Mariendom Neviges: Probesanierung startet

Die seit 2010 laufenden Planungen zur Abdichtung des Betondachs auf dem Nevigeser Mariendom stehen vor dem Abschluss. Jetzt beginnt eine Probesanierung auf einem kleinen Teil des Daches.

Die besondere Herausforderung für die Projektbeteiligten – das Architekturbüro Peter Böhm, das Ingenieurbüro Horz + Ladewig sowie das Institut für Bauforschung Aachen – besteht in der Behebung eines Konstruktionsproblems an der weltberühmten Architektur-Skulptur des Pritzker-Preisträgers Professor Gottfried Böhm. 1966 wurden die ursprünglich geplante Dacheindeckung mit Bleiplatten (auch aus Kostengründen) nicht ausgeführt, sondern die Dachflächen mit wasserundurchlässigem Beton konstruiert. Von Beginn an war klar, dass es bei dem vielfach statisch unbestimmten Faltwerk kleine Risse auf Grund vorhandener Temperaturspannungen geben würde. Eine 1986 durchgeführte Abdichtung mittels Epoxidharz-Überzug brachte keinen Erfolg. Stattdessen wurde das Bauwerk in seiner optischen Integrität - der Gestaltung von Wand- und Dachflächen „aus einem Guss“ - erheblich beeinträchtigt. In der Folge wurde das Bauwerk mit der Auflage einer Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes unter Denkmalschutz gestellt.
Nach Durchführung vielfältigster Untersuchungsreihen ist es dem Sohn des Urheber-Architekten, Peter Böhm, gelungen, mit einer Carbonfaser-verstärkten Spritzbetonbeschichtung eine Lösungsmöglichkeit für das geschilderte Problem zu entwickeln. Das Verfahren macht sich die extreme Zugfestigkeit von
Carbonfaser-Geweben zunutze, mit der die unvermeidlichen Konstruktionsrisse auf eine Vielzahl kleinster, nicht wasserführender Haarfugen verteilt werden.
Nach Entfernen der Epoxidharz-Beschichtung werden vorhandene Korrosionsschäden im Beton saniert, Risse abgedichtet und eine Spritzmörtelschicht mit doppelter Carbonfaser-Bewehrung appliziert. In Struktur und Körnung soll die Deckschicht der vorhandenen Wandoberfläche angepasst werden. Diese Arbeiten einschließlich Gerüststellung werden durch die Firma Torkret, Essen, ausgeführt.
Eng begleitet wird die Sanierung von dem städtischen Denkmalpflegeamt und dem Landeskonservator. Die Kosten für die Gesamtsanierung des nahezu 2.750 Quadratmeter messenden Daches belaufen sich auf ca. drei Millionen Euro (einschließlich Planungs- und Untersuchungskosten). Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Kulturstaatsministers, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der Wüstenrot-Stiftung. Den Hauptteil der Sanierungskosten trägt das Erzbistum Köln.
Zunächst ist ab September vorgesehen, lediglich das ca. 300 Quadratmeter messende Dach über der südlichen Sakramentskapelle in Angriff zu nehmen. Hier sollten Erfahrungen mit der Aufbringung der Beschichtung, Einbettung des Carbongewebes sowie der Oberflächenbehandlung gewonnen werden. Diese Arbeiten werden innerhalb der kommenden zehn Wochen abgeschlossen sein. Die klimatischen Rahmenbedingungen der nächsten Bewitterungsperiode sollen auch Aufschluss über das konkrete Materialverhalten und seine prognostizierte Lebensdauer bieten. Im kommenden Jahr soll, bei zufriedenstellenden Ergebnissen dieser Probe-Sanierung, die Gesamtmaßnahme fertiggestellt und das Domdach nachhaltig abgedichtet sein.
Auf einer, vom Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege initiierten und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützten Fachtagung in den Räumlichkeiten der Pfarrgemeinde am 26. September zur Thematik von Betonsanierung, wird auch das Projekt am Mariendom im Detail erläutert werden. Das berühmte Bauwerk in Neviges hat ein undichtes Dach. Foto: Archiv/Bangert

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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