Mona Lisas Füße - Ausstellung AUS-gezeichnet zeigt Arbeiten mit Stift und Feder

Dirk Woita - ohne Titel
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Noch bis zum 23. Januar 2016 zeigt der Kunstkreis Wattenscheid Zeichnungen und Zeichenhaftes von 27 Künstlerinnen und Künstlern im Kunst- und Galeriehaus, Lohrheidestraße 57 in Bochum-Wattenscheid in der Ausstellung "AUS-gezeichnet".

Als erste Ideenskizze, als Studie, als Entwurf und Vorzeichnung bildet die Zeichnung das Fundament aller anderen Künste, sie birgt das Konzept. Aber Zeichnungen müssen nicht immer in engerer Beziehung zu anderen Arbeiten stehen. Sie können auch als eigenständige Kunstwerke hervorgebracht werden.

Die Zeichnung ist immer ein intensives Konzentrat der Niederlegung einer bildlichen Vorstellung, die ohne Umwege vom Kopf über die Hand aufs Papier gebracht wird. Zeichnen heißt denken mit dem Stift. In dieser direkten Form wirken Zeichnungen oft persönlicher und leichter als Arbeiten auf Leinwand. Gegenüber dieser, welche manche Korrekturen und Übermalungen ertragen kann, gestattet die Zeichnung häufig keinen zweiten Anlauf und verzeiht keine Fehler. Schließlich haben Zeichnungen für den Sammler den Vorteil, dass die kleineren Formate nicht so viel Platz benötigen und gegenüber der Leinwand auch oft erschwinglicher sind. Viele der großen Kunstsammler haben in jungen Jahren mit Druckgrafiken und Zeichnungen begonnen, ihre Sammlung aufzubauen.

Was sind die Themen und Motive, für die sich die Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung interessieren und die sie zeichnerisch umgesetzt haben? Da ist zunächst einmal die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur im Rahmen von Akt- und Porträtdarstellungen zu nennen. Zwei Aktstudien von Dirk Woita formen zwar die bewegten Körper durch Aquarell und Graphit, lassen dabei doch der Linie und der Farbe gewisse Freiheiten, mit denen die Dynamik der dargestellten Gestalten noch unterstrichen wird. Arbeiten in Kohle und Kreide von Anke Jucknat zeichnen sich durch einfühlsames Suchen nach der jeweiligen Stimmung aus. Ein Rückenakt von Margit Hübner in Tusche gesetzt nutzt das Blau des Zeichenpapiers zur farblichen Steigerung.

Jürgen Hohmann leistet sich gar eine kleine Hommage an einen der größten Zeichner der Kunstgeschichte, Leonardo da Vinci, in dem er einer Computerzeichnung den Titel „Mona Lisas Füße“ verleiht und damit seine Zeichnung in die Nachbarschaft zu Cartoon und Karikatur bringt. Ähnliche Grenzerfahrungen bieten die Arbeiten von Karin Mühlwitz. Ihre Darstellungen von hockenden und sitzenden Kindern sind häufig so ausgelegt, dass sich die Szenerie erst im Auge des Betrachters vervollständigt, die Künstlerin also lediglich andeuten muss, um das Gemeinte zum Ausdruck zu bringen. Bizarr und monströs erarbeitet sich Sandy Schieck phantasievolle Figuren mit Hilfe der Monotypie. In den durch die abgedruckte Farbe entstandenen Fleckenfeldern sucht sie nach prägnanten Erscheinungen und macht diese durch Betonung der Umrisslinien sichtbar. Dagegen ganz in sich ruhend die anbstrakten Tusche und Ölkreidearbeiten von Beate Batiajew, in denen sich die abstrakte Form und die freie Linie in spannungsreicher Wechselwirkung begegnen.

Zeichnen war und ist das Vokabellernen für die Kunst. Und heute? Angesichts der medialen Überfülle, hat es sich am Ende gar AUS-gezeichnet? Zeichnen ist zeitlos, und diese Ausstellung will auch dazu beitragen, diese Zeitlosigkeit zu vermitteln.

Autor:

Dr. Bernd A. Gülker aus Wattenscheid

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