Politik total überrascht: Hollandschule wird Asylantenheim

Die ehemalige Hollandschule wurde als befristete Flüchtlingsunterkunft ausgeguckt.
  • Die ehemalige Hollandschule wurde als befristete Flüchtlingsunterkunft ausgeguckt.
  • hochgeladen von Wolf-Dedo Goldacker

In der Gerüchteküche pfiffen es bereits die Spatzen in der letzten Woche von den Dächern: Die ehemalige Hollandschule in Leithe (Fröbelstraße) wird als Flüchtlingsheim hergerichtet. Die Bochumer Verwaltung war bereits seit dem 7. November damit beschäftigt, die entsprechenden baulichen Voraussetzungen herzustellen.

Die klammheimlichen Vorbereitungsarbeiten wurden in aller Stille betrieben. Nach Informationen der Redaktion wurde die Nachricht über dieses "normal laufendes Geschäft der Verwaltung" den Politikern der Wattenscheider Bezirksvertretung und des Bochumer Rates lange vorenthalten.
Die "Bombe" platzte offiziell am Dienstag (13.) erst in einer überraschend einberufenen Sitzung des Ältestenrates der Wattenscheider Bezirksvertretung. Da wurde den Mitgliedern eröffnet, dass schon in der nächsten Woche 35-40 Flüchtlingen in dem ehemaligen Schulgebäude Unterkunft gegeben werde.
"Wir halten die Informationspolitik der Verwaltung für skandalös. Man hätte uns rechtzeitig im Vorfeld informieren müssen", erklärt dazu Dieter Fleskes, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Er besteht nun darauf, "dass solche wichtige Themen frühzeitig auf den Tisch kommen, damit sie im politischen Raum diskutiert werden können und: Ich vermisse in der Sache jegliches politisches Fingerspitzengefühl."
Genau so sieht es auch Manfred Molszich, Chef der SPD-Bezirksfraktion: "Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Die Verwaltung mag formell im Recht sein. Aber das war kein transparentes Vorgehen, dass man dem Bürger kaum klarmachen kann."
Der Kommunalpolitiker äußerte aber auch ein gewisses Verständis für die Verwaltung: "Sie steht unter Druck. Das Land weist Bochum bestimmte Asylanten-Zahlen zu. Die Menschen sind unterzubringen. Wir können nicht verlangen, dass die Verwaltung in Wattenscheid keinen Standort aussucht. Die Flüchtlinge stehen ab der nächten Woche hier auf der Matte. Wen wollen wir draußen schlafen lassen?"
Laut Informationen, die Manfred Molszich von der Verwaltung erhalten hat, sollen die Flüchtlinge nur bis Anfang Mai in Leithe bleiben. Danach würden sie in andere Standorte innerhalsb Bochums verlegt.

Kommentar: Im Tal der Ahnungslosen

Die Buschtrommler hatten es längst nach Leithe getrommelt. Dort kursierte bereits (mindestens) vor einer Woche das Gerücht, dass die ehemalige Hollandschule in eine Notunterkunft für Asylbewerber verwandelt werden soll.Nur die Politiker befanden sich noch im Tal der Ahnungslosen. Erst die Ältestenratssitzung der Wattenscheider Bezirksvertretung holte einige aus dem Dornröschenschlaf. Formell mag ja die Bochumer Verwaltung im Recht sein, wenn sie die Einrichtung eines Asylantenheims zum „laufenden Geschäft“ erklärt. Doch sie weiß im Grunde genau, dass so eine Einrichtung immer auch ein Politikum ist. Und deshalb hätte sie die Politiker frühzeitig informieren müssen. Die fühlen sich durch die Geheimniskrämerei mit Recht hintergangen, zumal sie es sein werden, die sich vor den Leither Bürgern rechtfertigen müssen. Ich beneide einige Politiker nicht, zumal sie in Leithe - auf nicht absehbare Zeit - wegen der Schließung des Schulstandortes Betramstraße ohnehin schon unter der kalten Dusche stehen.werden.

Offener Brief des "Bündnisses für Leithe"

In Ergänzung zu unserem Bericht fügen wir einen offenen Brief des Bündnisses für Leithe bei:
"Wir haben soeben in Erfahrung bringen konnten, dass ein Bauantrag zum Umbau der Hollandschule, Fröbelstraße 5 in Wattenscheid – Leithe vorliegt, der heute entschieden wird und auch eine Nutzungsänderung beantragt wird zur Unterbringung von Asylbewerbern aus Osteuropa. Auch diese wird heute erst entschieden , obgleich ja die Bauarbeiten bereits zu Wochenbeginn begonnen haben, so dass wir am Ausgang der Entscheidung keine Zweifel haben.
Daher möchten wir im Namen des „Bündnis für Leithe „ folgende Fragen an die Leiterin der Sozialen Bereiche der Stadt Bochum bzw. die weiteren Verantwortlichen stellen:

1) Welcher Sozialarbeiter wird hier vor Ort die Familien betreuen?
2) Welcher Dolmetscher wird sich um die sprachlichen Probleme der Ankömmlinge kümmern, um eine Kommunikation mit ortsansässigen Geschäften und Institutionen zu ermöglichen?
3) Wie wird die medizinische Versorgung der Familien organisiert? Wer hilft dabei, bei den Ärzten die Sprachbarrieren zu durchbrechen?
4) Wie soll die schulische Versorgung der Kinder erfolgen?
5) Können die Kleinkinder betreut werden?
6) Wird ein Deutschunterricht erfolgen?
7) Sind die Kirchengemeinden über den Bescheid informiert, um ggf. ihrerseits Hilfe und Unterstützung bieten zu können?
8) Welche finanziellen Mittel hat die Stadt für diese Belange vom Land NRW oder vom Staat erhalten und wie werden sie konkret für Leithe verwendet?

Wir denken, dass die Asylbewerber , die hier angesiedelt werden, ein Recht darauf haben , ein menschenwürdiges Umfeld vorzufinden. Nur so kann Integration erfolgen und Ausländerfeindlichkeit entgegengewirkt werden.
Dazu ist es aber unumgänglich, dass in solche Prozesse die Bevölkerung und die ansässigen Institutionen „mit ins Boot“ genommen werden.
In Leithe steht über das „Bündnis Leithe“ ein Kontaktpartner zur Verfügung und es ist unverständlich, dass wir im Vorfeld nicht informiert wurden und politischerseits diese Information noch bis Montag Abend als falsch und Gerücht abgetan wurde."
Zu einer konstruktiven Zusammenarbeit sind wir dennoch weiter bereit.

Autor:

Wolf-Dedo Goldacker aus Wattenscheid

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