Lamas im Ardey gesichtet - Tiere werden auch "Delfine der Weiden" genannt

Wer durchs Ardey spaziert und auf einer Wiese plötzlich zwei Lamas liegen sieht, kann aufatmen. Pepe und Mambo sind keine Halluzination, sondern die Tiere von Julia Sachs, die sich schon gut eingelebt haben in der Ruhrstadt.
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  • Wer durchs Ardey spaziert und auf einer Wiese plötzlich zwei Lamas liegen sieht, kann aufatmen. Pepe und Mambo sind keine Halluzination, sondern die Tiere von Julia Sachs, die sich schon gut eingelebt haben in der Ruhrstadt.
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Wandersleut, die durchs Ardey spazieren und auf einer Wiese plötzlich zwei Lamas liegen sehen, können aufatmen. Sie haben sich nicht hoffnungslos verlaufen und sind versehentlich irgendwo in den Anden gelandet. Es spielt auch keine Panflötengruppe an der nächsten Weg­gabelung auf.

Dennoch sind die Lamas keine Halluzination, sondern völlig echt. „Pepe“ und „Mambo“ heißen die beiden Lama-Hengste, und sie sind seit März in Witten daheim. Julia Sachs hat die beiden zur Familie der Kamele gehörenden Paarhufer ins Ardey geholt. Und dort haben sie sich gut eingelebt.
Julia Sachs ist von Hause aus Sporttherapeutin und Motopädin. Sie arbeitet sehr viel mit geistig behinderten Menschen zusammen. Tiere gehören zu ihren Helfern, als tierische Therapeuten brechen sie oft das Eis, ermöglichen einen Zugang zu den Menschen. Tiergestützte Therapie nennt sich dieses Vorgehen.

Tiere haben keine Vorurteile

Tiere kennen keine Vorurteile, keine Scheu. Schafe, Kaninchen, Ziegen, Gänse, Ponys, ihre speziell ausgebildete Therapiehündin Nala: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Tiere in therapeutischer Arbeit als „Helfer“ eingesetzt werden. Aber Lamas?
„Man sagt, Lamas seien die Delfine der Weiden. Sie sind unheimlich aufmerksam, neugierig, sie suchen von sich aus die Nähe zum Menschen und sie sind sehr friedlich und geduldig.“ Gerade ihre Geduld macht sie für die Therapie zu idealen vierbeinigen Helfern. Sie lieben es, gestreichelt zu werden; sie sind außerdem ideale Wanderbegleiter, da sie an der Seite des Menschen bleiben. In den knapp 5 000 Jahren seit der Domestizierung des Lamas, hat es sich  – wahrlich – an eben diesen Menschen gewöhnt.

Und die Sache mit dem Spucken?

Das alles klingt erst einmal ganz nett, aber ist da nicht auch die Geschichte mit dem Spucken?
Julia Sachs lächelt, wenn sie darauf angesprochen wird. Und ja, es gibt an einem Zaun auch ein Warnschild, das vor spuckenden Lamas warnt. Aber: „Eigentlich spucken sie Menschen nicht an.“ Man muss sie schon ziemlich fies ärgern, um eine solche Reaktion hervorzurufen. Wenn gespuckt wird, dann spuckt man untereinander, wenn ein Hengst einen anderen bedrängt. Dann reckt der Bedrängte allerdings erst einmal den Hals in die Höhe – als Warnung! Und erst wenn das nichts fruchtet – dann wird gespuckt.
Sowohl der weiß-beige, zweijährige Pepe als auch der dreijährige Mambo stammen aus Ostwestfalen – was nun auch nicht unbedingt die typische Heimat ihrer Art darstellt. Es gibt jedoch tatsächlich private Herden in Deutschland. Beide stammen aus solchen und in beiden Herden gab es letztlich zu viele Hengste. So landeten die beiden in Witten.

Julia Sachs hat ein Herz für Außenseiter

Julia Sachs hat vor tierischen Herausforderungen keine Scheu. Als Jugendliche etwa war sie in Pferde vernarrt. „Und ich hatte vor allem ein Herz für die Außenseiter“, also die, die sich bockig zeigten, die den Menschen als „Wurfgut“ betrachteten. Mit viel Geduld widmete sie sich ihnen. Es verwundert daher auch nicht, dass, als vor zwei Jahren Nachbarn ein Rehkitz im Garten fanden, diese bei Julia Sachs anklingelten, die das Kitz auch prompt aufzog. Mit Erfolg übrigens. Die junge Rehdame geht heute ihre ­eigenen Wege.
Dennoch haben die beiden Lama-Jungs Julia Sachs überrascht: „Sie kamen auf die Weide, und das war’s. Sie haben Witten sofort als ihre Heimat akzeptiert und gleichzeitig anerkannt, dass ich das Sagen auf der Weide habe.“
Lamas lieben Blütenknospen  – doch wie einem Hund, dem man beibringt, dass er bei Fuß laufen soll, kann man Lamas beibringen, dass sie etwa außerhalb ihrer Wiesen nichts fressen dürfen. Sie sind gelehrig. Außerdem sind sie sogar für Allergiker streichelbar. Ihr ungemein weiches Fell löst keine Reaktionen aus, wie Al­lergiker sie etwa von Pferden oder Katzen her kennen. Auch das ist ein Pluspunkt für die Therapie.
Krault man Pepe oder Mambo am Hals, vernimmt man schnell eine Art Summen, ja fast ein Singen. Das hört man auch, wenn man sie mit Möhren füttert. Gähnt Mambo, und Mambo gähnt gerne und viel, fallen die vielen kleinen, eher spitzen Zähne links und rechts auf, die gar nicht so freundlich wirken. Die aber sind nur dazu da, um Nahrung zu zermalmen. Daher sitzen sie auch schief in seinem Maul. Zum Beißen sind sie eher ungeeignet.
Wenn Julia Sachs mit den beiden im Ardey unterwegs ist, trotten sie hinter oder neben ihr her. Sie sind zwar Fluchttiere, aber da sie unter Menschen aufgewachsen sind, bringen sie ein knatterndes Mofa oder staunende Wandersleut nicht aus der Ruhe.

Reiten darf man Lamas nicht

Noch werden sie nicht in der Therapie eingesetzt, noch erkunden sie ihre neue Heimat. Reiten darf man auf Lamas übrigens nicht. Ihre Wirbelsäule ist zu dünn. Dafür sind sie auch in unwegsamen Gelände durchaus stand­sicher und ideale Trekking-Begleiter.
Ach ja, und im Gegensatz zu Pferden, die gerne auf den Wegen ihre „Äpfel“ fallen lassen, sind Mambo und Pepe quasi stubenrein. Sie haben sich auf ihrer Weide einen Winkel gesucht, den sie als, man glaubt es kaum, Lama-Klo nutzen.

Autor:

Christian Lukas aus Witten

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