Wer ist verantwortlich für Trostspenden?

Auf der Welt gibt 40 Kriege. Millionen Menschen sind unterwegs und suchen Schutz und Halt; sie suchen Anerkennung als Mensch. Auch 2016 werden die Hilferufe nicht aufhören. Aber nicht nur in der Welt, sondern auch in unserer Nähe brauchen wir Trost.

Die evangelische Kirche hat die Jahreslosung „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ dem Buch des Propheten Jeremia entnommen. Der Spruch legt nahe, dass Vater und Mutter in Erziehungsfragen gleichberechtigt sind. Allerdings werden den Lesern zu der Anpreisung des Trostes unterschiedliche Bilder einfallen. Wer kennt nicht das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn, das von der Liebe des Vaters handelt?
Theologisch kann ich wenig dazu sagen. Die systemische Pädagogik würde sich allerdings fragen, welche Aussagekraft hat die Losung auf die Gemeinschaft und auf die Erziehung? Die Mutter heute ist nicht mehr wirklich alleinverantwortlich. Der Ratsvorsitzende der EKD und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in seiner Neujahrspredigt in der Dresdner Frauenkirche die Losung dahingehend ausgelegt: „Wie wunderbar ist es, bergende und schützende Arme um sich zu spüren, seien es väterliche oder mütterliche!“ Da der Gottesdienst im Fernsehen übertragen wurde, wurde dazu ein junger Vater gezeigt, der seinen friedlich schlummernden Sohn liebevoll im Arm wiegte, wie Eltern es eben tun.
Die Gleichstellung von Mann und Frau wurde nach dem zweiten Weltkrieg bereits 1948 ins Grundgesetz aufgenommen, auch wenn das „Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau“ erst 1958 in Kraft trat. Das Gesetz über die gemeinsame „Elterliche Sorge“ wurde 1998 novelliert. Aber noch heute spricht die Politik schizophrenerweise von „Alleinerziehenden“.
Mit diesen gesetzlichen Vorgaben hat sich das Bild der Mütter im Laufe der Jahre berechtigterweise verändert. Durch die verstärkte Berufstätigkeit der Frauen, sind Teilzeit-Mütter oftmals nicht zugegen, wenn Kinder Trost brauchen. In Anlehnung an die oben erwähnte Neujahrspredigt kann formuliert werden: „Es ist schön, dass der Vater da ist, der ja genauso mütterlich sein kann wie die Mutter.“
Viele evangelische Kirchenlieder sind in der leiderfüllten Zeit des Dreißigjährigen Krieges entstanden, deshalb geht von ihnen ein Bedürfnis nach Trost und Frieden aus. Aus dieser Zeit ist auch das katholische Kirchenlied „Maria breit’ den Mantel aus“. Nur reicht heute angesichts der vielen schutzsuchenden Flüchtlingen ein „Mantel“ alleine nicht mehr aus. Wir brauchen ein gegenseitiges verständnisvolles Miteinander, Wohnungen, Arbeit, Bildung und Begegnung. Dazu gibt es in Wesel viele gute Beispiele.
Wir können uns glücklich schätzen, in Deutschland leben wir seit 70 Jahren in Frieden.
Gott ist da, wir dürfen ihn Vater nennen. Sein Sohn Jesus hat erstmals gebetet: „Vater unser im Himmel“.

Autor:

Neithard Kuhrke aus Wesel

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