Live-Tagebuch Mehrhundehaltung Teil 1 + 2: Fee, morgen kommt Mila!

So sieht sie aus, der Dogsight-Neuzugang Mila.
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Morgen ist es endlich soweit! Uff, ich werde tatsächlich langsam nervös. Dabei sollte ich doch besser ruhig bleiben. Fee, meine dreijährige Schäferhündin, wirft mir schon skeptische Blicke zu. Bestimmt weiß sie längst, dass da etwas im Busch ist, was auch ihr Leben verändern wird.

Wieder dieser Blick… Fee, morgen kommt Mila!!

„Wer oder was ist denn eine Mila??!“, wird sich Fee jetzt wohl fragen. Tja Fee, Mila ist eine heimatlose, etwa 1,5 Jahre alte, im Wesentlichen schwarze Schnauzer-Mischlingshündin. Irgendwie scheinen sie mich in meinem Leben zu verfolgen: die schwarzen Hunde. Erst ein schwarzer Mischling, dann ein ebenso schwarzer Schäferhund und schließlich ein schwarzer Setter-Aussie-Labrador-Mix – meine geliebte Fine, von der ich mich leider im letzten November unter Tränen verabschieden musste. Der 14-jährigen Hündin war nicht mehr zu helfen, ein Fremdkörper hatte die Darmwand perforiert.

Seitdem bin ich kein „Mehrhundehalter“ mehr...

Wer möchte schon seinen Lebenspartner mit einem Fremden teilen?

Es gibt viele Gründe, die gegen die Haltung von mehreren Hunden sprechen. Wer möchte schon gern so mir nichts, dir nichts den Lebenspartner, die Wohnung, das Essen, das Bett und überhaupt alles mit einem Fremden teilen? Aus menschlicher Sicht ist das ein No-Go. Aus hündischer Sicht oftmals auch.

Trotzdem ist es ein Trend, der sich seit Jahren fortsetzt. Denn wenn man sieht, wie schön zwei oder mehrere Hunde zusammenspielen, wie sie gemeinsam im selben Körbchen kuscheln, wie sie kommunizieren. – All das sind Dinge, die der Mensch ihnen in dieser Form nicht bieten kann.

Doch es muss eben passen.

Rüde oder Hündin?

Natürlich stellt sich vor der Anschaffung eines Zweithundes auch die Geschlechterfrage: Fee ist eine unkastrierte Hündin. In diesem Fall kommt ein intakter Rüde eher nicht in Frage, das Risiko eines ungewollten Welpensegens wäre mir eindeutig zu groß. Entweder wäre bei einem der Hunde eine Kastration fällig oder aber sie müssten über den Zeitraum der Läufigkeit streng getrennt gehalten werden, was wiederum für beide Tiere Stress bedeuten würde.

Also lieber zwei unkastrierte Hündinnen? Nun, diese Konstellation hatte ich schon häufiger und dies wird auch jetzt wieder der Fall sein – zumindest vorerst. Denn Mila ist noch nicht kastriert. Ein Hund kann nur dann alle körperlichen und geistigen Entwicklungsschritte durchlaufen, wenn er seine Pubertät auch tatsächlich vollendet hat (Sophie Strodtbeck und Udo Gansloßer: Kastration und Verhalten beim Hund, Müller Rüschlikon Verlag).

Klar, die Haltung zweier nicht kastrierter Tiere – ob nun Rüde-Rüde oder Hündin-Hündin kann grundsätzlich zu einem gesteigerten Konkurrenzverhalten führen: Intakte Rüden konkurrieren um ihre potentiellen Partnerinnen. Hündinnen neigen insbesondere während der Läufigkeit und Scheinmutterschaft zu zickigem Verhalten.

Insgesamt kann man nur die jeweiligen individuellen Konstellationen betrachten und entsprechende Entscheidungen fällen.

Also betrachte ich weiter Fee, die genüsslich an einem Knochen nagt, und hoffe, dass ich ihr mit einem neuen Hundekumpel, oder besser gesagt einer Kumpeline, einen Gefallen tue.

Und Mila? Wie wird sie wohl auf die neue Situation reagieren?

Teil 2: Mila zieht ein

Gleich kommt Mila! Unruhig gehe ich immer wieder zur Haustür, um bloß nicht ihre Ankunft zu verpassen.

Damit der Schnauzer-Mix-Hündin die Umstellung nicht so schwer fällt, habe ich vorab schon mal ihre Decke von der Besitzerin organisiert. Dann riecht es bei mir wenigstens schon mal nach „Zuhause“!

Was nicht so gut riecht, ist das Trockenfutter, das sie derzeit bekommt, aber daran ist nichts zu ändern. Eine sofortige Futterumstellung würde ihr nur zusätzlich Stress bereiten.

Ein großer, schwarzer Hund, der nicht alleine bleiben kann? Keine guten Voraussetzungen!

Tja, und von Stress hatte sie in ihrem jungen Leben bislang ja schon mehr als genug: Als Welpe in Ungarn geboren wurde sie vom Dortmunder Tierschutzverein „Hand und Pfote“ aus deren Partnertierheim „Allatbarat“ übernommen. In Deutschland fand sie ein neues Zuhause bei einer Familie mit drei Kindern und einem Zweithund.

Soweit so gut, doch aus irgendwelchen Gründen konnte sie dort nicht bleiben, sondern landete auf einer Pflegestelle. Milas Odyssee ging weiter. Ein großer, schwarzer Hund, der nicht alleine bleiben kann und Jagttrieb hat? Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Vermittlung! Zu dem Zeitpunkt, als wir Mila kennenlernen, lebte sie seit kurzem bei ihrer jetzigen Besitzerin. Diese hatte unsere Hundeschule angesprochen und um eine Einschätzung gebeten.

Verglichen mit den Hunden, die wir normalerweise in der Verhaltenstherapie haben, zeigte sich Mila weitestgehend unproblematisch. Allerdings dauert es in der Regel auch ein paar Tage, bis die Vierbeiner im neuen Zuhause ihr „wahres Gesicht“ zeigen.

Manchmal habe ich das Gefühl, die Hunde finden zu mir….

Milas Besitzerin jedenfalls hatte Bedenken, ob sie der Herausforderung gewachsen ist. Dann kam der Anruf: „Können Sie Mila bei sich aufnehmen?“ Zwar hatte der Mischling mein Herz längst im Sturm erobert, doch im Sinne des Hundes wäre mir lieber gewesen, sie hätte in ihrer neuen Familie bleiben können. Schon komisch: Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, die Hunde finden zu mir… Ich muss sie mir gar nicht mehr aussuchen.

Bevor Mila bei mir Zuhause eintrifft, gehe ich mit Fee ein paar Mal unsere Auffahrt rauf und runter, damit sie sich dort löst. Anhand der „Duftproben“ kann Mila auf diese Weise schon mal eine Nase voll Fee schnuppern, schließlich kommunizieren unsere vierbeinigen Freunde zuallererst über die Nase.

Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrring! Da sind sie! Eilig werfe ich mir die Jacke über, nehme Fee an die Leine und warte einen Moment vor der Haustür: Mit Milas Besitzerin habe ich im Vorfeld vereinbart, dass sich die beiden Hunde zunächst auf neutralem Boden begegnen. Zwar neigt Fee im Allgemeinen nicht dazu, Haus und Hof gegen Artgenossen zu verteidigen, aber es ist nun mal ihr Reich.

Begegnungen an der Leine sind problematisch

Los geht’s! An der Straße angekommen, wird’s spannend! Der erste Sichtkontakt. Typisch: Fee will zu jedem Hund erst mal hin – natürlich auch zu Mila. Die sieht das ähnlich und zieht sogleich in unsere Richtung. Nur, was will die eine von der anderen?

Begegnungen an der Leine sind oftmals problematisch. Wer kennt sie nicht, die Aussage: „Der macht nur an der Leine Theater!“ Das stimmt tatsächlich, denn die Leine hindert unsere Vierbeiner daran, sich körpersprachlich angemessen auszudrücken, und überträgt zudem die emotionale Verfassung des Besitzers.

Aggressionen sind bei Mila und Fee erst mal keine zu sehen.Während wir Menschen parallel zueinander mit den Hunden spazieren gehen, beobachte ich die Körpersprache der Hunde. Hier und da wirft Mila vorsichtig einen Blick zu Fee herüber. Die wendet sich ab und schnüffelt erst einmal betont uninteressiert am Boden herum. Damit signalisiert sie Mila: „Du, ich habe hier etwas ganz anderes zu tun und gar keine Zeit, mich mit dir zu streiten.“

Kurz darauf benimmt Mila sich ähnlich. Mittlerweile ist die Rutenhaltung bei beiden Hunden von einer erhobenen, in leichter „Halb-Acht“-Stellung langsam wedelnder Variante – die in diesem Falle die anfängliche Anspannung der beiden anzeigt – übergegangen zu einem entspannten pendeln auf „Halbmast“. Zwar schnüffelt man gelegentlich mal in Richtung Artgenosse, ein direkter Blickkontakt wird aber vermieden.

„Kleine, die Regeln bestimme ich!“

Schließlich ist die Lage sogar so entspannt, dass ein erster Schnupperkontakt an der Leine kein Problem ist.

Und siehe da: Mila nimmt schließlich eine Vorderkörpertiefstellung ein, gibt ein freundliches „Wufff“ von sich und fordert eindeutig zum Spiel auf. Fee geht mal kurz in T-Stellung und signalisiert: „Kleine, die Regeln bestimme ich.“

Für mich ist klar: Die beiden kann ich zusammen laufen lassen.

In meinem eingezäunten Garten lassen wir Mila zunächst die Umgebung erkunden.

Nachdem die Hunde sich ruhig abgesetzt haben, ist es soweit: Leinen los! Jetzt habe ich nur noch wenig Möglichkeiten einzugreifen. Hoffentlich geht alles gut. Beide Hunde geben Gas und sausen los… in unterschiedliche Richtungen.

Als sie wieder auf uns zukommen, hat man fast den Eindruck, gleich knallen sie aus vollem Lauf ineinander. Kurz vor einsetzender Schnapp-Atmung meinerseits, wirft Fee mir nochmal einen Blick zu, der wohl sagen soll: „Traust du mir eigentlich gar nichts zu?!“

Recht hat sie. Die im vollem Galopp herandonnernde Mila wird nämlich höchst geschickt von Fee ausgebremst: „Nee Fräulein, so rüpelhaft nicht, dann geh` ich nämlich und spiele nicht mit dir.“

Über den adäquaten Spielmodus sind die beiden sich offenbar noch nicht ganz einig. Immerhin: Sie kommunizieren freundlich miteinander! Mein Herz macht einen Luftsprung. Sieht erst mal danach aus, als könnte Mila bleiben! Und das ist wirklich mein größter Wunsch!

Als wir alleine sind, brauche ich erst mal eine Pause. Na ja, genauer gesagt, muss ich in den Keller, um die Waschmaschine anzustellen. Was die Hunde wohl in der Zeit machen werden?

Das erste Problem

Kaum habe ich die Küche verlassen, höre ich ein protestierendes Jaulen… Oh nein! Hey Mila, das geht nicht! Du musst gelegentlich auch mal alleine bleiben. Oh je, das wird doch wohl kein größeres Problem werden???

Autor:

Manuela Lieflaender aus Menden (Sauerland)

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