Vorgestern in der S-Bahn...

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... wurde die S9 kurz hinter der Wülfrather Haltestelle erst langsamer und blieb dann auf freier Strecke stehen.
Über den Lautsprecher kam die Durchsage: "Es gibt eine Verzögerung, eine Person mit Hund auf den Gleisen wurde gemeldet."
Mein erster Gedanke: "Och nee - hoffentlich sind die bald weg."
5 Minuten später die neue Meldung: "Person und Hund befinden sich noch immer auf den Gleisen."
Jetzt wurde es interessant, denn fast jeder Fahrgast holte, so er es nicht schon in der Hand hielt, sein Handy aus der Tasche und rief zuhause an.
Rechts neben mir konnte ich hören: "Es tut mir so leid Liebes, ich komme schon wieder später und hole dich dann bei Frau M. ab."
Er steckte das Telefon ein und erzählte seinem Gegenüber, dass er heute endlich mal wieder pünktlich Feierabend gemacht und sich auf den Abend mit seiner Tochter gefreut hätte.
Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete westseits die untergehende Sonne. Andere dösten vor sich hin und es wurde sehr still.
Wieder eine Durchsage: "Ich muss Ihnen mitteilen, dass die Strecke inzwischen gesperrt ist, weil weder die Frau noch ihr Hund gefunden wurden."
Na super, das kann sich hinziehen!
Es wurde unruhig im Wagon. Wer ein Smartphon in der Tasche hatte, spielte. Die elektronisch weniger gut aufgestellten Mitreisenden konnten nur weiter vor sich hin oder in die Scheibe starren - inzwischen war es dunkel.
"Gut, dass ich mir auf dem Weihnachtsmarkt den Glühwein verkniffen habe, in der Bahn gibts ja keine Toiletten mehr", hörte ich von irgendwo hinten eine Frauenstimme.
Nach einer gefühlten dreiviertel Stunde wieder ein Lebenszeichen des Lokführers: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir fahren jetzt im Schritttempo weiter, die Frau und ihr Hund wurden noch nicht gefunden. Die Strecke ist hier sehr dunkel, die Beleuchtung der Bahn reicht nicht aus und es könnte sein, dass ich plötzlich bremsen muss."
Gespannte Stimmung breitete sich aus, während der Fahrer die Bahn vorsichtig "Schritt für Schritt" in Richtung Velbert fuhr.
Plötzlich ein Quieken von irgendwoher und Schrecken in den Augen der Menschen. Kam das von draußen oder aus einem Smartphon?
"Tja, wenn das der Hund war, war der aber nicht groß" war die Meinung des Mannes gegenüber und damit das Eis gebrochen. Gemeinsam überlegten wir, ob es wohl das Quieken eines Dackels gewesen und ob so ein kleiner Hund außerhalb überhaupt zu hören sei. Ein anderer Mitreisender gab zu bedenken, dass ein Dackel nicht besonder pfiffig und auch lahm ist, sodass es seiner Besitzerin sicherlich schnell gelungen wäre ihn einzusammeln. Für ihn sei nur ein entlaufener Windhund vorstellbar, der im gestreckten Galopp vor der Bahn herlief. Auch ein interessanter Gedanke!
Gibt es auf dieser Waldstrecke nicht auch Rehe, Wildschweine und Hasen? "Hasen sind kein Problem", hörte ich hinter mir.
Die Phantasie der Menschen um mich herum steigerte sich immer weiter ins Absurde und kaum jemand konnte sich ein Kichern verkneifen.
Dann endlich die Durchsage: "Die Strecke ist freigegeben und wir können die Fahrt wie gewohnt fortsetzen."
Schade, an der nächsten Station musste ich aussteigen - nette Leute in der S-Bahn!

Autor:

Gabriele Pohley aus Velbert-Neviges

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