Straßen im Wandel der Zeit (WAT-Serie) Nr. 10

Die Keimzelle der Besiedlung Wattenscheids ist die Kirchenburg, auf der heute die Propsteikirche St. Gerdrudis steht.
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Auf der Kirchenburg:
Die Kirchenburg ist die Keimzelle der Besiedlung Wattenscheids. Die Heimatforscher liegen nicht falsch, wenn sie darauf hinweisen, dass dort schon vor Christi Geburt Menschen gewohnt haben. Der Grund für diese Annahme ist die geographische Lage, die im Ruhrgebiet nur selten in dieser von der Natur begünstigten Topographie zu finden ist. Die Kirchenburg wird von drei Seiten von den Wassern der Radbecke und des Watermannschen Baches umflossen. Der Wattenscheider Bach breitete sich auf dem Mergelboden zu einem sumpfigen Terrain aus. Dabei stieß der Hügelrücken, der sich die Oststraße und die Hochstraße entlang ständig ansteigend ausdehnte, wie ein Sporn nach Westen in das Sumpfland hinein. Diese ideale Verteidigungsmöglichkeit hat der Siedlung den Namen gegeben: Uttanscethe ist eben der Ursprungsname für Wattenscheid und bedeutet, dass es sich um eine Scheide, eben den Hügelrücken, inmitten von Watten, dem Sumpfgebiet handelt. Der Name taucht 882 zum ersten Mal im Heberegister des Klosters Werden auf. Die fränkische Herkunft des Namensteils „scethe“, der in allen Schreibweisen vorkommt, deutet darauf hin, dass Uattascethe schon unter den Sigambrern, den Stammvätern der Franken, gegründet worden ist. Ob sich an dieser Stelle ein germanisches Heiligtum befunden hat, wie manche Forschervermuten, liegt im Dunkeln. Möglich wäre es durchaus, denn was hätte nähergelegen, als sich angesichts der günstigen strategischen Lage dort niederzulassen. Der Ort brauchte lediglich nach Osten auf dem Hügelrücken durch einen Wall und Graben gesichert zu werden. 1977 legte Dr. Isenberg im innern der Gertrudiskirche bei Ausgrabungsarbeiten die Fundamente mehrerer Kirchenbauten frei, die die Besiedlung des Wattenascheider Raumes widerspiegeln. Dabei tauchten die Außenfundamente einer ersten steinernen Kirche mit einer lichten Breite von etwa acht Metern und einer Länge von 14 Metern auf, bei der es sich um eine im 9. Jahrhundert errichtete Saalkirche mit flachen Dach aus fränkischer Zeit handeln musste. Vor dieser Zeit muss man sich aud dem Kirchenhügel eine hölzerne Kirche vorstellen, die der Heilige Swidbert, der Apostel der Wattenscheider, um 690 errichtete und die zu einer der ersten Missionszellen im Brukterergau wurde. Der fränkischen Saalkirche folgte um 1000 eine ottonische Basilika mit einem Mittelschiff von 5,40 Metern Breite und mit Seitenschiffen von zwei Metern. 1450 wurde eine gotische Hallenkirche gebaut. Zwischen 1869 und 1872 entstand die heutige St. Gertrudiskirche, deren Turm-Unterteil noch aus der ottonischen Zeit stammt.

Quellennachweis: Wattenscheider Straßengeschichten
von Franz-Werner Bröker

Autor:

Peter Siama aus Wattenscheid

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