Wo Nachbarschaftshilfe zum Bumerang wird: Erlebnis beim Laubfegen in der Weseler City

Unsere Leserin Ellen Werner schickt folgende Zeilen ...

Ich lebe in der Weseler Innenstadt in einem Bereich, in dem große Platanen den Saatkrähen ein Zuhause geben. Diese Platanen verlieren nun jahreszeitgetreu ihr Laub. Da unsere Straße stark von Parkern frequentiert wird, hat die Stadt kaum eine Chance, das Laub mit den Kehrmaschinen zu entfernen: es sammelt sich zwischen den Autos.

Seit Beginn des Herbstes beobachte ich einen älteren Herrn, der gegenüber wohnt und der täglich vorsichtig das Laub zwischen den Fahrzeugen hervorkehrt. Ich hatte mir vorgenommen, mir ein Beispiel zu nehmen und so habe ich heute vor der eigenen Haustüre und auch vor den Nachbarhäusern gekehrt. Den Gehweg, die Straßenrinne und den Parkstreifen. Es sammelte sich ein gehöriger Wall.

Das bemerkte wohl auch eine Anwohnerin von der anderen Straßenseite. Sie äußerte sich sehr besorgt darüber, dass ich das Laub ja nun auf den Radweg verschoben hatte. Wie sollten jetzt diese Radfahrer morgen früh passieren? Ihrer Meinung nach sollte ich das Laub auf den Grünstreifen am Kurfürstenring schaffen. Keine gute Idee, wie Anwohner wissen, zumal während des Berufsverkehrs.

Solche Vorschläge verstärken nicht gerade meine Lust zu weiterer Nachbarschaftshilfe oder Engagement im öffentlichen Raum. Es ist ja nicht nur so, dass wir Anwohner dazu verpflichtet sind, die Gehwege frei zu halten, um Unfälle von Passanten zu vermeiden. Ein gefegter Gehweg sieht auch netter aus.
Ich wollte meinen Nachbarn die Arbeit abnehmen und ihnen eine Freude machen. So, wie es wohl auch der ältere Herr von gegenüber tagein tagaus getan hat.Ich möchte wetten, dass seine um die Radfahrer so besorgte Nachbarin ihm niemals dafür gedankt hat.

Schade.

Viele Grüße,
Ellen Werner