„Die Gemeinschaft in Witten funktioniert“

„Wir sind glücklich über den Zuzug der Verbraucherzentrale.“ | Foto: Zabka
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  • „Wir sind glücklich über den Zuzug der Verbraucherzentrale.“
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„Kauf lokal und nicht im Netz!“ Ist dies ein Aufruf, an den sich die Wittener halten? Oder liegen hier auch die Online-Einkäufe im Trend? Warum sollte man lieber im Geschäft und nicht im Internet kaufen? Darüber sprach Witten aktuell mit Bürgermeisterin Sonja Leidemann.

Witten aktuell: Frau Leidemann, was kaufen Sie eigentlich im Internet ein?

Sonja Leidemann: „Grundsätzlich kaufe ich stationär, also in den Geschäften der Stadt, ein. Bestimmte Fachliteratur allerdings bestelle ich im Netz. Die bekomme ich dann auch direkt ins Büro geliefert.“

Witten aktuell: Gibt es Dinge, die man in Witten nicht in Geschäften kaufen kann und muss es demnach bestellen?

Sonja Leidemann: „Eigentlich sind wir in der Stadt gut versorgt. Manche hochwertige Kleidung gibt es nicht in großer Auswahl, da muss ich schon auch mal nach Bochum oder Dortmund zum Einkaufen fahren. Und seit Boecker geschlossen hat, mangelt es auch an Herrenkonfektion.“

Witten aktuell: Was macht denn das Einkaufen in Witten attraktiv?

Sonja Leidemann: „Die Vielfalt. Seit wir in Witten die Stadtgalerie haben, und hier hat bei der Realisierung die Politik der Stadt mit einer Stimme gesprochen, konnten wir viel Kaufkraft in der Stadt halten. Durch das dortige Angebot, gerade Modeläden, kommen auch junge Leute zum Einkaufen. So bleibt das Geld in der Stadt.“

Witten aktuell: Apropos Politik. Was kann die Politik, die Verwaltung, tun, um die lokale Wirtschaft zu stärken?

Sonja Leidemann: „Wir können auf vielfältige Weise helfen und unterstützen. Die Verwaltung versucht, Bauanträge unkompliziert und rasch zu bearbeiten. Wir wollen zudem weiter die Attraktivität der Innenstadt erhöhen. Dazu zählt auch die Sanierung des Rathauses mit der Gestaltung des Rathausplatzes. Hier ist es uns auch immer wichtig, die Bürger miteinzubeziehen.“

Witten aktuell: Wie geschieht das?

Sonja Leidemann: „Ich versuche, viel mit den Menschen der Stadt ins Gespräch zu kommen, da erfährt man, was ihnen auf den Nägeln brennt. Den Wochenmarkt zum Beispiel, den wir ja herunter zur Stadtgalerie verlegt hatten, haben wir auf Wunsch der Marktbetreiber und auch vieler Bürger wieder hoch zum Rathausplatz geholt.“

Witten aktuell: Wie sieht die Einkaufsituation eigentlich in den Stadtteilen aus?

Sonja Leidemann: „Die Nahversorgung der Bürger liegt uns sehr am Herzen. Deswegen sind wir auch froh, dass Edeka in Bommern geblieben ist. Auch in den anderen Stadtteilen wollen wir versuchen zu helfen, dass die Menschen
sich nah an ihrem Zuhause mit dem Nötigen versorgen können.“

Witten aktuell: Welche Geschäftsfelder fehlen ihrer Meinung nach noch in der Stadt, und wovon gibt es schon zuviel?

Sonja Leidemann: „Auch hier gehe ich mit den Anregungen der Bürger. Wie schon gesagt, wäre ein Herrenausstatter nötig. Darüber hinaus wünschen sich manche Bürger mehr Angebote an Spielwaren sowie ein Sportfachgeschäft. Und zuviel? Ganz sicher haben wir mittlerweile reichlich Spielhallen und Casinos. Hier sollen keine weiteren mehr genehmigt werden, außerdem gibt es einen einstimmigen Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses, die Vergnügungssteuer für Spielcasinos weiter anzuheben.“

Witten aktuell: Warum ist es manchmal so schwierig für Einzelhändler, sich hier anzusiedeln?

Sonja Leidemann: „Dazu gehört ganz gewiss die Mietpreissituation. Leider gibt es immer noch, auch in unserer Stadt, Immobilieneigentümer, die horrende Mieten verlangen und ihr Objekt lieber leer stehen lassen, als potenziellen Mietern preislich entgegenzukommen. Aber auch hier sind wir als Verwaltung mit Hauseigentümern immer im Gespräch. So ist es uns ja auch gelungen, für das Bahnhofsgebäude einen privaten Eigentümer zu finden, der jetzt seine Räume vermietet. Wir sind richtig glücklich, dass hier bald die Verbraucherzentrale einzieht.“

Witten aktuell: Warum soll ich meine Schuhe in einem Wittener Geschäft kaufen und nicht online bestellen?

Sonja Leidemann: „Weil Sie nur dort eine richtige Beratung erhalten. Es ist ja nicht verkehrt, das Internet zum Vergleichen und Vorabinformieren zu nutzen. Aber es ist doch immer noch schöner, mit einer echten Verkäuferin zu reden, sich beraten zu lassen. Wissen Sie, die Innenstadt ist nicht nur zum Einkaufen da, sie ist ein Ort der Kommunikation. Mit wem können Sie im Internet reden? Auf der Bahnhofstraße ist immer etwas los, egal zu welcher Tageszeit. Die Leute machen Pause, schwätzen hier ein bisschen, begrüßen ihre Bekannten, treffen Nachbarn. Das macht doch eine lebendige Stadt aus! Die Gemeinschaft in Witten, sie funktioniert.

Witten aktuell: Frau Leidemann, wir danken für das Gespräch.

Autor:

Thomas Meißner aus Witten

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