Der politische Mittermeier soll auf Darth Vader-Geräusche verzichten? No fucking way!

Die Schläfen ergraut - die Mähne gestutzt: Michael Mittermeier. | Foto: Axel Wolff
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Dieser große Junge ist erwachsen geworden. Ist immer noch ein bisschen Anarcho, aber deutlich gesetzter. Direkt zu Beginn fängt er sich einen ein vom Dinslakener Publikum, als der dem "Bayern-Gott" fürs Wetter dankt. Natürlich beeindruckt ihn das nicht. Im Gegenteil, er provoziert munter ins Rund. Das ist sein Ding. Trotzdem ist er ein anderer geworden, der Mittermeier Michel.

In der Startnummer versucht der Comedian, die unter Dreißigjährigen mit dem allgegenwärtigen Thema "Pokémon"-GO zu kriegen. Ist recht amüsant - funzen tut es nicht. Jeansbehemdet schleicht er von links nach rechts, grantelt sich durch die ersten 20 Minuten und glaubt (wahrscheinlich nicht wirklich), den Jüngeren die Star Wars-Saga erklären zu müssen.

Liegt's an der Niederrhein-Schwüle, die über dem Burgtheater wabert? Liegt's daran, dass der 50-Jährige seit 20 Jahren dieselben Themen auf die Bühne zerrt? Das Fantastival-Publikum klatscht eher verhalten. Hier und da sieht man Leute gehen - schon in der ersten Hälfte.

Wären sie geblieben, hätten sie einen gewandelten Bayern erlebt: Mittermeier ist politisch geworden. Er macht Trump lächerlich, rüffelt Erdogan und findet (als kleinstes Übel dieser Drei) Putin recht cool, weil der seine eigene Rockergang hat, die für ihn "den Kleinkram" erledigt. Wie das Zündeln in der Ukraine.

Auch Merkel, Seehofer, "Kim Il Dung" aus Nordkorea, George W. Bush und andere Politstrategen kommen im Programm vor. Man staunt und ist beinahe froh, dass "die Ösis" herhalten müssen als Synomym für totale krisenpolitische Ignoranz: Die winken die Flüchtlinge einfach nach Deutschland durch. Ethisch unsauber, aber irgendwie tiefenentspannt. Ohne diesen urdeutschen Schuldkomplex.

Klar, das Wookie-Gebrüll und Darth Vaders Dampfatmung finden immer noch ihre Fans. Doch irgendwo im Stammhirn vieler Zuschauer scheint leise der Appell an den Künstler zu bohren: Michel, leg den Lausbub' ab und bleib bei der Politik. Mit Bazi-Sprech und ein paar heiseren Piepsern kriegst Du das super transportiert!

Aber: In der anderen Hirnhälfte hört man den Mittermeier rufen: No fucking way!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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