Graffiti mal anders - junge Sprayer in Action

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Graffiti – eigentlich gedacht als eine Art Kunstrichtung – wird immer mehr zur Plage. In der letzten Woche trieben wieder in Xanten die Graffiti-Schmierfinken ihr Unwesen. Wie ein Band der Verwüstung zieht sich die Spur der Täter durch das ganze Stadtgebiet. Kaum etwas, was den Sprayern nicht zum Opfer fiel. Sei es das Mitteltor in der Stadt, die Walter-Bader-Realschule, die Viktor-Grundschule, die Sporthalle, Bushaltestellen um nur einiges zu nennen. Die Polizei glaubt nicht, dass die Täter zielgerecht vorgingen, sondern einfach zerstören wollen. Allerdings seien hauptsächlich nur öffentliche Gebäude betroffen. Man geht davon aus, dass es sich um überall den- oder dieselben Täter handelt. „Wir sind hier auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Selbst wer nur ein bisschen gesehen hat, kann uns schon helfen. Wenn jemand gesehen hat, wie viele Täter es waren, auch wenn er mehr dazu nicht sagen kann, soll sich bei uns dringend melden. Jeder kleinste Hinweis kann helfen. Aus vielen kleinen Hinweisen kann sich oft ein spezieller Täterkreis ergeben.“, so die Polizei Xanten. „Wer etwas gesehen hat, kann sich gerne bei uns unter Telefon: 02801/71420 melden.“
Heinz Rothers, Schulleiter der Viktorschule ist entsetzt: „Ich bin erschüttert, über so viel Zerstörung. Über die Kosten wollen wir mal gar nicht reden. Aber diese Aktion zeigt, dass die von uns schon lange geforderten Kameras, dringend angeschafft werden müssen. Vielleicht wäre uns das dann erspart geblieben. Zumindest hätte man mehr Informationen über die Täter.“ Auch die Schulleiterin der Walter-Bader-Realschule, Regina Schneider, schließt sich den Ausführungen von Herrn Rothers an. „Die Zerstörung ist das Eine. Für unsere Schule aber macht mich ein Punkt viel mehr betroffen. Hier wird Allgemeingut durch eine einzelne Person oder mehrere zerstört. Es geht um die Rechts- und Freiheitssphäre von Vielen, deren weitere Gestaltungsmöglichkeiten verhindert werden. In diesen Rechtsraum dringt ein Einzelner ein und zerstört öffentliches Eigentum, was wir als Schulgemeinschaft nutzen oder verschönern. Wie kann es sein, dass man so dreist ist, seine Zerstörungswut über das Wohl von Vielen zu stellen. Dieser Punkt macht mich noch mehr betroffen, als die Zerstörung überhaupt. Wir erziehen unsere Schüler und Schülerinnen zu Sauberkeit und positivem Umgang mit fremdem Eigentum und müssen dann am eigenen Schulgebäude solche Verschmutzungen erleben. Es gibt eine Initiative zur Überwachung des Schulzentrums. Er wird mehr als Zeit, nun endlich zu reagieren.
Ulrike Langenberg, Leiterin des Bauhofes in Xanten: „Wir sind jetzt unterwegs, um alles wieder zu reinigen. Über die Zeit und die Kosten darf man gar nicht nachdenken. Aber das Mitteltor muss, touristisch gesehen, unbedingt schnell komplett neu gestrichen werden. Auch fehlt uns die Zeit, um Schlaglöcher zu flicken, was eigentlich dringend im gesamten Stadtgebiet passieren müsste.“
Zeitgleich gibt es eine Aktion in der JuKuWe Xanten. Dort findet ein Workshop statt – mit dem Thema: Graffiti!!! Aber legales Graffiti. Ja, das gibt es auch, denn die Kunstrichtung an sich, ist ja schön anzusehen und im Stil der Jugendlichen von heute. Dort treffen sich junge Leute um Graffitis herzustellen, die den Bauzaun auf dem Marktplatz verschönern sollen. „Schließlich kommen jetzt wieder vermehrt Touristen in die Stadt, die ja nicht unbedingt nur auf eine Baustelle schauen wollen.“ erklärt Jonas Hegmann, der mit Elena Geske und Sabrina Laatsch diesen Workshop als Schulprojekt betreuen. Alle drei machen eine Ausbildung zum Erzieher im Placida-Haus und wollten mit Kids die Freizeit positiv gestalten. Hier gibt es kein wildes Drauflos-Sprühen – sondern die Kinder lernen den richtigen Umgang mit Sprühdosen. „Handschuhe muss man unbedingt anhaben.“ ruft Momo, „Aber vor allem braucht man eine Atemmaske, sonst atmet man giftige Dämpfe ein.“, erklärt Maikel schon wissend. Eget berichtet: „Illegales Sprayen ist verboten und wenn man die Kosten für´s Wegmachen nicht bezahlen kann, kann man auch dafür ins Gefängnis kommen.“ Man spürt, dass das Projekt Hand und Fuß hat und die Kinder begeistert am Thema sind. Auch haben die Betreuer sich jemanden besorgt, der sich mit dem Thema auskennt. Allerdings auch nur im legalen Bereich. „Meistens sprühe ich auf Papier, aber auch meine Garage zu Hause habe ich besprüht – aber das darf ich ja auch. Sonst irgendwo beliebig illegal sprühen, das ist nicht die Philosophie eines Graffiti-Künstlers.“, so Christian. Die 12-15 jährigen warten auf ihre erste echte, große Aktion. Jetzt geht es ans Schütteln der Flaschen. „Drei Minuten muss man schütteln, damit sich alles verflüssigt, sonst verstopfen die Düsen.“ erklärt Baran bereits wie ein Profi. Geplant ist ein Bombing, das ist ein Schriftzug, den man ausmalen kann, oder umsprüht – das Wort EXIT, dazu kommen dann die Tags von den Kids. Das sind die Logos, die jeder Künstler hat, praktisch die Signatur seines Werkes. Bis nächsten Freitag muss alles fertig sein, dann wollen sie mit einer Aktion ihr Werk am Bauzaun auf dem Markt aufhängen. „Die Tanzgruppe aus dem Exit tanzt dann dort, wir planen eine feierliche Enthüllung des Werkes und einer der Kids übernimmt offiziell die Moderation.“

Das alles ist bereits passiert und die wirklich tollen Bilder schmücken den Bauzaun - einfach mal drauf achten, wenn man auf dem Markt ist!

Autor:

Ingrid Kühne aus Xanten

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