Bohren und drücken für den Kortelbach - Neuer Frischwasserkanal unter Unna

Wie hier am Busbahnhof sind Zugangsschächte von riesigem Durchmesser entlang der Bohrstrecke entstanden. Mit Beton ausgegossen bieten sie zum Ende der Arbeiten Platz für den Verbindungsschacht, der als ganzes Element eingesetzt wird.
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  • Wie hier am Busbahnhof sind Zugangsschächte von riesigem Durchmesser entlang der Bohrstrecke entstanden. Mit Beton ausgegossen bieten sie zum Ende der Arbeiten Platz für den Verbindungsschacht, der als ganzes Element eingesetzt wird.
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Die Zeit des Kortelbach für das Abwasser von rund 10 000 Unnaer Bürgern ist bald vorbei. Ein neuer Frischwasserkanal soll das saubere Wasser des Kortelbach künftig in Richtung Kamen-Heeren abtransportieren. Die Mischwasserführung wird aufgelöst. Bis auf riesige Schachtöffnungen verteilt im Straßenbild bekommt der Bürger nicht viel von der Verrohrung und den Bauarbeiten mit.

Die ersten knapp 300 Meter Kanalrohr sind unter der Bahnlinie bereits verlegt. Eine Baugrube an der Viktoriastraße markiert den Anschlusspunkt an den offenen Laufe des Kortelbach durch die Uelzener Heide in Richtung Norden. Damit sind rund 550 Meter von rund 1,6 Kilometern Vortriebsstrecke verlegt. Der nächste Abschnitt führt dann von der Märkischen Straße in Richtung Stadtgarten aufgefahren. Danach arbeiten sich die Stadtbetriebe in Richtung Bornekamp vor.

Ohne Abfangung

Bis zu zehn Meter unter der Erdoberfläche fräst sich eine
Spezialbohrschrämmmaschine durch Fels und Boden, von Nord nach Süd, etwa von der Victoriastraße bis vor Bilmerich. Module der Betonröhre werden nach und nach in die Öffnung gepresst, gewaltiger hydraulischer Druck wird durch in Beton gegossene Widerlager in den Schächten abgefangen. Mehrere Meter pro Tag frisst sich die Maschine voran. Bis 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Etwa 1,40 bis 1,60m Durchmesser haben die Betonmodule. Darin sitzt die Vortriebsmaschine mit dem Bohrkopf. „Nichts für Leute mit Platzangst“, erklärt Bauleiter Thomas Matter. Lärm, Enge und Wärme stellen ganz besondere Anforderungen. Die Vortriebsleistung im Felsgestein liegt bei 5 Metern pro Tag. Vom Bahnhof bis Märkische Straße stoßen die Arbeiter auf massiven Fels, was die Arbeit verzögert. Im normal verdichteten Erdreich sind es acht bis neun Meter am Tag. Das Bohrmaterial wird nach hinten abtransportiert und aus der Schachtbaugrube wird eine Röhre nach der anderen in den neuen Kanal vorgepresst.

Enormer Pressdruck

Die Wände sind rund 25cm stark, in Stahlbeton ausgespritzt. Zwischen den Schächten liegen rund 200 Meter lange Strecken. Enorm ist die hydraulische Leistung der Pressmaschine: Die 1600cm-Rohre wiegen pro Stück 4,11 Tonnen und sind etwa 1,50Meter lang. Für 1400er-Rohre beträgt die Länge rund vier Meter. „Wie ein Regenwurm frisst sich die Bohrmaschine unter Unna hindurch.“ Eine Abfangung wie im klassischen Tunnelbau ist nicht erforderlich, der Bohrkopf steht nur etwa einen Zentimeter über das Rohrende hinaus.
Der Tunnel endet bisher zwischen AOK und Busbahnhof und kommt von nördlich der Stadtbetriebe Unna. Die Arbeiten begannen im Oktober 2016. Vorteil für die Kanalarbeiter: Derzeit gibt es keinen Zulauf. Der Kortelbach läuft als Mischwasserkanal. Mit Abschluss der Arbeiten rechnet Thomas Matter für 2019, dann werde „ das System umgeklemmt“. Das saubere Bachwasser fließt dann in die neue Röhre ein. Dieser Bauabschnitt endet im Bornekamp am Schwimmbad. Durch das Bornekamptal wird nördlich der B-1-Querung ein neuer Bach geführt. Das Wasser wird sauber durch die Stadt geleitet.

Offen ab Viktoria

Nördlich der Viktoriastraße kommt der Lippeverband dem Kanalbau entgegen. Er legt ein neues Abwasserrohr vom Tierheim Unna in Richtung Betriebshof. Dann kann das saubere Wasser an der Oberfläche bleiben. Der Frischwassserkanal läuft in den Mühlbach und von dort in die Seseke. Derzeit wird die Schachtbaugrubbe befreit von Gerätschaften. Der Anschluss für die Rohrmündungen wird eingebracht. Später ist nicht mehr als ein Deckel von 80cm Durchmesser zu sehen.
Im Herbst 2018 soll das 6,6 Mio. Projekt fertig sein.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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