Alle Jahre wieder und immer wieder die gleichen Wünsche, Sprüche …???

Zur Zeit erlebe ich große Abenteuer mit dementen Menschen, die hilflos allein zu Hause sind, von Nachbarn bzw. Angehörigen irgendwie ins Krankenhaus (Psychiatrie) geschafft werden. Eine Tortur für den betroffenen Menschen und die Kümmerer. Sodann erhalte ich die rechtliche Betreuung. Ehrlich gesagt, auch eine Tortur. In aller Eile eine Pflegeeinrichtung finden (Donnerstag Betreuungseinrichtung im Wege einer einstweiligen gerichtlichen Anordnung, am Folgetag Entlassung aus dem Krankenhaus. Mit viel Aufwand über den gesamten Tag. Tatsächlich Heimplatz rechtzeitig gefunden. Am darauffolgenden Samstag läuft der Betroffene aus dem Heim weg ("Weglauftendenz" war dem Heim mitgeteilt worden). Ich selbst bin nicht erreichbar. Es ist Wochenende, ich bin in einem Konzert in einer großen Stadt in NRW, also nicht in der Nähe, erhalte nicht enden wollende Anrufe auf meinem Handy-AB von 12 Uhr – 18 Uhr, manche bösartig von Angehörigen, weil ich nicht für sie erreichbar bin. Um 18 Uhr rufe ich das Heim an. Schliesslich liegt die Verantwortung dort. Das schöne Weihnachtskonzert ist „vergessen“, habe die Nase voll von den Anrufen und auch von den zu erwartenden Erklärungen des Heimes mit plattitüdenhaften Ausreden. Aber welch eine Überraschung! Die Heimleitung selbst hat sich wahrhaftig gekümmert. Ist dreimal zur Wohnung des Betroffenen gefahren und hat ihn schliesslich dort vorgefunden. Polizei und Ordnungsamt waren bereits informiert, mussten aber nicht mehr tätig werden. Die Heimleitung allein hat den Fall gelöst, hat sich darum gekümmert. Der Betroffene war nach vielen Überredungskünsten bereit, wieder mit ins Heim zurückzufahren. Wie der Betroffene in die Wohnung gekommen ist, kann niemand erklären (Entfernung rund 7 km). Aber was muss man Weihnachten schon erklären? Das Erlebnis mit der fürsorglichen Heimleitung hat mich beeindruckt, ich hatte das nicht erwartet, war genervt und sogar auf Konfrontation eingestellt - und bin eines Besseren belehrt worden. Das verleiht Zuversicht und gibt mir Mut und Kraft an die guten Seiten des Menschen  mit ihrem Engagement für die Dementen, den Alten, Gebrechlichen und Schwachen zu glauben und den eigenen Pessimismus und die eigenen Vorurteile kritisch zu prüfen. 
Dem Betroffenen geht es gut im Heim (zumindest bis jetzt). Ohne Fixierung, ohne Sedierung, aber mit sprechendem Haustier, einem an Alter und Reife lebenserfahrenen Papagei mit sonoren Klängen und mit eindrucksvollem Wortschatz.
 
Mit diesen Eindrücken wünsche ich Ihnen, sehr geehrter Herr Kuhrke,
frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Diesen anrührenden Bericht erhielt ich heute von einem Berufsbetreuer.  

Autor:

Neithard Kuhrke aus Wesel

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