Erste Hilfe für die Seele – Trösten ist Dirk Rupprechts Job beim DRK!

Dirk Rupprecht ist in seiner PSNV-Tätigkeit beim DRK einfach für die Menschen da!
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Betreuungsdienst, Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) oder Einsatz-kräftenachsorge: Hinter den trockenen, funktionalen Begriffen stecken unzählige Schicksale – und immer wieder Situationen, die das Leben von Menschen verändern, manchmal auch komplett umkrempeln. Zum Beispiel für eine Familie, die informiert werden muss, dass der Vater bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde. Oder wie vor einigen Jahren Anwohner, die hilflos mit ansehen mussten, wie bei einem Gebäudebrand in Leithe mehrere Bewohner ums Leben kamen. Opfer und Augenzeugen von Unglücken, wie dem der letzten Love-Parade in Duisburg oder eben auch betroffene Einsatzkräfte: Ihnen allen sind die ehrenamtlichen Frauen und Männer des PSNV-Dienstes des Roten Kreuzes Begleiter, Beistand, Stütze in schweren Stunden. Der Wattenscheider Dirk Rupprecht ist einer von diesen stillen Helfern.

„Wir leisten Erste Hilfe für die Seele“, erklärt der dreifache Familienvater, im beruflichen Umfeld zugleich Klinikseelsorger in einer Essener Klinik. Durch seine drei, allesamt ebenfalls im Jugendrotkreuz und DRK der Hellwegstadt aktiven Kinder, kam er vor einigen Jahren zum Wattenscheider Kreisverband und hat dort neben der Mitarbeit in der Einsatzeinheit nun in der psychosozialen Notfallversorgung und der Einsätzkräftenachsorge „sein“ Aufgabengebiet gefunden, „dass ich gerne in meiner Freizeit im Ehrenamt ausübe.“

"Man muss bei dieser Arbeit mit dem Herzen sehen!"

Mit 30 seiner Mitsteiter ist er zudem auch auf Landesebene in Westfalen-Lippe in eine eigens gegründete PSNV-Einheit eingebunden und steht hier genauso wie bei der Bochumer Notfallseelsorge zeitweise im Bereitschaftsdienst, um Betroffenen, aber auch Helfern in und nach Krisensituationen zur Seite zu stehen. Hierfür durchlief er eine zweijährige Qualifikation und hat auch nun immer noch „vor jeder Bereitschaft und jedem Einsatz Respekt und Hochachtung, denn jeder Einsatz ist anders, weil Betroffene immer unterschiedlich reagieren.“ Man würde in den Fällen auf Menschen treffen, die aufgrund der aktuellen Situation „ohne jede Maske“ seien, die „pur und direkt“ reagieren würden. „Man muss bei dieser Arbeit mit dem Herzen sehen, um dann einen Zugang zum Menschen zu bekommen.“

Wie erklärt man aber das Unbegreifliche? Wie tröstet man Untröstliche? Dirk Rupprecht hat es im Laufe der Jahre gelernt, seine Tätigkeiten als Diakon und Klinikseelsorger haben ihm dabei geholfen. Er begleitet in seiner Tätigkeit beim Roten Kreuz Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, oder durch ein Unglück traumatisiert sind, zurück in die Normalität – ehrenamtlich. Warum? "Ganz einfach, weil ich es kann und will", erklärt er.

Doch was muss ein Krisenhelfer können? Gut zuhören ist wohl Dirk Rupprechts wichtigste Fähigkeit. Der Blick seiner Augen ruht bei einer Unterhaltung auf seinem Gesprächspartner, während er immer aufmerksam lauscht. Und schweigt. Nichts sagen, den Menschen ausreden lassen, das sei wichtig. So hilft er Betroffenen, die schrecklichen Bilder loszuwerden. Wie lange die Betreuung dauert, richte sich dabei nach den Bedürfnissen der Betroffenen, jeder Einsatz verlaufe dabei anders.

Zeit als wichtigstes Werkzeug

"Bisher habe ich immer Zugang zu den Menschen gefunden", sagt Dirk Rupprecht. Er trägt im Einsatz nicht die normale Sanitäteruniform des Roten Kreuz, sondern zudem einer violette Weste. "Mein wichtigstes Werkzeug", sagt Rupprecht, "ist Zeit". Davon braucht er manchmal eine Menge. Ein Unglück ist nun einmal nicht planbar.

Der Aufbau der Psychosozialen Notfallversorgung und Einsatzkräftenachsorge befindet sich noch immer im Aufbau. „Unsere Einheit auf Landesebene soll einmal knapp 50 Einsatzkräfte haben, bisher sind wir bei ungefähr dreißig geschulten Mitarbeitern. Im Umfeld Wattenscheid, Bochum, Herne und Gelsenkirchen bin ich momentan leider noch einer von wenigen PSNV-Aktiven“, berichtet der Rotkreuzler. „Für diese Arbeit muss man auch bereit sein.“

Man muss geerdet sein und die Menschen mögen

Für Menschen in Not seien er und seine Kollegen oftmals ein Licht auf einem dunklen Weg, beschreibt Dirk Rupprecht die Funktion der Krisenhelfer. Wie man es aushält, durchaus viel Leid zu sehen, steht immer als Frage im Raum. „Man muss geerdet sein und Menschen mögen“, erklärt der überzeugte Ehrenamtliche. „Und man lernt mit der Zeit, auf seine Grenzen zu achten und sie einzuhalten.“ Dies schaffe er durch viele Gespräche mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Zudem habe er schon in jungen Jahren erkannt, für andere Menschen da sein zu können und ihnen Kraft zu geben. „Und im Roten Kreuz gibt es eigentlich keine andere Tätigkeit, bei der man näher an den Menschen ist.“

Dies zeige sich auch bei den Mitarbeitern beim örtlichen Roten Kreuz, die ihm manchmal „auch etwas Privates verraten, Probleme und Sorgen schildern. Dies zeugt von Vertrauen und macht mich einfach stolz“, resümiert Dirk Rupprecht und freut sich still über die gestiegene Akzeptanz seiner Tätigkeit, die ihm zwar keinen „Spaß“ mache, aber ihn unheimlich erfülle.

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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