Geld und Glaube 4.0

19. Juni 2017
20:00 Uhr
Haus Witten, 58452 Witten
Prof. Dr. Birger P. Priddat. | Foto: UWH
  • Prof. Dr. Birger P. Priddat.
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In der Bürgeruniversität am 19. Juni geht es um Luther, Calvin, die protestantische Ethik und den Ursprung des Kapitalismus

In der Bürgeruniversität am Sonntag, 19. Juni, entwirrt Prof. Dr. Birger P. Priddat die protestantische Ethik und die Ursprünge des Kapitalismus‘. Der Wirtschaftsphilosoph der Universität Witten/Herdecke beginnt seinen Vortrag um 20 Uhr in Haus Witten, Ruhrstr. 86.
Den Ausgangspunkt der Überlegungen von Prof. Priddat bildet das Buch „Die protestantische Ethik und der ‘Geist’ des Kapitalismus“. Es wurde von dem Soziologen Max Weber um 1900 formuliert und er verbindet darin die Reformation mit der Entstehung des Kapitalismus. Man denkt, das wäre das Erbe Martin Luthers. Aber eigentlich ist das eine Konzeption, die Johannes Calvin in Genf aufgestellt hatte und die in die protestantische Welt Englands (und damit später Amerikas) gewandert war. Reichtum ist nach Calvin ein Zeichen dafür, zu den Auserwählten zu gehören, die mit einem Platz im Himmel rechnen dürfen. Aber: Schon bei Calvin geht es darum, dass dieser Reichtum auf Erden investiert, nicht konsumiert werden soll.
Priddat sieht das, was Max Weber und auch Thomas Mann in den ‚Buddenbrocks’ als eine enge Verbindung von Arbeit, Selbstdisziplin und Kapitalismus nachzeichneten, für uns heute allerdings als unbedeutend an:
1. wegen der Neubewertung der Arbeit in einer Wissensgesellschaft, und
2. wegen der Entkopplung von Religion, Leben und Wirtschaft.

"Luther war kein Calvinist"

„Das Ganze aber hat mit Luther wenig zu tun. Luther war kein Calvinist, vor allem wollte er nichts von der Vorherbestimmung der Menschen (auch nicht der Reichen) wissen“, erklärt Priddat den Unterschied zwischen den beiden Reformatoren und ihren Gedanken. Luther war, ganz in damals klassischer Tradition, gegen Maßlosigkeit, gegen Zins und Wucher (mit Ausnahmen). Luther hielt niemanden für privilegiert, weil er reich war. Allein der Glaube und die Gnade Gottes galten für ihn. Die Gnade kann man nicht kaufen, deshalb Luthers scharfe Kritik des Ablasshandels der katholischen Kirche. Einzig das neue protestantische Selbstbewusstsein, nämlich in Demut vor seinem Gotte allein zu stehen, prägt die Entwicklung der Neuzeit. „Ansonsten ist Luther extrem unmodern. Das lohnt sich zu erörtern“, kündigt Priddat an.

(Text: UWH)

Autor:

Nicole Martin aus Witten

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