Alles andere wäre falsch: Erste Hilfe ist einfacher als mancher denkt

Immer feste weiter drücken. Notfallmediziner Jörg Gonschior zeigt, wie es geht
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Es war eine Aktion, die für großes Interesse bei den vorbeikommenden Passanten sorgte: Das Notärzteteam der Anästhesiologie im Katharinen-Hospital führte auf dem Rathausplatz vor, wie einfach Leben retten geht.

Im Ernstfall sind viele Menschen oft überfordert, weil sie zuerst an die stabile Seitenlage oder den Wechsel zwischen Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung denken. Dass eine Herzdruckmassage ausreicht, wissen viele nicht“, vermutet Dr. Martin Kelbel, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin im Katharinen-Hospital Unna: „Man kann aber gar nichts falsch machen! Nicht zu helfen, ist der größte Fehler.“

Tatsächlich ist das, was so mancher noch für die Führerscheinprüfung lernen musste, überholtes Wissen. „Mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen“, sagt Assistenzärztin Jana Teichert.

Im Schnitt braucht im Kreis Unna ein Rettungswagen unter zehn Minuten, um nach dem Notruf vor Ort zu sein. „Diese zehn Minuten müssen überbrückt werden“, erklärt Martin Kelbel. Findet sich jemand, der den Kreislauf durch die Massage in Schwung hält, können ein Drittel aller Herzstillstand-Patienten das Krankenhaus unmittelbar wieder verlassen. Findet sich niemand, ist es der sichere Tod.

Der plötzliche Herztod ist mit schätzungsweise bis zu 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. „Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten“, ergänzt Jana Teichert. „Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln.“ Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf.

„Durch die Herzdruckmassage kann die Überlebenschance verdoppelt bis verdreifacht werden“, ermutigt der Chefarzt zu einem beherzten Einsatz. Denn helfen ist tatsächlich einfach:

„Prüfen. rufen. drücken!“,

lautet die Devise: Prüfen, ob die Person noch atmet. Unter der europaweit gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen. Fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.

„Wer glaubt, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte nicht durchhalten zu können, sollte aber trotzdem mit der Massage beginnen“, macht Rettungssassistent Maurice Birkenfeld deutlich, „hat man nämlich erst angefangen, kommen ruckzuck andere dazu, die ablösen können.“

Im Rahmen der Aktion wagen sich viele an die zu Übungszwecken vorbereitete Puppe. Auch viele Senioren sind dabei, die trotz Knie-oder Rückenbeschwerden ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen und feststellen: „So schwer war das ja gar nicht“. Und immer wieder die Erkenntnis: „Bevor vor meinen Augen jemand stirbt, nehme ich auch ein paar Schmerzen in Kauf.“

Das Notärzteteam ist froh über die große Aufmerksamkeit, die die Aktion hier bekommt – wünscht sich aber noch mehr. „Vor allem in den Schulen sollte viel öfter Erste Hilfe Unterrichtsthema sein“, wünscht sich Jana Teichert. Das wäre auch so vorgesehen – wird aber in zu vielen Schulen noch viel zu wenig umgesetzt.

Mehr Infos:

www.einlebenretten.de

Und ein Video, wie's geht - Mit Kaya Yanar
Guckst Du hier:

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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