Lokalkompass-Länderreise: Sevilla
Die „Bratpfanne“ Andalusiens
Ihre nächste Lokalkompass-Länderreise führt Sie in den Süden Spaniens, genauer gesagt: nach Sevilla. Mit 683.023 Einwohnern ist Sevilla die viertgrößte Stadt Spaniens. Die Hauptstadt Andalusiens wird von den Spaniern gerne auch "Bratpfanne Andalusiens" genannt. Kein Wunder: Im Sommer werden hier häufig die 40 Grad übertroffen. Ich wurde trotz Sonnenmilch mit der Stufe 50+ ordentlich "durchgebraten".
In Europa ist wohl keine Region von so vielen Kulturen geprägt, wie Andalusien. Oft umkämpft finden sich hier muslimische Einflüsse durch die Araber, aber auch christliche Kirchen wieder. Schon bei der Ankunft im Zentrum der Stadt wird deutlich: Sevilla ist eine weltoffene Stadt. Eines der bekanntesten Bauwerke ist wohl zweifelsohne der Alcazar, der mittelalterliche Königspalast von Sevilla, der noch heute von der spanischen Königsfamilie genutzt wird. In den Gärten des Palasts wurden unter anderem Szenen der Fanatasy-Serie Game of Thrones gedreht. Heißt: Hier kommen auch Serien-Junkies voll auf ihre Kosten!
Noch bekannter als dieses Gebäude ist in Sevilla nur die Santa María de la Sede, die Kathedrale der Stadt.
Hier sind die sterblichen Überreste von Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus bestattet. Das gotische Gebäude fasziniert jedes Mal aufs Neue und vom Kirchturm, dem Giralda, genießt man einen wunderbaren Blick über die Dächer der andalusischen Hauptstadt. Der Eintrittspreis von neun Euro (ermäßigt vier Euro) erscheint auf den ersten Blick vielleicht ambitioniert, doch wenn man selbst dort gewesen ist, wird man merken, dass sich jeder Cent lohnt. Kleiner Tipp: Montags kann die Kathedrale in der Zeit von 16.30 Uhr bis 18 Uhr kostenlos besucht werden.
Wer "nur" eine wunderschöne Aussicht über die Dächern Sevillas sucht, der wird beim Metropol Parasol fündig. An Stelle einer abgerissenen Markthalle aus dem 19. Jahrhundert wurde hier eine hochmoderne Aussichtsplattform mit Cafe erschaffen. Die Plattform befindet sich nur zehn Fußminuten von der Kathedrale entfernt inmitten der historischen Altstadt. Drei Euro kostet die Fahrt mit dem Aufzug. Eine zeitliche Begrenzung gibt es hier nicht. Es macht jedoch Sinn, die Plattform gegen Mittag zu besuchen. Dann machen die meisten Sevillaner Siesta und man kann die Aussicht relativ unbedrängt auf sich wirken lassen.
Sucht man in der heißen andalusischen Mittagssonne lieber eine Abkühlung, bietet sich die etwa 15 Geh-Minuten von der Kathedrale entfernte Parkanlage rund um den Plaza España an. Hier schützt der Schatten der Bäume vor der stechenden Mittags-Sonne.
Doch auch der Plaza selbst bietet eine Abkühlung - auch wenn sich dieser in der prallen Sonne befindet. In der Mitte gibt es einen riesigen Brunnen mit Sprühregen. Hier habe ich mich schon nach wenigen Minuten deutlich erfrischt gefühlt und konnte meine Stadtbesichtigung fortführen.
Wenn dann noch Zeit ist, lohnt sich auch ein Gang ans Ufer des Guadalquivirs, den Fluss der einmal quer durch Sevilla fließt. Mit etwas Glück können Besucher hier riesige Kreuzfahrtschiffe bestaunen. Klingt komisch? Ist aber so. Obwohl Sevilla weit im Landesinneren Spaniens liegt, machen Reedereien die besondere Kreuzfahrt über den Guadalquivir, der in Cadiz in den Atlantik mündet, möglich. Die Anlegestelle befindet sich knapp 20 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt - ganz in der Nähe des Plaza España. Daher kann man diese beiden Punkte auch ideal miteinander verbinden.
So, jetzt habe ich eine ganze Menge von Dingen erzählt, die man sich in Sevilla unbedingt anschauen sollte. Doch was, wenn einen plötzlich der kleine Hunger oder Durst überfällt? Auch hier ist Sevilla wirklich spitze. Für mich ist das Ausgehangebot Sevillas eines der Besten, die ich erlebt habe. Insbesondere im jüdischen Viertel Santa Cruz im Schatten der Kathedrale reiht sich eine Tapas-Bar an die Andere. Dafür sind die Spanier ja über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt.
Bei den kleinen Snacks für zwischendurch wird hier fast alles angeboten. Mich haben die Miesmuscheln, Krabben und der Iberico-Schinken am Meisten überzeugt - doch das ist geschmackssache. Dazu ein eisgekühltes Bier oder einen Sherry als Apperitif - köstlich.
Wasser für einen Euro
Wer ein Getränk für auf die Hand sucht, kann in Sevilla richtig sparen. Nahezu in jedem Kiosk gibt es Wasser in der 1,5 Liter Flasche für einen Euro - das sucht man in Deutschland wohl vergeblich.
Nach der Stärkung in der Tapas-Bar schlenderte ich weiter durch die Gassen der Altstadt. Hierbei kommt man unweigerlich an Flamenco-Tänzern vorbei. Der Tanz zu dramatischer Musik hat ebenfalls seinen Ursprung in Andalusien. Mit Kastagnetten in den Händen wird im Rhythmus der Musik geklatscht. Auf vielen Plätzen im Stadtzentrum kann man am Vorabend in den Genuss einer solchen Darbietung kommen - und das völlig kostenfrei. Am Ende geht immer ein Hut auf den Plätzen rum. Jeder kann das zahlen, was er will.
Sevilla bietet auch sonst viel Freizeitunterhaltung, so ist die Metropole am Guadaquivir eine absolute Fußballhochburg. Der FC Sevilla zählt mit drei Europa-League- und zwei Uefa-Cup-Siegen zu den erfolgreichsten Fußballvereinen der Welt. Auch wenn der Klub immer etwas im Schatten der ganz Großen (Real Madrid und FC Barcelona) steht, genießt er durch die "Sevillistas" eine große Fanbasis. Am 26. Mai 2021 soll im Stadion des FC Sevilla, dem Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, das Endspiel der Europa-League stattfinden.
Erzfeind des Klubs ist Real Betis Sevilla. Die Stadien beider Vereine liegen gerade mal vier Kilometer auseinander. Kein Wunder, dass die Stadt beim "Derbi sevilliano" jedesmal Kopf steht. Beim letzten Aufeinandertreffen am 10. November 2019 konnte der FC Sevilla im Estadio Benito Villamarín einen kanppen 2:1-Derbysieg feiern. Das Rückspiel musste aufgrund der derzeit grassierenden Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Betis Sevilla seit 85 Jahren kein spanischer Meister
Obwohl die letzte Meisterschaft 85 Jahre und der letzte Pokalsieg auch schon 15 Jahre zurück liegen, pilgern regelmäßig über 50.000 Zuschauer in das Stadion. Auch mich hat der Verein früh fasziniert. Seit mittlerweile 13 Jahren verfolge ich die Spiele aus der Ferne. An der Faszination änderten auch die zwischenzeitigen Abstiege in den Jahren 2009 und 2014 nichts. Übrigens ist Betis-Kapitän Joaquin der einzige noch aktive Spieler in La Liga mit mehr als 500 Spielen (544). Generell haben nur Andoni Zubizarreta (622) und Real-Madrid-Legende Raul (früher auch Schalke 04, 550) noch mehr Einsätze im spanischen Oberhaus zu verbuchen. Wer sich einmal spanischen Fußball anschauen will, dem kann ich Betis Sevilla nur wärmstens empfehlen.
Ausklingen lassen kann man den Tag dann in einem der zahlreichen Restaurants der Stadt. Mich verschlägt es zurück ins jüdische Viertel Santa Cruz, wo es für mich eine riesige Paella gibt. Die traditionelle spanische Reispfanne mit Meeresfrüchten, Erbsen und Hühnchen zählt zu meinen absoluten Lieblingsgerichten. Eine Portion für zwei Personen kostet hier 18 Euro - ein wirklich fairer Preis!
Na, Lust auf Sevilla bekommen? Vom Flughafen Düsseldorf International geht es mit Laudamotion zweimal pro Woche nonstop in die spanische Metropole. Der Flug dauert knappe drei Stunden. Wenn das Coronavirus besiegt ist, werde auch ich erneut dort hinreisen. Sevilla ist einfach eine absolute Traumstadt. Überzeugen Sie sich selbst!
Machen Sie mit!
Werden Sie doch selbst zum Reiseleiter und machen mit bei unserer "Lokalkompass-Länderreise". Wie das geht? Wenn Sie schon BürgerReporter sind, dann prima. Wenn Sie noch nicht BürgerReporter sind, dann registrieren Sie sich schnell hier: BÜRGEREPORTER WERDEN!
Erstellen Sie dann einfach Ihren Länderbeitrag mit Fotos und/oder Text. Verwenden Sie beim Feld "Thema" unbedingt den Tag "Lokalkompass-Länderreise", damit wir Ihren Beitrag finden und zu unserer Länderreise hinzufügen können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und freue mich auf Ihren Reisebericht.
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PS: In der Bildergalerie finden Sie noch weitere Aufnahmen aus Sevilla!
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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