Wissenswertes zur Velberter Gießereigeschichte in passende Form gebracht

29. Juni 2017
19:00 Uhr
Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum, 42551 Velbert
Dr. Jutta und Jürgen Scheidsteger an der alten, rund 200 Kilogramm schweren Gießerkanne, mit der früher die glühende Schlacke transportiert wurde. Der Besucher kann anhand dieses Karrens nachempfinden, wie schwer und kräftezehrend die Arbeit in einer Gießerei war.
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  • Dr. Jutta und Jürgen Scheidsteger an der alten, rund 200 Kilogramm schweren Gießerkanne, mit der früher die glühende Schlacke transportiert wurde. Der Besucher kann anhand dieses Karrens nachempfinden, wie schwer und kräftezehrend die Arbeit in einer Gießerei war.
  • hochgeladen von Maren Menke

Sehenswerte Exponate im Museum sind zwar nicht aus einem Guss, aber aus einer Stadt

"Velbert – einst bedeutender europäischer Gießereistandort" lautet der Titel einer neuen Ausstellung, die im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum, Oststraße 20 in Velbert, zu sehen ist. Der Bergische Geschichtsverein/Abteilung Velbert-Hardenberg lädt Interessierte zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 29. Juni, um 19 Uhr ein. Von da an sind die Exponate, Bilder und Dokumente bis zum 27. Oktober zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums zu sehen.

Die zweite Ausstellung des Vereins - im Sonderraum in der ersten Etage des Museums - zeigt auf, welch große Bedeutung die Eisen- und Tempergießereien in der Vergangenheit in Velbert hatten. "Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts exportierten sie in ferne Länder", so Dr. Jutta Scheidsteger, erste Vorsitzende. Das zeigt unter anderem ein Bild aus einer Festzeitschrift der ehemaligen August Engels GmbH. Ob Australien, Amerika oder Länder in Europa - die Gussteile aus Velbert wurden weltweit geschätzt. So belieferte die August Engels GmbH zum Beispiel in den 60er-Jahren VW mit Bremstrommeln. "Wenn man bedenkt, dass ein Auto jeweils vier Bremstrommeln benötigt und zu dieser Zeit täglich 5.000 neue VWs vom Band gingen, ist das schon eine sehr beeindruckende Zahl!"

Aber nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in weiteren Wirtschaftszweigen waren die Gussteile aus der Stadt der Schlösser- und Beschläge gefragt. "Velbert war einst der größte Gießereistandort Europas", weiß Jürgen Scheidsteger, der gemeinsam mit seiner Frau sowie den weiteren Mitgliedern des Bergischen Geschichtsvereins die Sonderausstellung vorbereitet hat.

Besucher der letzten Ausstellung gab des Anstoß

"Ein Besucher unserer letzten Ausstellung zur ehemaligen Industrielandschaft der Stadt Velbert brachte uns auf diese Idee", informiert die Vorsitzende. "Er bedauerte, dass es nicht mehr über die ehemaligen Gießereien zu erfahren gibt." Und so stürzten sich die Vereinsmitglieder der Abteilung Velbert-Hardenberg vor rund neun Monaten in die Recherche, riefen Bürger und Unternehmer auf, nach hilfreichen Dokumenten und Bildern zu suchen, informierten sich im Stadtarchiv und im Archiv des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums. "All das, was so zusammen gekommen ist, lässt sich gar nicht ausstellen", freut sich Dr. Jutta Scheidsteger über die Vielfalt an informativen Dokumenten. Ergänzend zu der Ausstellung gibt es daher auch eine Sonderbroschüre zu dem Thema. Sie umfasst 92 Seiten und ist im Museum, beim Bergischen Geschichtsverein sowie im örtlichen Buchhandel zu erwerben.

Fotos, Festzeitschriften, Postkarten und in Velbert angefertigte Eisen-Teile

Neben Fotos von Mitarbeitern der Gießereien, Bildern der einzelnen Gießereistandorte, Postkarten mit Aufträgen und Festzeitschriften der Unternehmen sind in der Sonderausstellung auch Schlüsselbäume sowie weitere in Velbert angefertigte Eisen-Teile zu sehen. Dazu wird mit kurzen Begleittexten informiert. "Auch zu sehen ist die Krone des ehemaligen Kaiser Friedrich Denkmals, das in der Nähe der Christuskirche stand", so Scheidsteger. Während die Statur an sich im Krieg eingeschmolzen wurde, sei die Krone aus dem Sockel erhalten geblieben. "Unsere Friedrichstraße ist nach diesem Kaiser benannt."
Ebenfalls wird eine Auswahl an Gussteilen präsentiert, außerdem ist eine alte, rund 200 Kilogramm schwere Gießerkanne ausgestellt mit der früher die glühende Schlacke transportiert wurde. Der Besucher kann anhand dieses Karrens nachempfinden, wie schwer und kräftezehrend die Arbeit in einer Gießerei war. "Im Zweiten Weltkrieg wurden in Velbert auch Panzerketten hergestellt und danach verschiedene Haushaltsgeräte wie eine Nudel-Maschine oder ein Fleischwolf."

Erste Eisengießerei von Winfried Ohren

Die alten Fotos und einzigartigen Dokumente geben einen Einblick in das einstige blühende Velberter Gießereiwesen. "In den 1960er Jahren waren rund 70 Gießereien in Velbert ansässig." Die Geschichte der Gießereien begann aber schon im Jahr 1851 mit der ersten Eisengießerei von Winfried Ohren. Heute existiert noch eine Eisengießerei in Velbert. "Die frühere Gießerei BME gehört inzwischen zur Unternehmensgruppe Ralf Mewes/Gestaguss. Sie hat für die Ausstellung auch ein außergewöhnliches Gussteil zur Verfügung gestellt, dessen Fertigungsschritte ebenfalls aufgezeigt werden", so die Vorsitzende weiter.

Schmalzbrot und Flensburger mit Plopp-Verschluss

Interessierte sind zur Eröffnung am Donnerstag, 29. Juni, eingeladen. "Passenderweise soll es dabei Schmalzbrot und Flensburger mit Plopp-Verschluss geben", kündigt Dr. Jutta Scheidsteger an, die auch auf das Begleitprogramm zur Ausstellung verweist.

Begleitprogramm:
-Betriebsbesichtigung bei Vitz-Metallguss am Mittwoch, 5. Juli, sowie Donnerstag, 6. Juli; eine Anmeldung ist über die ausliegenden Listen im Museum oder unter vorsitzender@bgv-velbert-hardenberg.de möglich.
-"Die einstige Erfolgsgeschichte der Velberter Gießereien" - Talkrunde mit Horst Jörg und Jürgen Wesoly im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum am Donnerstag, 7. September, um 19 Uhr.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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