Diskussion um zeitweise Schließung der Frauenklinik

Das Klinikum wird wegen der zeitweisen Schließung der Frauenklinik heftig kritisiert. | Foto: Archiv/Bangert
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Heftige Kritik am Helios-Klinikum Niederberg

"Vom 18. bis zum 26. August muss die Frauenklinik des Helios-Klinikums Niederberg leider geschlossen bleiben", teilt das Klinikum mit. Das hat online schon für heftige Diskussionen und Kritik gesorgt.

Worum geht es überhaupt? Die Frauenklinik schließt vom 18. bis zum 26. August, der Kreißsaal bereits am 15. August. Ab diesem Tag können sowohl Entbindungen als auch Notfälle nicht mehr angenommen und versorgt werden. „Es ist unser oberstes Ziel, für unsere Patientinnen die bestmöglichste Versorgung sicherzustellen. Aufgrund aktuell hoher personeller Engpässe, können wir dies momentan nicht garantieren und haben uns deshalb zum Wohl der Endbindenden zu dieser Maßnahme entschlossen“, erklärt Dr. med. Gerd Degoutrie, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
"Wir nehmen unseren Anspruch, die bestmöglichste Versorgung für unsere Patienten sicherzustellen, sehr ernst. Die Entscheidung zur vorübergehenden Schließung wurde ausdrücklich zum Wohl der Endbindenden und ausschließlich aus dem Grund getroffen, dass wir diese Garantie in der vorliegenden Situation nicht hundertprozentig geben können", ergänzt Nadine Formicola, Pressesprecherin des Klinikums. 
Neben Äußerungen auf Facebook wie "Da scheint das Budget Vorrang vor der Versorgung der Bevölkerung zu haben!" oder "Das ist doch wirklich unglaublich, dass nicht mal Notfälle versorgt werden!", zeigt sich auch die SPD Velbert empört und fordert in einer Pressemitteilung die Geschäftsführung auf, die Entscheidung zur zeitweisen Schließung zurückzunehmen und aus anderen Kliniken Personal heranzuziehen. "Immerhin wirbt der Helios-Konzern mit den Vorteilen seiner gut ausgebauten und professionellen Strukturen", so die SPD.

Entscheidung nicht leichtfertig getroffen

"Selbstverständlich haben wir diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Es wurde im Vorfeld und wird auch gegenwärtig durch die Klinikgeschäftsführung, den zuständigen Chefarzt sowie die Personalleitung alles getan, um die temporäre Schließung der Frauenklink gegebenenfalls doch noch (zumindest teilweise) kompensieren zu können", sagt die Pressesprecherin des Klinikums. "Wir haben bereits – entgegen vieler Behauptungen – in allen anderen Helios-Kliniken mit einer Frauenklinik/Geburtshilfe in NRW angefragt und um Unterstützung gebeten. Leider ist auch dort die Situation, wie in nahezu allen Krankenhäusern in Deutschland, aktuell so, dass sie uns diesmal leider nicht helfen können." Zudem sei das Einspringen von Mitarbeitern aus anderen Kliniken natürlich nicht einfach ohne deren Einverständnis möglich. Einen Mitarbeiter etwa aus Wuppertal kurzfristig nach Velbert zu „zitieren“ funktioniere also auch nicht, ganz gleich wie stark das Netzwerk ist. Formicola: "Wir können und wollen die Mitarbeiter nicht wie Schachfiguren von einer Stadt zur anderen schieben, die Mitarbeiter haben schließlich einen Arbeitsvertrag mit der jeweiligen Klinik."
Alle bereits geplanten Sprechstunden werden übrigens wie gewohnt stattfinden. Ambulante Operationen können zwischen dem 14. August und 17. August ebenfalls noch erfolgen. Entbindungen werden noch bis zum 14. August, 8 Uhr, angenommen. Am 27. August, ab 7.30 Uhr, wird der Betrieb wieder wie gewohnt aufgenommen und die Frauenklinik sowie der Kreißsaal wieder vollumfänglich zur Verfügung stehen. Die Patientinnen der Geburtsklinik des Helios-Klinikums Niederberg haben im gesamten Zeitraum die Möglichkeit, sich in der Frauenklinik des Helios-Universitätsklinikums Wuppertal versorgen zu lassen. 

Die SPD äußert sich in ihrer Pressemitteilung auch über die Gesundheitspolitik im Allgemeinen: 
"Doch nicht nur der privatwirtschaftliche Helios-Konzern steht in der Kritik der Sozialdemokraten, auch die Bundesregierung um den zuständigen Minister Jens Spahn (CDU). Die Velberter Genossen sehen in der Gesundheitspolitik große Missstände. Die Kommunen werden seit Jahren nicht mehr unterstützt, ihre Krankenhäuser zu erhalten. Die klammen Städte können den wirtschaftlichen Druck leider nur mittels Privatisierungen schultern, geben dabei aber den Druck auf die Mitarbeiter weiter. Und auch der Ärztemangel ist selbstgemacht: Durch die hohen Zulassungsbeschränkungen an den Universitäten können viele junge Menschen ihren Traumberuf gar nicht erst erlernen. Das Problem ist seit langen Jahren bewusst, doch es ändert sich zu langsam. Und auch in der Krankenpflege gibt es Personalprobleme. Hier ist Politik und Wirtschaft in der Verantwortung schnell Besserungen zu erreichen. Der neuerliche Besuch einer Pflegeeinrichtung durch die Kanzlerin hilft dabei nicht."

Autor:

Annette Schröder aus Bochum

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