EselRock - das Drumherum oder: Was macht so ein Orga-Team

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EselRock - ein Festival, was genau wie alle anderen und weitere Veranstaltungen nicht nur über die Dauer des eigentlichen Events Arbeit bedeutet. Im Interview mit Andreas "Andy" Hebing und Jakob Wolff, dem neuen und ehemaligen 2. Vorsitzenden des EselRock erfahren wir einiges über die ehrenamtlichen Arbeit im Vorfeld des EselRock.

Hallo ihr zwei. Erstmal Danke, dass ihr Euch die Zeit nehmt ein paar Fragen zu beantworten. Stellt Euch doch mal beide kurz vor.
JAKOB: Mein Name ist Jakob, ich bin mittlerweile 27 Jahre alt und wohne in Wesel. Beruflich bin ich als Grafiker unterwegs und betreibe die Firma medienwolff. Ansonsten mache ich Musik mit der Band Flash Forward.
ANDY: Ich bin Andreas, ebenfalls 27, gebürtiger Meerhoger und nun wohnhaft in Wesel.

Seit acht Jahren: Nach dem Festival ist vor dem Festival

EselRock findet im Jahr 2015 zum achten Mal statt. Es ist eine Veranstaltung die über die Jahre gewachsen ist.
Wie lange braucht man eigentlich um so ein Festival im Vorfeld zu organisieren?

ANDY (lachend): Nach dem Festival ist vor dem Festival!
JAKOB: Ganz schön lange. Das sind ziemlich viele Schritte, die erledigt werden müssen. Wir planen eigentlich zu jeder Zeit im Jahr irgendwas, aber im Frühjahr startet immer die ganz heiße Phase.
ANDY: Meine Arbeit beginnt mit den Nacharbeiten des vergangenen Festivals und endet mit dem Abbau vom nächsten Festival. Somit bin ich das ganze Jahr damit beschäftigt. Zwar nicht immer durchgehen, aber schon wöchentlich.

Es ist also keine Kiste die man eben mal in ein paar Tagen auf die Beine stellen kann. Was ist alles zu tun und wie bekommt man das immer hin?
JAKOB: Neben den ganzen organisatorischen Dingen, die die Infrastruktur betreffen, müssen Bands gebucht, Werbung gemacht, Helfer organisiert und vieles mehr. Das bekommt man nur mit sehr viel ehrenamtlichen Engagement und einer tollen Truppe hin.
ANDY: Bei mir stehen Absprachen mit Zulieferern und Partnern im Vordergrund mit dem Ziel die Abläufe stetig zu verbessern und die Kosten möglichst nicht mehr werden zu lassen, im besten Fall sogar zu senken. Das ist allerdings sehr selten möglich ist. Sollten die Kosten mal wieder steigen wird meine andere Aufgabe umso wichtiger, den ich bin auch immer mit auf der Suche und in Kontakt zu neuen und Bestandssponsoren. Ein EselRock kostet halt auch viel Geld, das man erstmal irgendwie ranschaffen muss. Ohne Sponsoren, Förderungen und Spenden geht das nicht - und vor allem nicht ohne Eintritt.

Zwölf Leute im Kern-Orga-Team

Wie sieht Euer Team aus? Gibt es hier Aufgabenverteilungen? Wie viele Leute sind dabei?
JAKOB: Unser Team hat sich in der Vergangenheit etwas erweitert. Mittlerweile sind wir zwölf Personen im Orga-Team. Am Festivalwochenende gibt es dann noch ca. 100 freiwillige Helfer, die uns unterstützen.
ANDY: Unser Team ist bunt gemischt von 21 bis ... darf man Martins Alter nennen? sagen wir einfach knapp unter vierzig (lacht) ist alles dabei. Natürlich sind die Aufgaben untereinander aufgeteilt. Jakob macht zum Beispiel alles gestalterische, ich hauptsächlich die Infrastruktur. Wir haben jemanden für das Programm, jemanden für die Sicherheit, ein Team für die Crewbetreuung, Pressearbeit, Bühnentechnik, Bandbetreuung, die Sponsorenakquise und und und ....
JAKOB: Dazu natürlich unsere Schatzmeisterin Anna, die sich um die Buchhaltung kümmert und dafür sorgt, dass die Kasse stimmt.

Verdient ihr eigentlich etwas am Festival?
JAKOB: Nein. Rein gar nichts.
ANDY: Unser Lohn und die Bestätigung, dass die Art und Weise wie wir es machen richtig ist, sind die zufriedenen Besucher und die Rückmeldungen der Bands.

Neben Euren Orgateam habt ihr viele Helfer mit dabei. Wie schafft ihr es junge Leute dazu zu bringen sich zu engagieren und dann auch bei Laune zu halten. Es ist ja schon Arbeit und nicht nur Spass?
ANDY:Ja, es ist schon einiges an Arbeit, welche die Helfer leisten und das machen sie auch jedes Jahr aufs neue sehr, sehr gut. Ich denke der Crew ist es Motivation genug Teil des ganzen zu sein und für die Besucher zwei unvergessliche Abende zu bereiten. Natürlich ist da auch ne gute Portion Spaß mit dabei.
JAKOB: Es ist für alle Helfer spannend dieses Projekt jedes Jahr auf die Beine zu stellen. Sie opfern ihre Freizeit für die gute Sache. Es gibt keine Bezahlung, lediglich ein Helfershirt und Verpflegung.

Was sind die größten Unsicherheitsfaktoren bzw. schwierigsten Aufgaben innerhalb der Organisation?
JAKOB: Das schwierigste ist wohl das Wetter, aber da kann man ja leider nicht soviel machen.
ANDY: Jawohl. Der größte Unsicherheitsfaktor ist das Wetter, denn damit steht und fällt so ein Festival und leider auch die Einnahmen. So ist es von Jahr zu Jahr ein Hoffen das wir überhaupt weiter machen können. Denn schwierigste Aufgabe in der Organisation ist meiner Meinung nach dafür zu sorgen, dass wir genug finanzielle Mittel zu Verfügung haben. Wir müssen Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen nach Geld fragen, Anträge schreiben und überzeugen dass ihr Geld bei uns gut untergebracht ist, um das Festival überhaupt veranstalten zu können.

Guter Ruf bei Agenturen

Wie kommt man eigentlich an die Bands die bei Euch spielen?
ANDY (lacht): Agenturen.
JAKOB: Das läuft viel über sogenannte Booking-Agenturen – wie Andy schon kurz gefasst gesagt hat.
ANDY: Wir arbeiten seit Jahren mit Agenturen zusammen, die uns Bands anbieten oder bei denen wir Bands anfragen, hier haben wir auch doch einen ganz guten Ruf. Soweit der Teil für die Sparkassen-Hauptbühne.
Für die BYK-Seebühne fragen wir junge lokale Bands an, welche uns gut gefallen und in unser Konzept passen, und natürlich der Gewinner des Goldesel Contests, den wir seit 2014 durchführen.
JAKOB: Zu vielen lokalen und regionalen Bands bestehen aber zusätzlich auch private Kontakte.

Gibt es eigentlich Vorurteile oder falsche Annahmen mit denen man als Festivalorganisator zu kämpfen hat? Jetzt habt ihr die Chance diese mal klarzustellen.
ANDY: Bisher hatte ich noch keine Berührungspunkte mit dergleichen.
JAKOB: Sind mir bisher auch nicht wirklich untergekommen. Ich denke wir leisten beim EselRock eine sehr transparente Arbeit, was jedem Kritiker sofort den Wind aus den Segeln nimmt.

Kommen wir nun mal ein bisschen zu Euch beiden persönlich.
Jakob, du bist von Anfang an dabei, Mitbegründer des Festivals und warst bis zum letzten Jahr 2. Vorsitzender des Vereins und hast dann dein Amt niedergelegt. Warum?

JAKOB: Durch meine selbständige Tätigkeit und die Aktivität in meiner Band ist meine Freizeit schon sehr geschrumpft. Die zusätzliche Verantwortung im Vorstand wurde einfach zuviel.

Du bist aber weiterhin im Orga-Team dabei. Was sind Deine Aufgaben?
JAKOB: Ich bin immer noch aktives Mitglied und kümmere mich nun vor allem um die gestalterischen Aufgaben.

Andy, Du hast den Posten übernommen, obwohl du vergleichsweise kurz Teil der Runde bist. Was war oder ist Deine Motivation, diese Verantwortung zu übernehmen.
ANDY: Die Herausforderung die Sache gut zu machen. Mir liegt die Kommunikation mit Dritten und ich habe ein großes Verständnis für technische Abläufe und Funktionen. Warum soll ich dieses dann nicht nutzen um eine gute Sache zu unterstützen? Außerdem sehe ich selber die Möglichkeit mit der Sache zu wachsen.

Ihr habt 2010 einen Verein gegründet. Warum? Und was hat hier ein 2.Vorsitzender bzw. ein Vorstand so zu leisten.
JAKOB: Das hatte unter anderem rechtliche Gründe, außerdem wollten wir aber auch eine Art Institution schaffen, die auf lange Sicht bestehen bleiben kann.
ANDY: Der Vorstand ist halt ein - so sagt man rechtlich- Organ des Vereins. Wir sind recht demokratisch aufgestellt im Orgateam. Einzelne Entscheidungen trifft der Vorstand, das sind meistens aber übergeordnete Dinge. Darüber hinaus vertritt der Vorstand den Verein nach außen und ist auch im Rahmen der Gesetze haftbar.
Irgendwer muss ja den Kopf hinhalten. (lacht) Man schafft halt einfach den Rahmen und kümmert sich um die vereinsinternen Abläufe.

Gibt es besondere Highlights für Euch persönlich in den ganzen Jahren als Organisatoren und auch im Hinblick auf die Entwicklung?
ANDY: Mein größtes Highlight jedes Jahr ist das Abschlussbierchen – und gleichzeitig das erste alkoholische Getränk- nach einem gelungenen Festival.
JAKOB: Das eigentliche Highlight für mich ist das lange Bestehen der Veranstaltung. So hatten wir das damals nicht erwartet.

Ehrenamtpreis der Stadt Wesel und Preis der Rotarier

Jakob, im letzten Jahr sind du Karsten Lewin und Simon Bleckmann mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Wesel ausgezeichnet worden, dazu gab es für den e.V. den Klimaschutzpreis des RWE. Davor habt ihr 2011 schon einmal den Preis der Jugendstiftung des Rotary-Clubs-Wesel Dinslaken bekommen. Was bedeuten Euch solche Preise?
JAKOB: Anerkennung zu bekommen ist natürlich etwas Tolles. Wir freuen uns über jeden positiven Zuspruch. Das bestätigt unsere Arbeit sehr und dafür sind wir überaus dankbar.

Gibt es sowas wie einen Traumheadliner?

ANDY: Ja, aber diese werden unbezahlbar bleiben. Mein persönlicher Traum wären die Broilers aus Düsseldorf.
JAKOB: Für mich wären es die Foo Fighters aus den USA, aber das bleibt wohl immer ein Traum.

Wenn ihr drei Wünsche für das EselRock frei hättet, was wären diese?
JAKOB: Erstens: Einen riesigen Sponsor, der uns alle Wünsche erfüllt. Zweitens: Eine lange und glorreiche Zukunft und Drittens – immer gutes Wetter.
ANDY: Mir würde zumindest eine zum Teil gesicherte finanzielle Unterstützung schon fast ausreichen. Von den Besuchern, die vor dem Gelände abhängen würde ich mir etwas mehr Rücksicht wünschen, denn dort haben wir immer mit großen Müllbergen zu kämpfen. Ich finds cool, dass die dort sind, aber: Kommt lieber auf das Gelände und unterstützt das Festival! Und drittens klar: Natürlich das Wetter ;-)

Die größten Sorgen: Wetter und Finanzierung
Welche Erwartungen habt ihr für 2015 bzw. was sind Eure größten Sorgen und Wünsche.
JAKOB: Ich erwartet wie jedes Jahr ein sonniges und friedliches Festival, bei dem ordentlich gefeiert wird. Sorgen habe ich ehrlich gesagt nicht viele. Maximal das Wetter könnte ein Dämpfer sein.
ANDY: Sorge ganz klar das Wetter, denn damit sind noch ganz andere Folgen verbunden. Wünschen würde ich mir das wir einen guten Zulauf haben und somit unser Minus mit dem wir in die Veranstaltung gehen gedeckt ist.

Auch für Euch beide gibt es jetzt die Chance noch einmal etwas an die Leser rauszuschicken. Also Eure 2 Sätze ohne Einschränkungen.
ANDY: Ich würde ich freuen wenn ihr zahlreich erscheint und einen schönen Tag mit euren Liebsten geniest. Dieses Jahr haben wir versucht beim Lineup nochmal eine Schüppe drauf zu legen, sind dafür an unsere Grenzen gegangen und hoffen das es euch gefällt.
JAKOB: Bleibt gesund, kommt zum EselRock und seid nett zueinander. Wir freuen uns auf euch!

Vielen Dank Euch beiden für das nette Gespräch.

Wenn die Leser noch weitere Fragen haben: Einfach in die Kommentare posten!

EselRock Umsonst & Draußen
Fr. 12.6. & Sa. 13.6. Wesel Heubergpark
Einlass Freitag 17.00 Uhr
Einlass Samstag 12.00 Uhr

Autor:

Simon Bleckmann aus Wesel

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