Unnaer Netzwerk begleitet Sterbende auf ihrem Weg

An Stelle des Kolpinghauses soll ab kommendem Jahr das Hospiz entstehen.
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  • An Stelle des Kolpinghauses soll ab kommendem Jahr das Hospiz entstehen.
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Das Sterben gehört zum Leben - „aber trotzdem ist dieses Thema ein großes Tabu“, weiß Annette Weber. Sie ist Koordinatorin des Ambulanten Kinderhospizdienstes — und damit Teil des einzigartigen Unnaer Netzwerks der Palliativ- und Hospizorganisationen. Sie tragen seit den 90er Jahren dafür Sorge, dass kreisweit ein Sterben in Würde möglich ist.

Was damals im Kleinen begann, erreicht nun einen kleinen Höhepunkt. Mit dem Bau eines stationären Hospizes mitten in der Unnaer Innenstadt bekommen erwachsene Sterbende einen Ort, an dem sie die letzte Zeit ihres Lebens gut verbringen können, mit so viel Lebensqualität wie möglich und so viel medizinischer Versorgung wie nötig.

Was den Initiatoren dieses Projektes ganz wichtig ist: Es ist ein Projekt ALLER Palliativ- und Hospizorganisationen in Unna. Dazu gehören der Ambulante Kinderhospizdienst Kreis Unna, das Palliativzentrum Unna und der Ambulante Hospizdienst Unna. Unter dem Dach des Palliativnetzes Unna bieten alle Dienste gemeinsam eine 24-stündige Erreichbarkeit, ärztliche Beratung und Versorgung, ambulante oder stationäre Pflege und viele weitere Leistungen, die sowohl den Patienten als auch dessen Angehörigen helfen sollen.

Hospizarbeit in Unna hat eine lange Tradition

Dabei hat die Hospizarbeit in der Kreisstadt eine lange Tradition. Bereits im frühen Mittelalter gab es in Unna das Heilig-Geist-Hospiz, in dem zunächst Sterbende, später auch Kranke versorgt wurden. Das Hospiz befand sich an der Massener Straße — in der Nähe des Kolpinghauses, das vermutlich ab kommendem Jahr zum Standort des neues Hospizes wird. „Mit einem Hospiz in der Mitte der Stadt folgen wir also den historischen Wurzeln“, erklärt Dr. Boris Hait, der als Palliativmediziner im Katharinen-Hospital tätig ist.

Tod in unpersönlichen Krankenzimmern

Mit der rasanten Entwicklung der Medizin im 20. Jahrhundert wurde das Thema „Sterben“ im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand der Gesellschaft gerückt. Gestorben wurde in unpersönlichen Krankenzimmern, Angehörige konnten nicht in Ruhe Abschied nehmen. Ein Zustand, der zu immer mehr Kritik führte. In Unna nahm man sich zunächst im Katharinen-Hospital der Proteste an und begann Ende der 90er Jahre damit, Sterbenden eigene, besondere Räume für einen würdevollen Abschied zur Verfügung zu stellen. 1998 wurde die Palliativstation am Katharinen-Hospital eröffnet.

Von Anfang an pflegten die ebenfalls im Laufe der 90er Jahre entstandenen Dienste — Ambulanter Kinderhospizdienst und Ambulanter Hospizdienst Unna — ein vertrauensvolles Miteinander. „So konnten wir alle miteinander wachsen und uns entwickeln“, weiß Klaus Koppenberg vom Ambulanten Hospizdienst.
Unmöglich wäre die Arbeit ohne den engagierten Einsatz vieler Ehrenamtlicher, die nach einer rund einjährigen Ausbildung im Hospizdienst tätig sind. Auch auf der Palliativstation des Krankenhauses wurde viel ehrenamtliche Arbeit geleistet.

„Rund sieben Jahre lang wurde die Palliativstation ohne Finanzierung durch die Krankenkassen betrieben“, erklärt Boris Hait. Denn das Sterben war bei den „Gesundheitskassen“ kein Thema. Erst nach und nach erkennen die Kostenträger den geldwerten Vorteil der ambulanten bzw. kurzzeitpflegerischen Betreuung Sterbenskranker.

Eine Finanzierung mit Schwierigkeiten

Trotzdem muss der Bau des Unnaer Hospizes privat gestemmt werden. „Dafür beantragen wir Fördergelder und nutzen Spenden“, erläutert Wilfried Averhage, kaufmännischer Direktor des Katharinen-Hospitals.

Ein schwieriges Unterfangen, das mit hohem Aufwand verbunden ist. „Doch die Arbeit lohnt sich, das haben wir auch an den Reaktionen der Unnaer gesehen, als wir unsere Pläne für das Hospiz erstmals vorgestellt haben“, so Averhage. Denn dort fand man breite Zustimmung und auch der Standort mitten in der Stadt wurde nicht kritisiert.
„In Unna rücken wir das Thema eben wieder dorthin, wo es hingehört: mitten in die Gesellschaft“, findet Klaus Koppenberg.

Weitere Infos:
www.hospize-unna-kamen.de
palliativnetz@katharinen-hospital.de
www.palliativ-unna.de
www.katharinen-hospital.de

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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