Interna einer Klassenfahrt nach Berlin - Steffen Kümmerle berichtet

2-jährige Höhere Berufsfachschule Gesundheit mit ihrem Reiseleiter Herrn Kümmerle
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Berlinfahrt mit einer 2-jährigen Höheren Berufsfachschule Gesundheit

„Wenn man nach Berlin fährt, kann man auch was sehen und erleben“ (Christian Streich, Trainer des SC Freiburg). Ob Streich mit seiner Aussage richtig lag, galt es im Laufe der Klassenfahrt der FSG 145 zu überprüfen. Erstes Highlight der Fahrt, die in der ersten Märzwoche stattfand, war ein nächtlicher Besuch auf dem Berliner Fernsehturm, von dessen Aussichtsplattform man einen Eindruck von der schieren Größe der Stadt bekommen konnte. Im nächtlichen Schimmer waren auch Brandenburger Tor und Reichstag erstmals von oben zu erkennen.

Der Fernsehturm blieb auch am folgenden Tag Thema, schließlich wurde während einer zweistündigen Stadtrundfahrt ausführlich auf die Geschichte dieses kommunistischen Vorzeigestücks eingegangen.

Die geführte Rundfahrt hielt aber noch andere Dinge bereit, die interessant waren: der Bus passierte unterwegs Teile der Berliner Mauer, stehengebliebene und immer noch bewohnte Plattenbauten und Bellevue, den Amtssitz des Bundespräsidenten. Daneben fuhr der Bus durchs Regierungsviertel und kam an den Vertretungen einiger wichtiger Bundesländer vorbei, wie beispielsweise der Vertretung Baden-Württembergs. Jetzt konnte man auch den Reichstag und das Brandenburger Tor, die man schon am Vortag vom Fernsehturm aus schemenhaft wahrnehmen konnte, bei Tag bestaunen. Die Führung zeigte, dass Berlin nicht nur ein Kristallisationspunkt deutsch-deutscher Geschichte, sondern auch preußischer Vergangenheit ist, passierte der Bus doch die einstigen Wohnsitze preußischer Könige, die heute der Humboldt - Universität einverleibt sind.

Dass Berlin auch NS-Geschichte ist, wurde spätestens nach dem Mittagessen klar. Nicht umsonst steht in der Hauptstadt an zentraler Stelle das wohl bekannteste und umstrittenste Denkmal Deutschlands: das Holocaustmahnmal mit seinen unzähligen Stelen. Auf einem Gang durchs Stelenfeld konnte sich jeder Teilnehmer auf eine sehr persönliche Art und Weise mit dem Massenmord an der jüdischen Bevölkerung auseinandersetzen. Antworten auf aufgeworfene Fragen erhielt man beim anschließenden Gang durch die hervorragende unterirdische Dauerausstellung, die Teil des Mahnmals ist.
Ein Kontrast zum düsteren Nachmittagsprogramm bildete der Abend: das Bowlen im Stadtteil Kreuzberg rundete den Tag ab.

Am darauffolgenden Mittwoch kamen die Schüler mit der Geschichte der DDR in Berührung und konnten anhand der Erzählungen der Historikerin, die die Klasse durch das ehemalige Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit Hohenschönhausen begleitete, nachempfinden, wie die DDR mit politischen Gegnern umging: diese wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten und so lange terrorisiert, bis ihr Wille gebrochen und alles Wissen in den Akten der Vernehmungsoffiziere stand. Die Historikerin, die den Teilnehmern das Gefängnis erklärte, konnte auch immer wieder auf persönliche Anekdoten zurückgreifen: schließlich war ihr Onkel selbst einer der Vernehmungsoffiziere im Gefängnis.

Die Frage, wie der Alltag in der DDR ausgesehen haben könnte, konnte man nachmittags zumindest ansatzweise beantworten, denn jetzt stand das DDR-Museum auf dem Programm. Während der Führung bekam man einen Eindruck davon, wie stark sich das Leben der Menschen in der DDR von dem der Bürger in der Bundesrepublik unterschied. Konnten die Bürger in der Bundesrepublik beispielsweise problemlos an Bohnenkaffee kommen, mussten die Bürger hinter der Mauer mit einer Art Kaffeeersatz vorliebnehmen, der nicht nur übel schmeckte, sondern auch zu Magenbeschwerden führte. Kein Wunder, dass sich die Menschen in der DDR über Päckchen, die Freunde oder Familienmitglieder aus dem Westen an sie schickten, freuten. Besonders groß war die Freude, wenn die Pakete Bohnenkaffee enthielten.

Am Donnerstag nach dem Frühstück stand nach Meinung der Schüler der vielleicht interessanteste Programmpunkt auf dem Plan: ein Besuch im medizinhistorischen Museum der Berliner Charité. Nach einer Einführung in die Geschichte des berühmten Krankenhauses gab uns der Museumsführer nicht nur einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Medizin, sondern stellte auch viele Therapie- und Behandlungsmethoden aus der Medizingeschichte detailliert vor. Weil unsere sachkundige Begleitung die Operationsmethoden vergangener Zeiten oft sehr plastisch schilderte, wurde dem einen oder anderen Reisenden gelegentlich mulmig. Beispielsweise an der Stelle, an der geschildert wurde, wie Gallensteine über den Damm entfernt wurden.
Am Nachmittag dann hatten die Schüler Gelegenheit, noch Reisesouvenirs zu erwerben oder aber nach Lust und Laune durch die Stadt zu schlendern.

Würdiger Abschluss der Berlinfahrt war ein gemeinsames Essen in einem polnischen Restaurant bei Kerzenschein, das mitten im Neuköllner Kiez lag und, so eine Schülerin, „Berlin pur“ war, fern aller Touristenströme und McDonald’s. Am nächsten Morgen auf der Heimreise im Fernbus wurde klar: Christian Streich hat recht.

Autor:

Winnie Rueth aus Wesel

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