Junge Knoblauchkröten für die Lippeaue

Mike Rexforth (Bürgermeister von Schermbeck, links) und Norbert Menke beim Aussetzen der Junkröten | Foto: Wilhelm Itjeshorst
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Das Treffen am Dienstag in der Lippeaue bei Damm war kein Alltägliches. Mit dabei waren Johanna Siewers und Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station im Kreis Wesel, Mike Rexforth, der Bürgermeister von Schermbeck, Norbert Menke von der NABU-Naturschutzstation Münsterland und die Ortsansässigen Rita Steinkamp und Hartmut Neuenhoff. Zu sechst machte man sich auf den Weg ins Naturschutzgebiet – genauer gesagt zu 393. Denn die Naturschützer trugen eine empfindliche Fracht: 387 junge Knoblauchkröten, die gemeinsam in einer großen Klappkiste auf ihre Freilassung warteten. An einem sandigen Ufer im Naturschutzgebiet wurden die Tiere dann gemeinsam ausgesetzt. Die nachtaktiven Kröten verschmähten die grelle Mittagssonne und verkrochen sich in Windeseile – knoblauchkröten-typisch – rückwärts im Sand.

Die Aktion war ein wichtiges Kapitel einer langen Geschichte. Die Knoblauchkröte ist in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht. Aktuell ist das Naturschutzgebiet Lippeaue bei Schermbeck der einzige Ort im gesamten Kreis Wesel, wo die Art noch gefunden wurde. An vielen anderen Gewässern suchten die Biologen in den letzten Jahren vergeblich nach ihr. Doch das soll sich ändern. Seit 2012 läuft das EU-geförderte Projekt „Schutz der Knoblauchkröte“ der NABU-Naturschutzstation Münsterland mit dem Ziel, die Knoblauchkröte vor dem Verschwinden zu bewahren. Und auch der kleinen Population in Schermbeck will man helfen: Dazu wurde in diesem Frühjahr in der Lippeaue ein Fangzaun errichtet und über anderthalb Monate hinweg von der Biologischen Station kontrolliert (vgl. Beitrag vom 15.04.2016). Unter der Leitung von Johanna Siewers gingen den Naturschützern so acht Knoblauchkröten ins Netz bzw. in den Eimer: Die sechs Männchen und zwei Weibchen wurden in die Nachtzuchtstation ins Münsterland gebracht und schon ein paar Tage später kam aus der Zuchtstation Ennigerloh die frohe Botschaft, dass sich beide Weibchen erfolgreich vermehrt haben. Aus acht Schermbecker Kröten waren mehrere Tausend Kaulquappen hervorgegangen. In der Natur wird von 1000 Kaulquappen nur eine groß, wie Norbert Menke zu berichten weiß. Hätte man den Laich einfach in der Lippeaue verteilt, wäre die große Masse wohl hungrigen Fischen, Gelbrandkäfern und anderen Fressfeinden zum Opfer gefallen. Doch im Schutze von großen Wasserbecken konnten Tausende junger Kröten heranwachsen. 2000 von ihnen wurden diesen Sommer bereits in ihre Heimat Schermbeck ausgesetzt, mit 387 Jungkröten folgte nun der letzte Schwung.
Nach fast 5 Jahren Projektlaufzeit sind im Münsterland übrigens schon 50.000 Knoblauchkröten nachgezüchtet worden. Ein voller Erfolg!

Doch die vielen Knoblauchkröten brauchen jetzt auch viel Platz in der Lippeaue. Zu Hilfe kommt ihnen dabei ein Bagger, der in den nächsten Wochen vier neue Gewässer in der Lippeaue ausheben wird. Wenn alles gut geht, wird die Knoblauchkröte hier wieder Fuß fassen und von hier aus andere Gewässer besiedeln. In etwa 3 Jahren sind die Tiere geschlechtsreif und wandern dann hoffentlich zahlreich zu den Gewässern – bis dahin heißt es abwarten!

Autor:

Biologische Station im Kreis Wesel (Thomas Traill) aus Wesel

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