Wenn Getreide krank macht - Zöliakie-Treff gibt Möglichkeit zum Austausch

Die Selbsthilfegruppe Zöliakie trifft sich regelmäßig zum Austausch und gemeinsamen Aktivitäten, wie hier auf der Minigolfanlage „Almterrassen“ in Menden.
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Brötchen, Kuchen, Nudeln, Mehl, Fertigsuppen, Wurst oder auch Tomaten­ketchup - Die Wenigsten möchten auf diese Lebensmittel ihr ganzes Leben lang verzichten, aber andere müssen es: Menschen, die unter der sogenannten Zöliakie leiden.

Von Mareike Sehr

Kreis Unna/Menden. Jeder Zweihundertste ist von der Krankheit betroffen, aber die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine Heilung gibt es nicht - Erwachsene wie Kinder ­müssen ihr Leben lang eine spezielle Diät einhalten.

Auch Sabrina Mühl­nickel erhielt vor vier Jahren die Diag­nose: „Von jetzt auf gleich hieß es: Kein Mehl, keine Lebensmittel mit Gewürzmischungen oder Aromastoffträgern mehr.“ Was tun? Eines war ihr klar: Es wird sicher auch andere Menschen mit dem gleichen Problem geben. „Da haben ich angefangen zu recherchieren und beschloss, eine eigene Selbshilfegruppe im Kreis Unna zu gründen.“ Vor einem Jahr, im Oktober 2011, fand dann das erste Treffen im Gesundheitshaus in Unna statt. „Mir ist besonders wichtig, die Gesellschaft für diese Krankheit zu sensibilisieren, wie beispielsweise die Gastro­nomie sowie Kindergärten und Schulen.“ Denn schon der kleinste Anteil Gluten kann einen Rückfall mit akuten Symptomen auslösen.
„Die regelmäßigen Treffen und der Austausch mit Gleichgesinnten gibt mir selber Sicher­heit. Und diese möchte ich auch an andere weitergeben“, sagt die 25-Jährige.

Auch bei der elfjährigen Linda Tümmler aus Unna wurde die Unverträglichkeit festgestellt. „Linda magerte im Alter von fünf Jahren von 18 auf 12 Kilo runter und hatte nur noch Durchfall und Erbrechen“, erzählt Ihre Mutter Annett Tümmler. Im Krankenhaus dann die Diagnose: Zöliakie. Für die Familiennmitglieder, die selber nicht betroffen sind, änderte sich alles. „Wir dachte unsere Welt bricht zusammen. Keine Bäckerei mehr, kein Fastfood und eine komplett neue Lebensmittelaufstellung für alle. Heute ist er kein Problem mehr, man kann damit gut leben und kennt die Diagnose, die auch anders hätte ausfallen können.“ Auch in ihrer Schulklasse ist die Krankheit bekannt. Und Linda weiß selber zu 100 Prozent, was glutenfrei ist.

Eine eher negative Entwicklung sieht die Familie aber in dem neuen Diät-Trend aus Hollywood: Glutenfreie Ernährung. Eine ernsthafte Erkrankung wird als Modetrend verkauft. Unverständnis bei den Betroffenen. „Dass die Menschen bei der Nachfrage im Restaurant, ob das Essen glutenfrei ist, zuerst an diese Diät denken, ist sehr traurig.“

Unterstützt wird die Gruppe von Prof. Dr. med. George Micklefielt, Chefarzt der Inneren Medizin im ev. Krankenhaus Unna, der Ernährungsberaterin Daniela Rüter-van Bommel und Dr. Hans-Joachim Böhmer, dem Chefarzt der Dermathologie im Kath. Krankenhaus Unna.

26 Mitglieder zählt die Selbsthilfegruppe mittlerweile - Tendenz steigend. Das nächste Treffen findet am 23. November statt. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.­zoeliakie-treff-unna.de oder bei Sabrina Mühlnickel (Tel. 0176/93129989).

Die Selbsthilfegruppe Zöliakie trifft sich regelmäßig zum Austausch und gemeinsamen Aktivitäten, wie hier auf der Minigolfanlage „Almterrassen“ in Menden.
Auch Linda (l.) ist Zöliakiebetroffen. Ihre Mutter Annett Tümmler und ihre Schwester Melissa begleiten Sie immer gerne zu den Treffen.
Autor:

Mareike Sehr aus Unna

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