Interview: Hassknecht wettert in Wetter

Achtung, gleich platzt er: In der Heute Show kommentiert Hans-Joachim Heist das Zeitgeschehen auf besonders eindringliche Weise.
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Innerhalb kürzester Zeit avancierte er zum Kult-Star der ZDF heute-show: Gernot Hassknecht. Die Fans kennen und lieben ihn als cholerischen Kommentator. Für viele ist er die Stimme der ungehörten Masse. Am 5. September gastiert der personifizierte Choleriker im Stadtsaal Wetter. Eigentlich heißt er Hans-Joachim Heist und ist ein ausgesprochen angenehmer Gesprächspartner. Fragen zu seinem Blutdruck hat er zur Genüge beantwortet. Wir sprachen mit ihm viel lieber über Kommunalpolitik, Fußball und die Herausforderung, beim Schimpfen auf den Punkt zu kommen.

Herr Heist, im Gegensatz zu den meisten anderen Kabarettisten, wissen Sie aus eigener Erfahrung, was Politik bedeutet.
Ja, ich war sechs Jahre Stadtverordneter in meiner Heimatgemeinde Pfungstadt, das liegt im Landkreis Darmstadt-Drieburg.

Im Ausschuss für „Gedöns“?
Ja, so hat Gerhard Schröder das genannt. Es war der Ausschuss für Frauen, Jugend, Kinder, Kultur und Sport. Das entspricht meinen politischen Neigungen: Sozial engagiert und kulturell interessiert.

So langsam beginnt im Ennepe-Ruhr-Kreis die heiße Wahlkampfphase, es geht um den Landrat. Welche Erinnerungen haben Sie an den Wahlkampf?
Nun ja, ich bin schon mal gefragt worden, ob ich nicht eine größere Rede halten könnte. Das habe ich abgelehnt, weil ich als Gernot Hassknecht schon recht präsent war. Die persönlichen Gespräche am Info-Stand waren aber immer sehr angenehm. Ja, ich würde sagen: Wahlkampf bedeutet Menschen begegnen.

Sie haben Anteil daran, dass Pfungstadt jetzt über eine Halle für Kulturveranstaltungen verfügt?
Ja, dass wir das geschafft haben war ein schöner Erfolg.

Haben Sie denn dort schon gespielt?
Na klar, eine Vorpremiere meines aktuelles Programms hat dort stattgefunden.

Wie fühlt sich das an vor heimischem Publikum, quasi vor den Nachbarn?

Wie wenn ein Fußballverein ein Heimspiel hat.

Ihr Heimatverein ist endlich wieder erstklassig. Wie geht es Ihnen, wenn Sie hören „Darmstadt steigt sofort wieder ab, bei dem ollen Stadion“?
Na hören Sie mal, ob ein Verein in der Bundesliga bleibt, hängt doch wohl nicht davon ab, wie alt das Klo im Stadion ist. Das wird schon sportlich entschieden. Es wird nicht leicht für die Darmstädter, aber ich freue mich sehr und drücke die Daumen.

Ihr Programm verspricht praktische Lebenshilfe. Kann man nach diesem Abend richtig aus der Haut fahren?
Das liegt an der Begabung jedes einzelnen. Es gibt Menschen mit cholerischem Talent, bei denen funktioniert es sofort. Andere üben und üben aber es kommt nichts dabei heraus.

Sie sagen, man muss präzise sein, auch wenn man sich echauffiert. Das ist gar nicht so einfach.
Ja, Rage darf nicht ziellos sein. Man muss zum Punkt kommen. Das kann man von Hassknecht lernen.

Auch, wie man die Stimme kontrolliert?

Aber sicher. Die meisten Leute fangen ja an zu kreischen.

Oder sie verfallen in ihren Heimatdialekt. Haben Sie ein Lieblingsschimpfwort, eins aus Südhessen?
Da müsste ich lange überlegen, oder in meinem Schimpfwörter-Lexikon nachschlagen.

Man merkt, dass Sie privat ein sehr verträglicher Mensch sind.
Ich nehm‘ das mal als Kompliment, aber das mit dem Vokabular wird langsam zum Problem. Selbst im Fernsehen hat man längst alles schon gehört. Jeder sagt ständig ,Du altes Arschloch‘.

Und es gibt Gegenden, da kommen Sie mit Arschloch nicht weit. Mal abgesehen von den Ausrastern ist der Hassknecht doch ein rational denkender, vernünftiger Mensch.
Gut dass Sie das ansprechen, das kommt nämlich oft zu kurz. Er ist vernünftig, aber vor allem hat er ein Gespür für soziale Ungerechtigkeiten. Und genau die prangert er an. Dafür lohnt sich die ganze Aufregung.

Als Bühnenschauspieler scheinen Sie Solo-Programme zu bevorzugen.
Ja, allein ist man unabhängig. Bei mir hat das mit dem Ein-Personen-Stück „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind angefangen. Seitdem spiele ich mit großer Begeisterung Solo-Abende.

Parallel zum Hassknecht sind Sie noch mit einem anderen Programm unterwegs?
Ja, mit meinem geliebten Heinz-Erhardt-Abend. Das ist ein wunderbarer Kontrast und ein schöner Ausgleich. Dem Erhardt fühle ich mich eigentlich auch viel näher als dem Profi-Choleriker.

Worüber wettern Sie in Wetter?
Vor dem Auftritt schaue ich auf jeden Fall in die Zeitung. Auf ein lokales Thema komme ich zu sprechen. Versprochen.

Karten kosten im Vorverkauf 24,70 Euro.
Bestellungen unter Tel. 02335-913667 oder auf www.lichtburg-wetter.de.

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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