Von Somalia nach Wesel - was Flüchtlinge erlebt haben und wie man ihnen helfen kann

Sawda Mohamed mit ihrem Sohn (links) und Marlies Hillefeld als Vorsitzende der Flüchtlingshilfe in einer von der Ev. Kirchengemeinde Wesel zur Verfügung gestellten Wohnung.
  • Sawda Mohamed mit ihrem Sohn (links) und Marlies Hillefeld als Vorsitzende der Flüchtlingshilfe in einer von der Ev. Kirchengemeinde Wesel zur Verfügung gestellten Wohnung.
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Die Evangelische Kirchengemeinde Wesel ließ Weihnachten von allen Kanzeln abkündigen, dass privater Wohnraum für die Unterbringung von der Stadt Wesel gesucht werde. Sie bat Ihre Gemeindemitglieder, selbst zu überlegen, ob sie Wohnraum zur Verfügung stellen könnten oder andere gezielt zu fragen.

Die Gemeinde selbst konnte inzwischen zwei kleine Wohnungen zur Unterkunft mit Flüchtlingen bereitstellen. Renate Brützel, Presbyterin und Mitglied des Redaktionskreises vom Gemeindebrief, berichtet über ihren Besuch bei Sawda Mohamed, die aus Somalia geflüchtet ist und nun gemeinsam mit ihrem Sohn in einer Wohnung der Gemeinde untergebracht ist:

„Hooyo, Hooyo!“- „Mama, Mama!“ Der kleine Junge, der neugierig aus der geöffneten Tür schaut, will schnell auf den Arm seiner Mutter, als die beiden fremden weißen Frauen vor der Tür stehen.
Sympathischer ist ihm da schon der Dolmetscher,der mit ihnen gekommen ist.
Seine Mutter ist Sawda Mohamed, sie kommt aus Somalia. Dieses Land leidet seit mehr als 20 Jahren unter blutigen Konflikten, vor allem zwischen der Zentralregierung in Mogadischu und der radikalislamischen Schabab-Miliz. Frau Mohamed erzählt im Gespräch, dass sie in Somalia Gemüsehändlerin war. Als ihr Mann, der der Regierung nahe stand, ermordet wurde, lässt sie ihre drei Kinder bei ihrer Mutter zurück und macht sich auf die gefährliche Flucht nach Europa, ein neues, sichereres Zuhause für sich und ihre Kinder zu finden. Durch die Wüste und über das Mittelmeer gelangt sie nach Italien. Nach dem Aufenthalt in einem Aufnahmelager erhält sie eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis. Sie lernt einen neuen Mann kennen, Samer wird geboren. Aber das Leben ist schwierig, weil die Flüchtlinge weitgehend auf sich allein gestellt sind und oft nur mit Hilfe der Suppenküchen wohltätiger Organisationen überleben. Nachdem sie auch noch überfallen worden ist und vier Monate im Krankenhaus gelegen hat, ergreift sie mit Samer wieder die Flucht.
Und obwohl sie als Asylbewerberin in dem Land ihrer Ankunft bleiben müsste, steigt sie einfach in einen Reisebus. So gelangt sie, die wieder schwanger ist, mit ihrem Sohn tatsächlich über die Grenze nach Deutschland und kommt nach Aufnahmelager und Verteilung in Wesel an. Die erste Unterkunft für Flüchtlinge in Wesel ist die Notunterkunft in derFluthgrafstraße.
Marlies Hillefeld weiß um die beengte Situation in dieser Unterkunft. „Wir bemühen uns, dass vor allem Familien möglichst bald in Wohnungen umziehen.“, sagt sie.
Mit Hilfe der Stadtverwaltung Wesel und in diesem Fall mit der Evangelischen Kirchengemeinde als Vermieter wohnen Sawda Mohamed und Samer jetzt in einer kleinen Wohnung unter dem Dach, die aus Spenden möbliert wurde. „Sie ist froh und dankbar, dass sie, ihr Sohn und ihr ungeborenes Kind in Sicherheit sind. Ihr größter Wunsch ist es jetzt, dass ihr Asylantrag positiv beschieden wird, sie Papiere bekommt, die deutsche Sprache lernt und die Familie in nicht allzu ferner Zukunft wieder vereint ist!“, übersetzt der Dolmetscher.

Autor:

Albrecht Holthuis aus Wesel

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