Noch 26 Tage bis zur WM: Ein Volunteer erinnert sich ans Sommermärchen 2006

In 26 Tagen geht es los, die Fußball-WM in Russland startet! Grafik: dab
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Norbert Ullrich ist neben seinem Hauptberuf auch als Fußball-Schiedsrichter aktiv. Beim Sommermärchen 2006 half er als Volunteer mit. Und glaubt zu wissen, warum Deutschland gegen Italien verloren hat.

"Bei der Weltmeisterschaft 2006 war ich Volunteer (Freiwilliger) in der Gruppe Adler. Insgesamt waren wir 18 Leute, ich war der Gruppenleiter. Wir waren zuständig für die Osttribüne. Ein paar von uns betreuten die Aufgänge, andere standen am Spielertunnel und so weiter. Zu unseren Aufgaben gehörte die Fanbetreuung und wir sollten eine besucherfreundliche Atmosphäre schaffen. Als Leiter habe ich unter anderem meine Leute eingeteilt und Kontakt zu den Ordnungs- und Sicherheitskräften gehalten.
Am Anfang war alles sehr streng geregelt und es gab überall viele Kontrollen. Aber von Spiel zu Spiel wurde das lockerer und ich konnte mich überall frei bewegen. In unserer Gruppe haben wir darauf geachtet, dass jeder von uns auch mal ein Spiel sehen konnte. Beim Spiel Deutschland gegen Italien stand ich an der Bande, und ich glaube ich weiß, warum Deutschland das Spiel verloren hat.

Italien-Coach Lippi hat die Schwäche der Deutschen erkannt

Es war ein sehr heißer Tag. In der Verlängerung fiel mir auf, dass Philip Lahm und andere deutsche Abwehrspieler andauernd zur Bank rannten und aus der Pulle getrunken haben. Die haben jede Menge Getränke geschluckt. Marcello Lippi, der italienische Trainer, war bekanntlich ein ganz schönes Schlitzohr. Lippi stand in dieser Spielphase auf der Bank und hat sich angeguckt, was die deutschen Spieler machen. Dann ging auf einmal alles schnell, schnell. Er hat del Piero zu sich gerufen und ihm ein paar Anweisungen gegeben, Pierotta rausgenommen und del Piero aufs Feld geschickt - genau auf die Seite, wo Deutschland schwach war. Und genau da sind kurze Zeit später die entscheidenden Tore gefallen.
In meiner Volunteer-Zeit habe ich viele unvergessliche Erfahrungen gemacht. Bei einem Japan-Spiel zum Beispiel kam eine sehr aufgeregte junge Japanerin mit ihrer Freundin zu mir. Ihr Mobiltelefon war weg und sie konnte es nirgendwo mehr finden. Ich kam dann auf die Idee, einfach mal ihre Nummer anzurufen. Und siehe da, es klingelte direkt neben ihr, in der Tasche ihrer Freundin. Dort hatte sie noch nicht nachgeschaut. Da war die Freude groß und die Japanerin fiel mir um den Hals. So etwas ist in der japanischen Kultur eigentlich absolut unüblich.

Ein Geschenk von Franz Beckenbauer bekommen

Die Zeit als Volunteer war sehr spannend, aber auch sehr anstrengend. Als Gruppenleiter musste ich schon vier Stunden vor dem Spiel da sein und auch noch zwei Stunden nach Ende bleiben. Das natürlich alles neben meiner normalen beruflichen und sonstigen ehrenamtlichen Tätigkeit.
Aber es hat Freude gemacht. Und wir waren auch ein tolles Team. Nach dem Turnier wurden alle Helfer eingeladen und Franz Beckenbauer persönlich hat jedem von uns ein Geschenk überreicht: eine Urkunde und eine Fifa-Uhr mit Signatur." 

Diese und viele weitere Geschichten rund um vergangene Fußball-Weltmeisterschaften sind in dem Buch "Herz-Rasen" des Klartext-Verlags nachzulesen, das Ende Mai auf den Markt kommt. 

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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