Kur für geschundene Legehühner

PWG-Schüler päppeln Hochleistungshühner wieder auf
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Vor dem Schlachter gerettet - PWG-Schüler päppeln Hochleistungshühner wieder auf

Hühner-AG vermittelt Bezug zu Tier und Wert von Nahrungsmitteln

Das Frühstücksei gehört in vielen Familien ganz selbstverständlich zum Start in den Tag. Doch sobald Legehühner in den Großbetrieben nicht mehr mindestens ein bis zwei Eier pro Tag legen, werden sie im Schlachtbetrieb „weiterverarbeitet“. Drei Hühnern kann die Peter-Weiss-Gesamtschule jetzt dieses Schicksal ersparen und päppelt sie im eigenen Kleintiergarten wieder auf.

Die Bodenhaltung ersetzt die frühere Gitterhaltung der Legehennen, bedeutet aber nicht, dass die Tiere absolut artgerecht gehalten werden. Zwar werden sie mit qualitativ guter Nahrung versorgt, trotzdem hat das Federvieh wenig Platz. „Sie sitzen zu eng, picken an den Federn, aus Langeweile und Aggression“, weiß PWG-Biologie-Lehrerin Claudia Heßler. Sie reißen sich gegenseitig die Federn aus, da Blutkiele sehr nahrhaft sind. Die spitzen Schnäbel werden eingekürzt, um die übelsten Folgen abzumildern. Die meisten Tiere sitzen nackt und verkratzt aneinander. Claudia Heßler bewirtschaftet gemeinsam mit Kollegin Jenny Planert--‐Fahrenhorst den Kleintiergarten der PWG und kam bei ihrer Suche nach seltenen Rassen für das Hühnergehege auf den Verein „Rettet das Huhn“. Der kooperiert mit Bodenhaltungs- und Freilandbetrieben, die von Schlachtbetrieben im Schnitt nur 80 Euro für 1000 Hühner erhalten. Der Verein übernimmt daher regelmäßig viele Hühner und vermittelt sie in Privathaltung, bislang insgesamt 37 Tsd. Tiere. Dazu muss der Nachweis artgerechter Haltung erbracht werden. Von Stall, Haltungsform, Nahrung und Wärmebereich an der PWG wurden Fotos angefertigt. Für vier Tiere erhielt die Gesamtschule den Zuschlag, eines ist noch im Pferdestall bei Claudia Heßler untergebracht. Als sie die ausgemusterten Hochleistungs-Legehühner übernahmen erschraken Lehrerinnen wie Schüler: Komplett kahl am Körper, teils mit gestutzten Schnäbeln sowie Hautverletzungen konnten die Tiere kaum laufen.

Schüler päppeln Hühner auf

Schüler der 5. und 6. Klassen päppeln die Hühner jetzt auf. Claudia Heßler:“Alle waren sehr blass, wirkten schlabberig. Jetzt in der Sonne kommt die Vitam-D-Produktion in Schwung.“ Sichtbare Zeichen: Federn bilden sich neu, der Kamm wird kräftig rot. Die Regeneration dauert einige Monate. Bei der Fütterung wird auf sojahaltige Futtermittel verzichtet. Nach dem Unterricht besuchen die Schüler die Hühner und entwickeln so einen starken Bezug zu den Tieren.

Ei als Lohn

„Es macht Spaß zu sehen wie sie aufblühen“, bringt es Elisa Tapanella auf den Punkt. Sie hat die Patenschaft für eines der Hühner übernommen. Mit 15 Euro hat sie sich am Anschaffungspreis des Tieres beteiligt, kümmert sich darum und darf als „Lohn“ auch mal ein Ei mit nach Hause nehmen. Seit 15 Jahren besteht der Kleintiergarten der PWG. Im Hühnergehege leben verschiedene Rassen, die mit Biofutter gefüttert werden. Impfung, Entwurmung, die Gesundheit rund um das Tier wird den Schülern vermittelt. Die Tiere verhalten sich jetzt normal. Sonnen sich und baden im Staub. Sind zutraulich geworden. Das Großgefieder braucht noch Zeit. „Nach und nach haben wir erweitert“, erklärt Claudia Heßler. Heute tummeln sich Nackthalshühner, Bartzwerge und Strupphühner dort. Das Paten-Konzept ermöglicht den Schülern die Pflege und Zähmung der Tiere. Claudia Heßler: „Die Schüler bekommen einen stärkeren Bezug zum Tier.“ Ein Foto auf der Schul-Homepage dokumentiert die Patenschaft. Das Projekt zur Rettung der Legehühner verfolgt aber vor allem ein Ziel: Wert und Wertigkeit von Nahrungsmitteln zu verdeutlichen, die meistens recht arglos konsumiert werden.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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