Landwirte und Elterninitiative kämpfen gemeinsam um die Kleine Höhe

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"Es kann nicht sein, dass wir Landwirte immer alles ausbaden müssen", ärgert sich Tim Neues von der Ortsbauernschaft Wuppertal. Gemeinsam mit weiteren Landwirten, Anwohnern und Interessierten kam er jetzt an der "Kleinen Höhe" zusammen, um sich über die Pläne für dieses Gebiet auszutauschen. "In Nordrhein-Westfalen werden täglich 15 Hektar Land zubetoniert und bebaut. Das können wir uns einfach nicht mehr erlauben", so der Milchbauer weiter. "Fläche ist nicht vermehrbar und wir können einfach nicht auf mehr auf weitere fruchtbare Böden verzichten!"

Mit Nachdruck möchten die Landwirte nochmal auf die Problematik aufmerksam machen, die durch den Bau der Forensik auf dem Gebiet "Kleine Höhe" an der Stadtgrenze von Wuppertal und Neviges entsteht. "Der Bebauungsplan sieht vor, dass zehn der insgesamt 50 Hektar dafür erschlossen werden sollen", so Carsten Bröcker vom Gut Zur Linden, dessen Rapspflanzen derzeit auf einem Teil dieser Fläche blühen. "Es riecht auch richtig schön nach Rapsblüte", so Neues. "Doch wer weiß, vielleicht ist das schon sehr bald nicht mehr so."
Die Landwirte der Ortsbauernschaft ärgern sich nicht nur darüber, dass ein so schönes, wertvolles und auch fruchtbares Stück Natur einfach durch eine Bebauung ,verschandelt' werden soll, es geht ihnen selbstverständlich auch um ihre Existenzgrundlage. "Die Bürger wünschen sich regionale Produkte, doch wie soll das möglich sein, wenn wir Landwirte immer weniger Fläche zur Verfügung haben, um diese anzubauen?", fragt Karl Heinz Reuter, der auch unmittelbar betroffen ist. Derzeit baut er Futter-Mais auf einem Teil der betroffenen Fläche an. "Wir brauchen einen gewissen Flächenpool, auf dem wir rotieren können, um den Bedarf abzudecken", sagt Bröcker. Dem stimmt auch Milchbauer Bernd Steinmann zu. "Im schlimmsten Fall, kann ich nicht mehr genug Futter für meine 200 Kühe anbauen und muss den Kuhbestand abstocken." Und das könne letztendlich dazu führen, dass sein Hof nicht mehr wirtschaftlich rentabel geführt werden kann.

"Wir stellen nicht infrage, dass es eine Forensik geben soll. Solch eine Klinik ist wichtig für die Patienten und die Bevölkerung", so Neues weiter. "Wir kritisieren, dass diese Landschaft zerstört werden soll, wenn es doch genügend brach liegende Flächen gibt, die sich eignen, sogar geradezu auf eine neue Nutzung warten." Eine Forensik brauche weder einen besonders fruchtbaren Boden noch einen Bachlauf, warum also die "Kleine Höhe" mit all ihren Schönheiten zerstören? Denn sollte es zum Bau des Klinikgebäudes kommen, bleibe es nicht bei den zehn Hektar, die der Bebauungsplan vorsieht, das ist für die Landwirte nicht schwer abzuleiten.

"Die Entwässerung stellt dann ein weiteres Problem dar. Es müssen Leitungen gelegt werden, damit das ganze Abwasser abgeführt werden kann", erläutert Carsten Bröcker, der weiß das eine Bebauung der Kleinen Höhe schon seit 40 Jahren immer wieder im Gespräch ist. "Der logische Weg wäre bergabwärts nach Velbert. Doch die Stadt Velbert hat diesbezüglich schon angekündigt, nicht mit dem Land kooperieren zu wollen", weiß der Landwirt. "Also muss es zur Anlage nach Essen-Kupferdreh geleitet werden." Wie das umgesetzt werden soll, sei noch fraglich. Sowieso werden den Landwirten all ihre kritischen Nachfragen selten beantwortet. "Wir wissen, dass 30 weitere mögliche Standorte für die Forensik geprüft worden sind", sagt Karl Bröcker. "Wo die alle sein sollen, kann uns aber keiner sagen."

Auch die Elterninitiative "Keine Forensik auf der Kleinen Höhe" hat sich der Ortsbauernschaft Wuppertal angeschlossen. "Unser ursprünglicher Grundgedanke war ein anderer, wir hatten ehrlich gesagt Angst davor, die Patienten so nah an unseren Kindern zu haben", gibt Anna Malert von der Initiative offen zu. "Doch nachdem wir uns intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt haben, sehen wir das Problem nicht mehr in der Klinik an sich, sondern in der Zerstörung dieses Naherholungsgebietes." Das wolle man verhindern. "Wir haben in den vergangenen Wochen 19.000 Euro gesammelt, viele Bürger haben gespendet", so Malert. "Von dem Geld möchten wir selber unabhängige Gutachter bezahlen und auch einen qualifizierten Anwalt." Je nachdem was sich bei der Offenlegung des entsprechenden Bebauungsplanes herausstellt. Dieser soll im Sommer für die Bürgerschaft einzusehen sein. "Wir werden diese Machenschaften jedenfalls nicht stillschweigend hinnehmen, sondern mit sachlichen Argumenten aufzeigen, welch ein Fehler die Bebauung der Kleinen Höhe wäre!"

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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