Sein zweites Leben

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Sein Unfall hat die Velberter geschockt: Fabian Hofmann ist im Mai auf dem Schulweg mit seinem Motorrad gestürzt und von zwei Traktorreifen überrollt worden. Nach sieben Monaten Krankenhausaufenthalt kann er Weihnachten nun im Kreise seiner Liebsten zu Hause feiern.

Von Miriam Dabitsch

Langenberg. Geschickt lenkt Fabian den Rollstuhl durch die elterliche Wohnung in Bonsfeld. Seine Freundin Julie ist da - wie an jedem Tag seit dem verhängnisvollen Unfall - sein Papa schraubt mit Nachbar Stefan Michalski an den neuen Möbeln herum. Auch Fabian greift zum Hammer. "Gestern hat er seinen Schreibtisch selbst montiert", berichtet Papa Holger stolz. Mit der Rückkehr des Sohnes scheint Normalität Einzug in das Leben der Familie zu halten. Und doch ist nichts mehr, wie es war.
Es war der 18. Mai, als Fabian mit seiner neuen, gedrosselten 125er den Schulweg nach Neviges antrat. Am Tutwelm (Hauptstraße) fuhr er in eine durch parkende Autos verursachte Engstelle ein. "Ich war schon drin, als der Traktor einfuhr." Er bremste, stürzte, und merkte, wie der Traktor über seinen Rumpf fuhr, zweimal. "Ich dachte, das sind meine letzten Sekunden", erinnert sich der Langenberger, der alles miterlebte, ohne ohnmächtig zu werden. Er habe keine Luft mehr bekommen und sofort eine der beiden Ersthelferinnen, Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes, gefragt, ob sich seine Beine bewegen. "Sie hat Ja gesagt, vielleicht, um mich zu beruhigen." Immer wieder, erinnert sich Fabian, habe er nach dem Rettungswagen gerufen. Als der Notarzt endlich über ihm kniete, sagte er zu dem Verunglückten: "So, Sie werden jetzt schlafen."
Die nächsten Erinnerungen hat Fabian an die Intensivstation, an die drängenden Fragen, die er seiner Mutter aufgeschrieben hat. "Was ist passiert?" Und: "Wo bin ich?" Vier große Operationen, künstliches Koma, ein langer Weg der Reha liegen hinter dem jungen Mann. Seine inneren Verletzungen waren schwerwiegend, alles konnten die Ärzte wieder heilen. Alles, außer das durchtrennte Rückenmark. Er wird nicht mehr laufen können, ist auf den Rollstuhl angewiesen.

Fabian selbst sagt auf die Frage, wie es ihm heute geht: "Gut, eigentlich." Er hat sich mit seiner neuen Situation und seiner Behinderung arrangiert. Dazu beigetragen haben maßgeblich seine Familie, seine Freundin Julie, aber auch der große Zuspruch nach dem Unfall von ihm teils kaum bekannten Menschen. Nur manchmal, an schlechten Tagen, hadert er noch mit seinem Schicksal.
Aber Fabian schmiedet Pläne für die Zukunft: Er hatte im Sommer eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beginnen wollen. "Das will ich immer noch." Im Moment prüft sein Ausbilder, Hardy Süther, ob das auch im Rollstuhl machbar ist. Außerdem will der 17-Jährige bald seinen Autoführerschein machen. "Er ist ein Kämpfer", sagt Papa Holger.

Melanie und Holger Hofmann möchten sich bei allen Menschen bedanken, die in den vergangenen Monaten die Familie und Fabian unterstützt haben. Auf ein Spendenkonto wurden rund 11.000 Euro eingezahlt, von Einzelpersonen, Firmen, eine Kollekte der Gemeinde war darunter. "Mit dem Geld, von dem noch mehr als die Hälfte übrig ist, haben wir Fabian einige Wünsche wie ein neues Handy erfüllt", so Holger Hofmann. Die Familie hat sich ein gebrauchtes, behindertengerechtes Auto angeschafft und einige neue Möbel für Fabian, zum Beispiel einen niedrigen Schreibtisch. Mitschüler haben für Fabian gesammelt, mit dem Geld hat er sich ein IPad gekauft. Nachbarn und Freunde helfen beim behindertengerechten Umbau der Wohnung. "Ohne die ganze Hilfe hätten wir das nicht geschafft", ist Holger Hofmann überzeugt. Kürzlich hat der Familienvater ein Spendenangebot sogar abgelehnt. "Fabian ist bestmöglich abgesichert. Ich habe im Krankenhaus so viel Elend gesehen. Da wäre es mir zuwider, mir etwas aus den Fingern zu saugen, was Fabian noch benötigt. Deshalb habe ich den Spendern gesagt, dass ihr Geld anderweitig besser aufgehoben ist."

Einige Tage nach Nikolaus durfte Fabian das Krankenhaus verlassen. Seitdem hat er sich mit seiner Familie auf Weihnachten vorbereitet. Plätzchen wurden gebacken und auch beim Weihnachtsbaumkauf war er mit in der Schonung. Heiligabend verbringt er mit seinen Schwestern, Eltern, Großeltern und Julie zu Hause. Er darf aussuchen, was es zu essen gibt. "Ist jawohl klar, sonst komme ich nicht", sagt er und grinst.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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