Arbeitslos oder nicht arbeitslos – das ist hier die Frage

Bei Radio EN habe ich heute folgende Meldung gehört: „Im Jahr 2017 waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) durchschnittlich 2,533 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos - und damit 158 000 weniger als im Jahr zuvor.“

Ehrlich gesagt verlasse ich mich nicht mehr so gerne auf offizielle Quellen. Habe also mal nachrecherchiert, um mir ein genaues Bild zu machen. Das Gute: Alle Zahlen sind auf der offiziellen Seite der Bundesagentur für Arbeit zu finden.

Bisher dachte ich ja, dass all diejenigen Menschen arbeitslos sind, die keinen Job haben und erwerbsfähig sind. Das sieht die Bundesagentur für Arbeit aber anders.
Sie begibt sich bei der Definition von Arbeitslosigkeit sozusagen in direkte Konkurrenz zum Sozialgesetzbuch, denn dort wird die Frage „Wer gilt als arbeitslos?“ etwas anders beantwortet. Laut Sozialgesetzbuch gilt als arbeitslos, wer sich bei der Arbeitsagentur als arbeitslos gemeldet hat, klar. Desweiteren aber auch diejenigen, die weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten (Unterbeschäftigung) und diejenigen, die einen sozialversicherungspflichtigen Job suchen. Letztere werden aber zu den offiziellen Zahlen nicht hinzuaddiert. Demnach waren laut Sozialgesetzbuch im September 2017 knapp 3,4 Millionen Menschen arbeitslos, fast eine Million mehr. Hui, wer hätte das gedacht?

Wer in der offiziellen Arbeitslosenstatistik ebenfalls mit Abwesenheit glänzt, sind alle, die gerade an einer Weiterbildungs- oder Umschulungsmaßnahme teilnehmen oder von Fremdfirmen vermittelt werden oder zum Zeitpunkt der Erfassung krank sind. Auch Hartz-IV-Empfänger über 58 Jahre und 1-Euro-Jobber werden nicht als arbeitslos geführt.

Fazit: Also waren laut Sozialgesetzbuch zunächst einmal 3,4 Millionen Menschen im September 2017 arbeitslos. Plus die obengenannten Personengruppen, zu denen es – meiner Recherche nach - keine verlässlichen Zahlen gibt. Für Infos wäre ich dankbar.

Eigentlich ganz einfach nachzuvollziehen. Man muss es nur erst mal registrieren. Daher bin ich dafür, jeder Meldung der Bundesagentur für Arbeit den Satz hinzuzufügen: „Zu Risiken und Nebenwirkungen unserer Arbeitslosenzahlen fragen Sie bitte die Bundesregierung.“ 

Autor:

Gisela Ladwig aus Witten

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