"Mein Kleines Hobby" in der Stadtbücherei Wesel

Karl May als Old Shatterhand | Foto: wikimedia.org/wikipedia/de/1/1a/KarlMay_OS_1896_4.jpg
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  • Karl May als Old Shatterhand
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Die Stadtbücherei Wesel setzt ihre Reihe „Mein kleines Hobby“ aktuell mit einer Ausstellung zum Thema Geographie und Atlanten fort. Der Weseler Willi Heinrich beleuchtet mit einigen Exponaten aus seiner Sammlung die Karten- und Atlasgeschichte und zeigt auch, was Karl May als Autor zahlreicher Abenteuerromane damit zu tun hat. Die Ausstellung ist in der Zeit vom 19. Dezember 2017 bis zum 5. Februar 2018 während der allgemeinen Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu besichtigen.

„Schon von Kindheit an interessiere ich mich für Bücher und ganz besonders für Atlanten“, so der 77jährige Sammler. „Es hat mich schon immer fasziniert, mit dem Finger auf der Landkarte Weltreisen nachzuvollziehen oder Abenteuer mit zu erleben. Vor allem in Zeiten, in denen man sich Reisen selbst gar nicht leisten konnte.“ Das Hobby hat für ihn seine Faszination bewahrt, obwohl er inzwischen selbst viele Reisen in alle Welt unternommen hat.
Mit seiner kleinen Ausstellung will er auch zeigen, dass Kartenwerke auch in Zeiten der Computertechnik noch ihre Berechtigung haben.
Der Inhalt von vier Vitrinen zeigt verschiedene Facetten der Sammelleidenschaft:

Faszination Karl May ist der erste Abschnitt betitelt. Karl May ist einer der weltweit erfolgreichsten und meistgedruckten Autoren Deutscher Sprache und das mit durchaus zweifelhaften Methoden; hat er doch seine Reisebeschreibungen verfasst, als sein Fuß die fremde Gegend noch nicht betreten hat - und das begleitet von der Behauptung, er sei Old Shatterhand persönlich. Er ging sogar so weit, sich den berühmten Henrystutzen und die Silberbüchse von einem heimischen Büchsenmacher als Beweisstücke nachbauen zu lassen. Auch durchaus berechtigte Plagiatsvorwürfe musste er sich gefallen lassen. Allerdings waren seine Quellen zumeist nicht literarischer Art - er zitierte häufig Reiseberichte und Lexikoneinträge, um seine phantasievollen Geschichten aus Amerika, Afrika und Asien glaubhaft erscheinen zu lassen. Eine seiner wichtigsten Quellen war eine geographische Fachzeitschrift, "Petermanns Mittheilungen", in der deutsche und andere Forschungsreisende ihre ersten Berichte nach Rückkehr in die Heimat veröffentlichten. Nebst Karten der "neu entdeckten" Gebiete und Regionen. Entsprechend finden sich auch zwei Jahrgangsbände der Mittheilungen, wie sie auch Karl May aus öffentliche Bibliotheken zur Verfügung standen, in der liebevoll gestalteten Ausstellung.

Mit den Forschern und Entdeckern setzt sich ein weiterer Teil der Ausstellung auseinander. Die meisten Gebiete wurden ja nicht wirklich "entdeckt", waren sie doch meist lange besiedelt und teils von hoher Kultur. Die Forscher waren auf ihren Reisen von unterschiedlichen Interessen geleitet. Ihre Reisen waren teils von wissenschaftlicher Neugier geprägt, hatten meist jedoch auch einen knallharten wirtschaftlichen und machtpolitischen Hintergrund. Kolonialismus ist hier das passende Stichwort. Ein Teil der Berichte stammt auch von Eisenbahnern - hier noch mal eine Parallele zu Karl May, kam doch Old Shatterhand auch als Landvermesser für die Bahn in den Wilden Westen. Der eine oder andere Reisende war außerdem von erheblicher kultureller Arroganz (oder Ignoranz) beherrscht. Andere jedoch waren als ernsthafte ethnologische Forscher unterwegs und versuchten den Völkern, die durch Eroberer bedroht waren und kurz vor dem Untergang standen (ein hineingezwängt werden in eine fremde Kultur ist ja einem Untergang gleichzusetzen) wenigstens noch ein wissenschaftliches Denkmal zu setzen.
Forscher und Entdecker solch unterschiedlichen Typs finden sich in Form von Reiseberichte und Biographien in der zweiten Vitrine. Hier geht es um James Cook, Georg Schweinfurth, David Livingstone, Mungo Park und Alexander von Humboldt.

In Die Welt der Kartenmacher entführt der dritte Teil der Ausstellung. Der lange Weg vom Kunsthandwerk zum wissenschaftlich exakten Kartenwerk ist hier dargestellt.
Auch Kartenmacher waren von Interessen geleitet. Das hatte ideologische Gründe oder war dem jeweiligen Auftraggeber geschuldet. So findet sich eine Weltkarte aus dem Kloster Ebstorf, in der wie selbstverständlich Jerusalem den Mittelpunkt der Welt einnimmt. Hier geht es auch um das Problem, das entsteht, wenn die Oberfläche einer Kugel zweidimensional dargestellt werden soll. Es kommt immer zu Verzerrungen und es wird unmöglich einen geraden Kurs auf der Seekarte abzustecken, wenn man nicht tief in die Trickkiste greift. Pionierarbeit hat hier der Duisburger Kartograph Gerhard Mercator geleistet. Ein Nachdruck seines berühmten Atlas ist Mittelpunkt der großen Vitrine in der Leserecke der Bücherei. 

Die Welt in zwei Dimensionen - ist der vierte Teil der Ausstellung betitelt. Mit Landkarten kann die Welt auf unterschiedliche Arten und aus verschiedensten Blickwinkeln erklärt werden. Beispiele finden sich in der Tischvitrine.

Wem gehört die Welt?
Politische Landkarten mit den Grenzen von Regionen, Staaten, Staatsverbänden und politischen Systemen

Ein Platz an der Sonne
Kolonialatlanten

Physische Karten
Karten zur Geologie, Morphologie, Wetter, Meeres- und Luftströmungen

Was bewegt die Welt?
Wirtschaftskarten mit Rohstoffen, landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Handelsströmen

Wie bewegt sich die Welt?
Verkehrsatlanten zum Straßen-, Schienen-, oder Schiffsverkehr

Geschichtsatlas
Landkarten zur Welt- und Regionalgeschichte

Religionsatlas
Verbreitung der Religionen und Mission

Weltatlanten und Schulatlanten fassen oftmals viele dieser Kartenformen zusammen.
Insbesondere Schulatlanten versuchen, Geologie, Geographie, Kultur und Geschichte in eine sinnvolle Verbindung zu bringen.

Autor:

Uwe Heinrich aus Wesel

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