung kam Helmut Scherer aber gar nicht auf den Gedanken, seine Mission aufzugeben. „Denn so kam ich mir vor - wie ein Missionar in der 3. Welt“, so Scherer. Und tatsächlich galt Helmut Scherer gleich den biblischen Propheten kaum etwas in der Unnaer Heimat - dafür umso mehr im Rest Nordrhein-Westfalens. Düsseldorf, Hagen, Dortmund, Münster - sämtliche Karnevalshochburgen schmückten sich mit dem Jecken, der zu Weiberfast allein aber beharrlich mit Wägelchen und Stimmungsmusik durch Unna zieht.

Dauerhafte Medienpräsenz

Damit verschafft er Unna allerdings eine dauerhafte Medienpräsenz, die die Stadt allein nie erreicht hätte. Und langsam – gaaanz langsam – taute Unna karnevalistisch auf. „Und dabei hat noch einer unserer Bürgermeister – ich verrat jetzt aber nicht welcher – gesagt, dass es in den heiligen Hallen des Rathauses keinen Karneval geben würde“, lacht Helmut Scherer. Dieser Bürgermeister ist längst Geschichte, Helmut Scherer dafür heute auch im Rathaus ein gerngesehener Gast. Alljährlich finden hier Ordensverleihung und Vorstellung des Kinderprinzenpaares statt, dazu schunkelt der gesamte Stadtrat.

Trotzdem sind bisher alle Versuche gescheitert, in Unna einen Karnevalsverein zu etablieren. „Es hat zwar immer Gründungen gegeben, aber gehalten hat sich keiner – außer mir“, so Helmut Scherer.

Aus Altersgründen wollte Helmut Scherer eigentlich kürzer treten, „aber die Leute haben mich nicht gelassen“, so Unnas oberster Narr. So kam die Idee, zu Weiberfastnacht einen Kinderkarnevalszug zu veranstalten. In 2015 wird dieser Umzug zum dritten Mal stattfinden.

„Da freu‘ ich mich schon das ganze Jahr drauf. Die jubelnden Kinder, wenn ich als ‚Präsident‘ auf den Platz der Kulturen komme und wir dann gemeinsam losziehen, das ist einfach unbeschreiblich schön“, so Scherer. Und so will Scherer weitermachen, „bis ich tot umfalle“. Wir wünschen Helmut Scherer noch viele glückliche Jahre als Unnas oberster Karnevalist!

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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