Auftakt zum Schützenfest 2016 in Unna-Massen

Ortsvorsteher  Dr. Peter Kracht, Polizeihauptkommissar Jürgen Horstmann,  Vorsitzender des Schützenvereins Massen 1830 e.V. Dietmar Wünnemann und Schützenmajor Jörg Rottmann
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  • Ortsvorsteher Dr. Peter Kracht, Polizeihauptkommissar Jürgen Horstmann, Vorsitzender des Schützenvereins Massen 1830 e.V. Dietmar Wünnemann und Schützenmajor Jörg Rottmann
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Samstag, 21. Mai 2016 I 13:30 Uhr

Kranzniederlegung am Ehrenmal „Deutsch-Französischer-Krieg“ 1870 bis 1871

Um 13:00 Uhr hatten sich die Mitglieder des Schützenvereins Massen 1830 e.V. auf dem Gemeindeplatz am Hellweg versammelt um gemeinsam zum Friedhof Niedermassen zu marschieren. Musikalisch begleitet wurden sie durch den Spielmannszug „Klingendes Spiel" e.V. Bönen. Für die Sicherheit des Zuges war der für unseren Ortsteil zuständige Polizeihauptkommissar Jürgen Horstmann dabei.

Aus der Rede unseres Ortsvorstehers Dr. Peter Kracht
Liebe Schützenbrüder und Schützenschwestern,
wie immer versammeln wir uns zu Beginn eines Schützenfestes hier am Ehrenmal zum Totengedenken. Wir verbinden dies mit einigen Minuten des Nachdenkens und des Innehaltens in einer wahrhaft hektischen Zeit, in der ausschließlich Globalisierung und Gewinnmaximierung so manches Handeln bestimmen – und das 24 Stunden lang, Tag und Nacht. Doch es scheint, als stoße der ständige Wettlauf um Rendite und Marktanteile an seine Grenzen und so mancher Mensch erinnert sich seiner Vergangenheit – und seiner Heimat!

Gerade der Begriff Heimat war Jahrzehnte lang verpönt, war negativ belastet, stand für rückwärtsorientiert und weltfremd, für dumpfes Gedankengut. Heute hat sich der Heimatbegriff aber gewandelt, Heimat ist, wenn man so sagen will, eine feste, sichere Burg oder ein Leuchtturm in der wogenden Brandung und ein Hafen der Geborgenheit. Heimat bedeutet Zufriedenheit, Freundschaft und Vertrauen.
Unser Schützenverein Massen ist seit 1830 und damit seit nunmehr 186 Jahren Heimat für viele Massener und Massenerinnen gewesen und bis heute geblieben. 186 Jahre – das sind immerhin sechs Generationen! Im Vergleich zur Menschheitsgeschichte im Allgemeinen ist diese Zahl sicherlich nicht bedeutend, aber für die Geschichte Massens ist unser Schützenverein immer ein wichtiger Pfeiler gewesen und spielt bis heute eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Leben unseres Ortsteils.

Unser Schützenverein ist Träger einer langen Tradition, die in einigen deutschen Städten bis ins Mittelalter zurückreicht. Er ist ebenso eine besondere Stätte westfälischer Brauchtumspflege, die keineswegs rückwärtsgewandt ist, sondern positive Merkmale in sich vereint und weitergibt an die nächste Generation, so wie es die Vorgänger-Generationen, derer wir heute hier gedenken, schon getan haben. Das Erbe der Vergangenheit zu bewahren, ist eine wichtige Aufgabe der Gegenwart und der nächsten Zukunft.

Dabei sind Änderungen mit Augenmaß durchaus angebracht. Allerdings: Kein hektisches Aufspringen auf Trends und schnelllebige Modeerscheinungen ist angesagt, sondern moderate Anpassungen an die Zeitumstände. Ein Schützenverein, der 1830 gegründet wurde, kann im Jahr 2016 nicht mehr so aufgestellt sein und geführt werden wie zu Anfang seines Bestehens. Auch vor 50 Jahren sah die Welt in vielerlei Hinsicht noch anders aus. Mit der Zeit verändert sich demzufolge auch ein Schützenverein, aber die Ziele und das, was er seinen Mitgliedern vermittelt, das bleibt: Brauchtumspflege gepaart mit geselligen Treffen, mit Biwaks und gemeinsamen Ausflügen. Im Klartext: Der Schützenverein Massen war in seiner Geschichte immer Heimat im positiven Sinne für seine Mitglieder. Das ist er bis heute und wird dies auch in der Zukunft sein. Vertrauen, Zusammenhalt, gegenseitiger Respekt und Verlässlichkeit, das sind einige Stichworte, die zeigen, was Heimat hier vor Ort in Massen und erst recht in unserem Schützenverein ausmacht.

Mancher fragt sich vielleicht, ob Gedenkfeiern zu Ehren verstorbener Schützenbrüder und Schützenschwestern heute noch zeitgemäß seien. Haben solche Veranstaltungen überhaupt noch Platz in unserer vermeintlich modernen Zeit? Aus dem bisher Gesagten ergibt sich ein eindeutiges „Ja“ als Antwort auf Fragen wie diese, denn es ist ohne Zweifel wichtig, dass wir heute und auch künftig zusammenkommen, um der Menschen zu gedenken, mit denen wir jahrelang oder auch nur kurz zusammengelebt, zusammen gearbeitet und im Verein zusammen gefeiert haben, und die uns im Tod vorausgegangen sind.

Wir denken heute aber auch an die Vereinsmitglieder, die viele von uns nicht mehr persönlich gekannt haben, ja viele von uns nicht einmal ihre Namen kennen. Wer kennt etwa heute noch die Namen unserer Gründungsmitglieder? Die Namen derer, die 1830 den Schützenverein Massen aus der Taufe gehoben haben? Ohne sie würden wir heute nicht hier stehen! So ist es nur folgerichtig und der moralisch-ethische Auftrag an uns Lebende, ihnen allen ein ehrendes Andenken zu bewahren.
In seinem Buch „Der Prophet“ lässt Khalil Gibran einen Mann, der aus der Fremde kam, Antworten geben auf die bedeutenden Fragen des Lebens, wie nach Liebe, Ehe, Gut und Böse. Bevor dieser weise Fremde das Land wieder verließ, bat ihn eine Frau, von Tod und Abschied zu reden.

Ihr antwortete der weise Mann: „Ich weiß, das Geheimnis des Todes würdet Ihr gern kennen. Es gibt nur einen Weg es zu finden; schaut in euer Leben. Die Eule, die mit ihren Nachtaugen am Tag blind ist, kann das Geheimnis des Lichts nicht ergründen. Blind seid ihr ebenso für das Geheimnis des Todes; es zu schauen müsst ihr eure Herzen weit öffnen, damit das Leben einziehen kann. Denn Leben und Tod sind eins, wie der Fluss und das Meer. In euch, doch wie in Meerestiefe, liegt stille Kenntnis vom Jenseits, eingebettet in eure Hoffnungen und Sehnsüchte. Und wie Samenkörner träumend unter Schnee verborgen, so ist eure Hoffnung vom neuen Leben. Nehmt diese Träume an, sie sind das verborgene Tor zur Ewigkeit.“ So sprach der weise Mann.

Ich darf enden mit einem kleinen Trauergedicht, das mich sehr berührt hat, weil es in aller Kürze genau das aussagt, was ich und sicherlich wir alle hier denken und fühlen: „Was man nicht verhindern kann, ist, dass geliebte Menschen uns irgendwann verlassen. Aber man kann verhindern, dass sie irgendwann in Vergessenheit geraten.“

Glück Auf!

so, Dr. Peter Kracht.

Dann ging es mit dem Spielmannszug über den Massener Hellweg, Kleistraße, Karlstraße zum Vogelschießen an den Sportplatz der Sonnenschule.

Fotos © Jürgen Thoms
22.05.16 19:49:35

Autor:

Jürgen Thoms aus Unna

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