Wohnen – alles inklusive: Fünf Jahre Haus Dürerstraße

Am Nachmittag trifft man sich zum Kaffeetrinken bei gutem Wetter im Garten des Hauses. Mit dabei: Eva Kuske (3. v. l.) und Ansgar Bittner (m. stehend).
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  • Am Nachmittag trifft man sich zum Kaffeetrinken bei gutem Wetter im Garten des Hauses. Mit dabei: Eva Kuske (3. v. l.) und Ansgar Bittner (m. stehend).
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Die erste eigene Wohnung ist für jeden Menschen ein wichtiger Schritt. Nicht anders ging es den Bewohnern im Haus Dürerstraße nahe des Evangelischen Krankenhauses in Unna. Die Besonderheit: Hier wohnen seit fünf Jahren 24 Menschen mit schwerstmehrfachen Behinderungen und Epilepsie.

„Wir versuchen, unseren Bewohnern so viel Normalität wie möglich zu bieten“, berichtet Ansgar Bittner, der als Bereichsleiter für das Haus Dürerstraße zuständig ist, das unter der Leitung der Bethel-Stiftung steht.

Und so ist das Haus auch kein vor den Toren der Stadt errichtetes abgeschottetes Wohnheim, sondern heißt ganz offiziell „stationäres Angebot der Eingliederungshilfe“. Eingliederung heißt hier auch, dass man ganz offensiv die Öffentlichkeit sucht. „Neben der Nähe zum Krankenhaus mit seiner Epilepsie-Ambulanz ist die fußläufige Nähe zur Stadt ein ganz positives Merkmal unseres Hauses“, ergänzt Eva Kuske, die als „Community Networker“ für das reibungslose Zusammenleben im Haus zuständig ist. Fast täglich sind Hausbewohner in Unna unterwegs, gehen einkaufen, nehmen Arzttermine wahr, besuchen Cafés oder Restaurants, gehen ins Kino. Alles ganz normal, oder?

„Natürlich gelten für unsere Bewohner andere Voraussetzungen als für nicht-behinderte Menschen. So muss immer ein Betreuer mit dabei sein. Spontane Wünsche versuchen wir zu erfüllen, aber das ist personalbedingt nicht immer möglich“, erklärt Ansgar Bittner.

Viele Bewohner des Haus Dürerstraße gehen täglich zur Arbeit, haben in den Behindertenwerkstätten im Umkreis einen festen Arbeitsplatz. Außerdem bietet das Haus verschiedene Freizeitaktivitäten wie Singkreis, Kreativwerkstatt oder die regelmäßigen Besuche von Claudia Dieckmann, die mit ihrem Therapiehasen vorbeischaut. Aber: „Wir sind eine Wohnungseinrichtung und keine Therapieeinrichtung“, macht Ansgar Bittner deutlich.

In Unna selber fühlt man sich gut aufgehoben. „Natürlich gibt es immer Leute, vor allem junge Menschen, die schon mal schief gucken oder einen dummen Spruch loslassen, wenn wir in der Stadt unterwegs sind. Aber besonders die Bedienungen in Restaurants oder Cafés oder auch das Verkaufspersonal sind meistens supernett und sehr aufmerksam“, lobt Eva Kuske die Unnaer.

Ist in Unna also der Inklusionsgedanke schon angekommen? „So weit sind wir, glaube ich, noch lange nicht“, glaubt Ansgar Bittner. Denn die Innenstadtnähe wie die des Haus Dürerstraße ist immer noch eine Besonderheit. Doch Unna scheint auf einem guten Weg zu sein, wie der geplante Bau des Hospizes mitten in der Unnaer Innenstadt zeigt. „Das ist auch der richtige Weg, denke ich“, sagt Ansgar Bittner. „Man darf nicht darauf warten, dass die Menschen die Behinderten in die Gesellschaft holen, sondern dass muss aktiv von uns bzw. den Institutionen ausgehen, die inklusiv arbeiten.“

Auch für das Haus Dürerstraße bedeutet es ein Stück Arbeit, inklusive Angebote zu schaffen. So hat man nun eine Kooperation mit der benachbarten Jona-Gemeinde aufgebaut. Auch mit dem benachbarten Kindergarten Dürerstraße bestehen Berührungspunkte. "Allerdings müsste da unsere Nachbarschaft dringend mal wieder gepflegt werden", wie Hausleiter Bittner zugibt. Und auch Petra Sippel, Leiterin der Kindertagesstätte, hat stets die Kooperation im Blick. Man muss eben am Ball bleiben...

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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