„Meine Lieder sollen das Publikum berühren!“

Addys Mercedes gastiert im Historischen Bürgerhaus Langenberg und freut sich auf ihr Publikum.
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Kuba-Pop-Queen Addys Mercedes will das Publikum am 25. November im Bürgerhaus zum Tanzen bringen

Hört man ganz genau hin, erkennt man schnell wo Addys Mercedes ihr nahezu perfektes Deutsch gelernt hat. Im Ruhrgebiet – genauer gesagt auf Schalke in Gelsenkirchen. Dorthin verschlug es das gerade mal 19 Jahre alte Mädchen aus dem sonnigen Kuba nämlich vor mehr als 20 Jahren. Noch heute lebt sie mit ihrer Familie in Essen und auch in ihrer Musik ist der europäische Einfluss unüberhörbar. Mit akustischer Gitarre, Geige und Stride Piano spiegelt sie, an der Seite ihres Mannes und ihrer Tochter, das moderne Kuba, das sich längst auch für Pop, Swing und Blues geöffnet hat, wider. Sie kreiert dabei ihren eigenen unverwechselbaren Sound. Vor Kurzem hat sie ihr fünftes Album „Extrãna“ herausgebracht. Jetzt gastiert die temperamentvolle, herzliche Kubanerin im Bürgerhaus in Langenberg. Mit Stadtanzeiger-Mitarbeiterin Astrid v. Lauff sprach Addys Mercedes über Leben, Musik, Familie und deutsches Essen.

Addys, mit Blick auf Ihre Vergangenheit wird schnell klar, wie außergewöhnlich ihr Lebensweg ist. An welche Dinge aus ihrer Kindheit können Sie sich noch gut erinnern?

Addys: „Ich komme aus Moa. Eine kleine Industriestadt, die von einer Nickel-Fabrik dominiert wurde. Da war nicht viel Platz für Kuba-Romantik. Oft waren wir froh, wenn wir genug zu essen hatten. Ich erinnere mich an ein kleines Haus, das Dach war mit Palmwedeln gedeckt, ohne Strom, ohne Fernseher – für Unterhaltung mussten meine Mutter, Großmutter, meine drei Geschwister und ich schon selber sorgen. Was lag da näher als zu singen? Eine Musikschule gab es nicht – also habe ich mir alles selber beigebracht. Meine Mutter bestand darauf, dass ich eine Ausbildung in der Nickelfabrik machte. Dort hatten Mitarbeiter eine Band gegründet, in der ich zum ersten Mal mitspielte.

Und wie führte Ihr Weg dann nach Deutschland?

Die Liebe führte mich nach Deutschland. In Kuba hatte ich mich musikalisch schnell weiterentwickelt und wurde von einer staatlichen Kommission bewertet und „für würdig befunden“ in einer professionellen Band zu singen. Wir spielten in Touristen-Zentren. Dort lernte ich meinen ersten Mann kennen. Ich bin ein spontaner Mensch – wir heirateten in Havanna und ehe ich mich versah, stand ich bei ihm im Kiosk auf Schalke.

Wie sahen Ihre ersten Eindrücke von Deutschland aus?

Kalt – es war Winter. Ich erinnere mich an Weihnachten, das kannte ich nur aus Erzählungen meiner Großmutter. Die Anfangszeit war hart, ich konnte kein Deutsch, auch kein Englisch – auf Kuba lernt man ja russisch. Viel Deutsch habe ich durch freundliche, ältere Damen am Kiosk gelernt, die langsam gesprochen haben und durch die Werbung im Fernsehen. Ja, und an die Fußballfans in den Zügen kann ich mich noch gut erinnern. Wenn ich zu meinem Sprachkurs fuhr, waren die Bahnen mit lauten Fans überfüllt. Das hat mir Angst gemacht. Sowas kannte ich aus Kuba nicht. Und an viele hilfsbereite Nachbarn – das war wiederum wie zu Hause.

Und die Musik?

Tja, die Musik war immer da. Ich spielte wieder in einer Band. Mein Deutsch wurde schnell besser, doch meine Ehe hielt den Problemen nicht stand. Damals dachte ich darüber nach, zurück nach Kuba zu gehen, zu meiner Familie. Doch dahin passte ich nicht mehr, ich hatte mich zu sehr verändert. Die vier Jahre Deutschland hatten mich geprägt. Ich wollte nicht mehr in einem Land ohne Freiheit leben. Dann lernte ich meinen heutigen Lebensgefährten Cae kennen. Da wendete sich das Blatt. Er war Musiker in einer Salsa-Band und kannte alle kubanischen Bands. Das war für mich der Wiedereinstieg in meinen Beruf.

Hat sich ihr Musikstil seitdem verändert?

Mit den Veränderungen in meinem Leben, veränderte sich auch mein Musikstil. Unsere Tochter Lia wurde geboren und wir lebten sechs Jahre auf Teneriffa. Beschäftigte ich mich früher noch mehr mit traditioneller Musik aus Kuba, wollte ich nun mein modernes Leben in meiner Musik widerspiegeln. Dieser Bruch war etwas schwierig, aber wir schafften es, auch nach der Rückkehr nach Deutschland immer mehr eigene Stücke zu machen. In den Texten verarbeitete ich auch die Erfahrungen, die ich beim Umzug nach Deutschland gemacht habe. Gefühle, Liebe, Glück, Lebensfreude, aber auch die Frage ‚Wo gehöre ich hin?‘, das schwierige Leben in Kuba oder meine Kindheitserinnerungen werden thematisiert.“

Und wo gehören sie hin?

Ich fühle mich sehr deutsch, habe inzwischen sehr viel Deutsches in mir. Hier in Deutschland leben meine Freunde. Hier haben wir unsere Tochter großgezogen. Ich sehe Kuba heute kritischer als früher. Selbst das kubanische Essen vermisse ich nicht. Ich liebe die deutsche Küche. Nur mit dem Wetter habe ich so meine Probleme – ich vermisse die Sonne so sehr.

Inzwischen haben Sie fünf Alben aufgenommen, sind auch auf den großen Bühnen zu Hause und haben mit Pop-Größen wie Eric Clapton und Bob Geldorf zusammengearbeitet. Worauf darf sich das Velberter Publikum freuen?

Erst einmal auf unsere Band, in der Cae als Gitarrist und Lia an der Geige mitspielt. Es wird für jeden etwas dabei sein, da bin ich mir ganz sicher. Natürlich auch vom neuen Album „Extrãna“. Am besten lässt man sich überraschen. Und ganz wichtig: Ich freue mich, wenn die Leute mittanzen, singen und klatschen. Meine Lieder sollen die Leute berühren. Das Stück ‚„Vive La Vida“ fasst viel von diesem Lebensgefühl zusammen.Wenn ich dann noch in der Pause oder nach dem Konzert mit den Menschen ins Gespräch komme und merke, dass ich sie erreicht habe – dann bin ich glücklich.

Info:
Addys Mercedes, "Extraña-Tour"
Historisches Bürgerhaus Langenberg, Hauptstraße 64 
Beginn: 19 Uhr
Tickets gibt es bei der Velbert Marketing Tourist Info, in allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.neanderticket.de.

Addys Mercedes gastiert im Historischen Bürgerhaus Langenberg und freut sich auf ihr Publikum.
Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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