Auch ein „Nein“ gab es schon - Bernd Ewald ist seit 20 Jahren Standesbeamter

Routine hat Bernd Ewald nach mehr als 3.000 Trauungen gesammelt. Und dennoch ist keine Trauung wie die andere. Fotos: Bangert
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  • Routine hat Bernd Ewald nach mehr als 3.000 Trauungen gesammelt. Und dennoch ist keine Trauung wie die andere. Fotos: Bangert
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Seit 20 Jahren ist Bernd Ewald Standesbeamter. Mehr als 3.000 Trauungen hat er in Velbert durchgeführt - und dabei die eine Kuriosität erlebt.

„Es hat schon mal ein Mann ,nein‘ gesagt“, lässt der Standesbeamte gleich zu Beginn des Gespräches die Bombe platzen. Diesen Moment wird Ewald wohl nie vergessen. „Die vor Schreck weit aufgerissenen Augen der Braut sind mir bis heute in Erinnerung.“ Gut, dass er diesen ,Worst Case‘ zuvor gedanklich schon einige Male durchgespielt hatte. So konnte Ewald souverän feststellen, „dass hier und heute keine Ehe geschlossen wird“.

Übrigens nicht das einzige Mal, dass die Heirat kurzfristig abgesagt wurde. „Es ist auch schon vorgekommen, dass eine Braut um 8 Uhr an meine Tür klopfte und sagte, dass sie nicht heiraten will. Die Trauung war für 9 Uhr angesetzt, sie hatte sogar schon ihren Brautstrauß in der Hand.“

Wieder andere erschienen gar nicht erst. Im Gegenzug gibt es auch Männer und Frauen, die Ewald nicht zum ersten Mal traut. Der Rekord: Ein Paar hat dreimal „ja“ gesagt. Wohlbemerkt, immer in der gleichen Besetzung. Überhaupt sind viele Heiratswillige Wiederholungstäter: 41 Prozent der Bürger, die in 2012 in Velbert „ja“ gesagt haben, taten dies zum wiederholten Male. Ewald nimmt‘s gelassen: „Ich finde das nicht schlimm. Ich leb‘ schließlich davon.“

Es gibt aber auch Momente, die Ewald nicht hinnehmen kann. „Bei Trauungen habe ich das Hausrecht. Das heißt, ich kann Leute des Raumes verweisen. Das war notwendig, als ein Gast während der Trauung an sein Handy ging und telefonierte. Als er trotz Ermahnung weitersprach, musste er gehen.“
Dass Trauungen nicht immer ein schönes Ereignis sein müssen, erlebt Ewald hin und wieder, wenn er schwerkranke Menschen im Krankenhaus, im Altenheim oder zu Hause traut. „Da spielt der letzte Wille eine Rolle. Einmal hat eine anwesende Ärztin sogar geweint“, erinnert sich der Standesbeamte. Meist hält das Eheglück in diesen Fallen nicht länger als vier Wochen.

Glück und Trauer liegen nah beieinander: In einem anderen Fall wollte eine hochschwangere Frau noch unbedingt vor der Geburt heiraten, das hat aber nicht geklappt: Sonntags wurde das Kind geboren, montags sagten die Eltern leicht angeschlagen „ja“.
Übrigens entscheiden sich die meisten Paare für einen einheitlichen Familiennamen. Im Jahr 2012 waren es in Velbert 89 Prozent der Paare, davon wiederum nahmen 92 Prozent den Namen des Mannes an. Sechs der über 300 Trauungen waren gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Die Altersstruktur ist sehr heterogen: Während das jüngste Paar, das Ewald jemals getraut hat, 18 Jahre alt war, war der älteste Bräutigam 86 Jahre, die älteste Braut 81.

In den vergangenen 20 Jahren konnte der Standesbeamte einige Veränderungen festmachen. „Die Gesellschaften werden immer größer. Häufiger kommt Live-Musik, beispielsweise vom Opernsänger, Posaune oder Dudelsack hinzu.“
Eines ist aber bei all den Trauungen seltsamerweise noch nie passiert: „Die Ringe wurden noch nie vergessen“, wundert sich Ewald.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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