Kartoffelboviste - "Falsche Trüffel" in heimischen Wäldern !

Bei diesem Kartoffelbovist ist die Maserung besonders schön ausgeprägt.
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  • Bei diesem Kartoffelbovist ist die Maserung besonders schön ausgeprägt.
  • hochgeladen von Hans-Martin Scheibner

04.09.2011

Von Christel und Hans-Martin Scheibner

Kartoffelboviste, von denen es viele Arten gibt, gehören zu den Bauchpilzen (Gasteromycetes). Am häufigsten sieht man hier bei uns den "Dickschaligen Kartoffel-Hartbovist" (Scleroderma citrinum), welcher auch unter der Bezeichnung "Gemeiner Kartoffelbovist" oder "Echter Kartoffelbovist" bekannt ist. Sein knolliges kartoffelähnliches Aussehen verlieh ihm den Namen "Kartoffelbovist".

Vom Sommer bis zum Herbst trifft man ihn im Laub- und Nadelwald auf sandigen, sauren und moorigen Böden an. Kalkböden mag er nicht.

Im Allgemeinen werden seine meist ovalen Fruchtkörper zwischen 10 und 15cm groß, aber in diesem Sommer habe ich auch größere Exemplare entdeckt. Sein Inhalt, die Fruchtmasse, ist von einer bis 5mm dicken harten ledrig-elastischen Hülle umgeben. Diese ist gelblich- beigefarben mit braunen Schüppchen und ist rissig gekörnt bis gefeldert. Der Pilz ist nach unten etwas zusammengezogen, stiellos und mit weißen Mycelsträngen im Boden verankert.

Sie mykorrhyzieren über Rhizormorphen, verdickte wurzelähnliche Mycelstränge, das heißt, sie gehen eine Symbiose mit umstehende Bäumen ein, indem sie mit deren Feinwurzelsystem in Verbindung stehen.

Gleichzeitig dient er als Wirt für den Parasitischen Röhrling ( Xerocomus parasiticus), dem einzigen Schmarotzerröhrling Europas, welcher ausschließlich an der Basis und an den Myzelsträngen von Scleroderma citrinum (Dickschaliger Kartoffelbovist) vorkommt, welche er anzapft. Allein würde er nicht genügend Nährstoffe erhalten, um Fruchtkörper bilden zu können. So bildet er mit seinem Wirtspilz eine gemeinsame Symbiose mit dessen Wirtsbaum. Eine DNA-Unstersuchung ergab, daß der Kartoffelbovist wie sein Schmarotzer zu den Röhrlingen zählt und so nicht nur miteinander vergesellschaftet, sondern auch verwandt sind.

Die junge Fruchtmasse ist weissgelblich, bald hat sie einen lila -grauen, später violettschwarzen Kern, der zum Schluß purpurschwarz wird, weißlich geadert ist und die Pilzhülle dann ganz ausfüllt. Der Geruch dieser Masse ist stechend leuchtgasartig. Bei Sporenreife wird die Fruchtmasse pulverig, der Pilz reißt am Scheitel ein, wodurch die oliv-graubraunen Sporen ausstäuben können.

Der Kartoffelbovist ist nicht lebensgefährlich giftig, kann jedoch Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Schon 30-45 Min. nach der Pilzmahlzeit kann Erbrechen, Schweißausbruch, Bauchschmerzen; Blähungen, Schwäche, niederer Blutdruck mit Schwindel und Kollaps, angeblich auch Bewußtlosigkeit auftreten. Bei Alkoholgenuß nach der Pilzmahlzeit ist eine Alkoholunver-träglichkeitsreaktion (Coprinus Syndrom) möglich.

Obwohl man um seine Giftigkeit wußte, verwendete man sein feingeschnittene schwarze, noch feste trüffelartig schmeckende Fruchtkörperfleisch getrocknet als Trüffelersatz zum Würzen, allerdings nur in kleinen Mengen, verwendete ihn aber niemals roh.

Bei echten Trüffeln handelt es sich um knollige unterirdisch wachsende Pilze, welche zu den kulinarisch wertvollsten und kostspieligsten Speisepilzen gehören. Das Wort "Trüffel" stammt aus dem französischen und bedeutet soviel wie Beule oder Schwellung. Im Volksmund werden jedoch auch andere zum Teil oberirdisch wachsende Pilze als "Trüffel" bezeichnet, wozu etwa die hartbovistartige "Böhmische Trüffel "(Gemeiner Erbsenstreuling - Pisolithus arhizus) ein sehr schmackhafter Würzpilz, oder in den USA die "Mexikanische Trüffel" (engl. „mexican truffle“ = Maisbeulenbrand, Ustilago maydis) gehören.

Echte Trüffel sind sehr teuer. Der Kilopreis für weiße Trüffel liegt bis zu 9.000 Euro, in Japan bis zu 15.000 Euro. Die Preise variieren stark, denn je nach Witterung gibt es gute und schlechte Trüffeljahre. Ausschlaggebend ist aber letztendlich auch die Größe. So bringen Fälscher, vor allem aus China, Afrika und Osteuropa, minderwertige Sorten in den Handel, welche äußerlich kaum von den hochwertigen zu unterscheiden sind. Gern werden weiße preisgünstigere Sommertrüffelarten auch schon mal in schwarze "Perigordtrüffel" umgefärbt, welche im Handel dann immerhin fast 3.000 Euro das Kilo bringen. Zur Aromaverstärkung bei Fertigprodukten wird gern das verhältnismäßig preiswerte sehr aromastarke Trüffelöl verwendet, was einen Teil des Trüffelanteils einspart.

Fälschungen gab es früher schon, und wie ist es naheliegender, daß auch Produkte aus Hartbovisten, ebenso von sehr viel giftigeren Arten, gern mal als schwarze Trüffel in den Handel gelangten ...

Die eigenen Fotos entstanden im Monat August 2011 im Umkreis von Marienbaum

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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