Tierschutzbund für mehr Respekt gegenüber Stadttauben

Wir als Stadttaubenprojekt freuen uns sehr über die Entwicklung, die der Deutsche Tierschutzbund eingeschlagen hat. Hier seine Aussagen in der heutigen NRZ vom 06.04.2018.

"RHEIN UND RUHR. Tauben gehören zum Stadtbild. Wenn es zu viele gibt, bedeutet das für die Tiere Stress. Der Tierschutzbund setzt deshalb auf „Taubenhäuser“.

Tauben gehören in der Region vielerorts zum Stadtbild. „Manchmal sind aber so viele da, dass es selbst für die Tiere Stress bedeutet“, sagt Lea Schmitz vom Tierschutzbund in Bonn. Wenn Tauben gar an so einem hektischen Ort wie einer Bushaltestelle ihr Nest bauen (weil alle besseren Brutplätze belegt sind), wenn ein Pulk halbverhungerter, kranker Tauben Nahrung sucht und sucht (und trotzdem keine findet), dann ist es vielleicht doch besser, wenn die Taubenpopulation etwas kleiner wäre.

Das sehen ausdrücklich auch Tierfreunde so. Und auch größere Taubenkotverschmutzungen sehen sie als Problem, wenngleich die davon ausgehende gesundheitliche Gefahr aus ihrer Sicht mitunter auch übertrieben wird. Die entscheidende Frage ist: Wie wird der Bestand reguliert, wie werden Tauben vergrämt? Von Netzen, Spikes auf Dächern oder Simsen und selbstredend auch von Gift hält der Tierschutzbund nichts. Selbst die Jagd mit Greifvögeln lehnt er ab.

Stadttauben nicht unkontrolliert füttern
Als einzige tierschutzverträgliche und nachhaltige Methode sieht der Verband betreute „Taubenhäuser“ oder „-Türme“, in denen die Eier der Gelege gegen Attrappen ausgetauscht werden, die auch gesäubert und wo die Tiere gefüttert werden. Bei der Kampagne „#RespektTaube“ setzen sich die Tierschützer dafür ein, dass mehr Städte solche Lösungen wählen. Kostenpunkt: etwa 5000 bis 15 000 Euro fürs Einrichten eines solchen Taubenschlages, plus etwa 12 000 Euro Verbrauchsmaterial pro Jahr und 500 Tauben.

„Einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen gehen da bereits mit gutem Beispiel voran“, sagt Schmitz und lobt u. a. Essen, wo es zwei solcher Taubenschläge gebe, Düsseldorf habe sogar neun. Erfahrungen zeigten, dass der Bestand über die Jahre tatsächlich sinke – am Taubenschlag im Essener Stadtteil Steele etwa habe er sich auf 350 Tiere halbiert. Im Zuge der Kampagne hat der Tierschutzbund einen Leitfaden für Städte und Gemeinden entwickelt, wie Taubenproblemen beizukommen ist. Einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Problems könnten auch die Menschen in der Stadt leisten. Tauben sollten nicht unkontrolliert gefüttert werden und sei es durch zu Boden gefallene Essensreste. Vielerorts gibt es auch Fütterungsverbote (z. B. in Duisburg).

Dem Partner treu
Überhaupt, die Menschen in der Stadt: Bei ihnen will der Tierschutzbund mit der Kampagne um Respekt für Tauben werben. Mit Flyern, Faltblättern und Broschüren klärt der Verband über das Leben der Stadttauben auf. „Als angebliche ‘Ratten der Lüfte’ haben sie ein negatives Image – zu Unrecht“, sagt Schmitz. Tauben seien sehr intelligent, könnten sogar menschliche Gesichter erkennen. Sie seien Symbole für Frieden und Liebe und ihrem Partner treu. Die Übertragungsgefahr von Krankheiten sei nicht höher als bei anderen Wildtieren auch.

Und wie sehen Städte die Taubensituation bei sich? Stichproben: In Wesel sagt ASG-Betriebsleiter Ulrich Streich auf NRZ-Nachfrage, dass es in der Fußgängerzone durch das Taubenhaus auf dem Kaufhof-Gebäude viele Tauben gebe. Aber: „Übermäßig viel Dreck können wir nicht bestätigen“. Die Reinigung der Fußgängerzone geschehe sowieso täglich. In Duisburg sieht Stadt-Sprecherin Susanne Stölting kein flächendeckendes Problem mit Tauben, wohl aber ein erhöhtes Aufkommen im Bereich einiger Unterführungen. Eine Moerser Stadt-Sprecherin sagte: „Wir haben kein großes Problem mit Tauben.“ Bei der in Moers für die Stadtreinigung zuständigen Enni-Unternehmensgruppe führt man das auf die Taubenhäuser und Vergrämungsmaßnahmen wie Netze zurück.

>>> DAS SAGT EINE ORNITHOLOGIN

Wie viele Stadttauben mag es in NRW geben? „Schwierige Frage“, sagt Katrin Schidelko von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologen Gesellschaft. Es mangelt an belastbaren Zahlen, weil die Tiere selten kartiert werden.

Der Atlas der Brutvögel in NRW etwa geht bei den „Straßentauben“ von 14 000 bis 31 000 Brutpaaren aus. Alleine für die Stadt Dortmund war an anderer Stelle vor Jahren mal von 800 bis 2000 Brutpaaren die Rede.

Der Haken an solchen Zahlen: Brutplätze sind oft nicht einsehbar. Man weiß also nicht, ob da ein, zwei oder fünf Paare brüten – zudem sind die vielen Tauben, die nicht brüten, in der Zahl nicht enthalten. Klar ist, dass Tauben vier Mal, ja sogar bis zu sechs Mal pro Jahr brüten können.

Das schlechte Image der Tauben ist nach Ansicht von Schidelko nicht zu halten. Eine Studie weise über den Zeitraum mehrerer Jahrzehnte nur eine überschaubare Zahl von Krankheiten aus, die auf Menschen übertragen wurde: „Das Risiko ist nicht größer als bei anderen Wildtieren auch.“ Positiv: Tauben seien schlaue Tiere, betont Vogelkundlerin Schidelko. Viele Studien befassen sich mit ihrer Navigationsfähigkeit. In London etwa sei dokumentiert, dass sie die U-Bahn nähmen, um in die Stadt zu gelangen". 

Autor:

Silja Meyer-Suchsland aus Wesel

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