„Aktion Tschernobyl“ in Niederberg: Mehr als nur Urlaub!

Die Kinder aus der Ukraine und ihre Betreuer beim Besuch des Waldkletterparks.
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Aktion ermöglicht Kindern aus der Ukraine drei Ferienwochen in unserer Region

Bereits zum 25. Mal tummeln sich Kinder aus Kiew in Heiligenhaus und Umgebung. Die „Aktion Tschernobyl“ hat auch in diesem Jahr wieder mit einem bunten, abwechslungsreichen Programm dafür gesorgt, dass für die jungen Russen keine Langweile aufkommt. Möglich sei dies nur dank der großen Unterstützung aus Wirtschaft, Politik, Vereinen und Organisationen sowie dank des tollen Einsatzes der Gastfamilien, die den 15 Kindern und ihren zwei Betreuern für drei Wochen ein Zuhause schenken, betont Gaby Slotta, die diese Aktion seit Beginn federführend organisiert.

Ein Sommertag, wie aus dem Bilderbuch. Lautes Lachen schallt durch den Senderwald am Bismarckturm in Langenberg. Denn: Neben einigen Schulklassen, freuen sich 15 Kinder aus der Ukraine an diesem Morgen unbändig darauf. die Bäume des Waldkletterparks zu erobern. Tatjana Rihovski macht zum ersten Mal bei der Heiligenhauser Hilfsaktion mit und ist Gastmutter. Sie ist Mutter zweier Jungs und freut sich, dem neunjährigen Bogdan eine Reise nach Deutschland ermöglichen zu können. Sie selbst ist vor 22 Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen und hat daher den großen Vorteil, mit ihrem Gastkind russisch sprechen zu können. Während sie über ihre ersten Erfahrungen als Gastmama spricht, bekommen Bogdan und seine Freunde eine ausführliche Sicherheitseinweisung für das bevorstehende Kletter-Event. „Bogdan hat sich gut bei uns eingelebt“, so Rihovski. „Er stürzt sich auf alles Süße, liebt Joghurts, Chips, Limo und natürlich Gummibärchen. Solche Dinge gibt es kaum in der Ukraine. Aber auch Grundnahrungsmittel sind knapp. Brot ist sehr teuer und Fleisch gibt es kaum.“ Die Not in dieser Gegend sei immer noch groß, Lebensraum knapp und die Aussicht, einmal Urlaub im europäischen Ausland zu machen, sei für die Kinder utopisch, denn die meisten jungen Ukrainer stammen aus Familien, die zum Teil immer noch unter den Nachwirkungen der Reaktor-Katastrophe im Jahr 1986 leiden.

Die Kinder genießen ihren Ausflug in den Waldkletterpark

Doch diese Probleme rücken für Bogdan und seine Freunde an diesem Sommermorgen in den Hintergrund. Ausgelassen toben die Kinder durch den Senderwald und zügig erklimmen sie in Gruppen und unter Anleitung die ersten hohen Bäume. Bald schon hangeln sich die Kinder geschickt von Baum zu Baum, überwinden erste Unsicherheiten und haben vor allem eins: Sehr viel Spaß! „Der Klettertermin mit der SPD ist sehr beliebt bei den Kindern“, so Gerd Slotta, der gemeinsam mit seiner Frau das Projekt seit Beginn begleitet. „ Aber auch alle anderen Termine tragen dazu bei, dass sich die Kinder prächtig amüsieren und ihre Alltagssorgen vergessen können.“

Das Programm kann sich auch 2018 wieder sehen lassen: Fliegen auf dem Meiersberg mit den Sportfliegern Niederberg, Tennis spielen mit der Frauen Union Heiligenhaus beim TC Rot-Weiß, ein Besuch im Neanderthal-Museum mit Landrat Thomas Hendele, Grillen bei den "Demonic Heads", Kegeln bei den Sportkeglern, eine Shoppingtour oder der Besuch des Movie Parks in Bottrop – der Terminkalender für die drei Wochen ist gespickt mit Highlights. Nicht zu vergessen: Der erste hochoffizielle Termin der Reisegruppe aus der Ukraine, der Empfang bei Bürgermeister Michael Beck im Heiligenhauser Rathaus.
Grillabende und Schwimmnachmittage sorgen darüber hinaus dafür, dass sich die kleine Gemeinschaft besser kennenlernt. Viele der Betreuer kennen sich bereits, denn ein Großteil der Gasteltern, Sponsoren und Betreuer ist schon seit vielen Jahren bei der Sache. Die Gastfamilien sind meist Wiederholungstäter, einige schon mehr als acht Jahre dabei. Bei den einen stehen die Kinderzimmer leer und werden für drei Wochen wieder mit Leben gefüllt, bei den jungen Familien freuen sich die Kinder auf neue Freunde aus der Ukraine.

Die Kinder verlassen Deutschland mit tollen Erinnerungen im Gepäck

Wichtig ist allen Beteiligten der Hilfsaktion der enge Kontakt untereinander. Das bestätigen auch die beiden russischen Betreuerinnen, die gemeinsam mit den Kindern angereist sind. Die Deutschlehrerin Oxana ist zum zweiten Mal dabei und Tatjana sogar seit der Anfangszeit. „Für unsere Kinder ist das eine große Chance. Sie nehmen hier etwas für ihr ganzes Leben mit“, so Tatjana. „Ein fremdes Land, eine andere Kultur, neue Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen – das sind ganz viele positive Eindrücke. Und ganz wichtig: Sie erfahren hier ganz viel Liebe in ihren Gastfamilien. Mit diesen Erinnerungen im Gepäck verlassen sie Deutschland wieder und dieser positive Blick auf das Land wird ihr Leben lang bleiben.“ Auch für Gastmutter Tatjana Rihovski steht fest, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei ist. „Die Kinder nehmen viel mit, aber sie geben auch viel. Für meine Söhne ist es eine wichtige Erfahrung zu sehen, wie andere Kinder leben.“

Information:
Wer sich ebenfalls vorstellen könnte, ukrainischen Kindern im nächsten Jahr ein Zuhause auf Zeit zu geben oder diese Aktion gerne unterstützen möchte, meldet sich bei Gaby Slotta unter Tel. 02056/4422 oder unter gaby.slotta@gmx.de.

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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