"Yanny" oder "Laurel"?

Guten Tag!

Drei Jahre ist es her, dass ein Kleid die Internet-Community entzweite: Während die einen das Kleid als blau-schwarz gestreift wahrnahmen, wurde es auf demselben Bild von anderen als weiß-gold gesehen. Diesmal ist es kein visuelles, sondern ein akustisches Phänomen, das für Verwirrung sorgt. Eine Roboterstimme spricht in einem Clip den Namen "Laurel", jedoch hören einige stattdessen das wenig eindeutig definierte "Yanny". Auch die Autorin dieser Zeilen zählt sich zur letzteren Gruppe. Völliges Unverständis bei beiden Lagern - man hört nun einmal, was man hört, vermeintlich. Viel wird nun gerätselt, woran das liegt: Obwohl die Wörter auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, verweisen einige Sprachwissenschaftler darauf, dass doch gewisse Ähnlichkeiten in der Lautbildung vorliegen - trotzdem keine Erklärung. Andere meinen, es läge an unterschiedlichen Bassbereichen. Wieder andere gehen davon aus, dass bestimmte Frequenzen ab dem 25. Lebensjahr nicht mehr wahrnehmbar seien und so die verschiedenen Hörerlebnisse zustande kommen. Ein Psychologe vergleicht das Phänomen mit optischen Kippfiguren, bei denen man - je nach Fokus - zum Beispiel eine Ente oder einen Hasen, eine alte oder junge Frau, zwei Gesichter oder eine Vase sieht - das Hirn entscheidet sich dabei für je eine Interpretation. Unabhängig davon, welche Begründung nun stimmt, dieser "Ver-hörer" zeigt einmal mehr, dass unsere Wahrnehmung, mit der wir im Alltag doch so selbstverständlich umgehen, nicht das Maß an Objektivität genießt, wie wir das gerne hätten. Heißt das: Ich mach' die Welt, wie sie mir gefällt? Vielleicht nicht radikal, aber ein bisschen sollte man doch im Auge (oder im Ohr) haben, dass jeder von uns sein eigene kleine Welt ist, Missverständnisse vorprogrammiert, wenn man sich zu sehr zum Maß aller Dinge erklärt.