“Ich will arbeiten” - Flüchtling beginnt Ausbildung bei Shearay

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Neheim. “Ich will arbeiten!” Worte, die schon aus vielen Mündern geflohener Menschen kamen. Doch Asus Wal (Spitzname) meinte sie verdammt ernst. Tagtäglich steht er pünktlich zu Beginn der Öffnungszeiten vor seinem Wunsch-Arbeitsplatz: Shearay haircut studio. Will sogar kostenlos arbeiten - Hauptsache arbeiten. Die taffe und bekannte Friseurin weiß um die Problematik und schickt ihn immer wieder fort. Er bleibt hartnäckig ...

Bereits sieben Jahre hat der 24-jährige Iraker in seiner Heimat als Friseur gearbeitet - jetzt möchte er seinen Traum von einer fundierten Ausbildung realisieren und in dem angesagten Szene-Salon lernen. “Er gab einfach nicht auf. Jeden Morgen Punkt 9 Uhr stand er vor der Tür. Aber ich wusste ja, dass ich ihn nicht arbeiten lassen durfte. Es wäre Schwarzarbeit gewesen. Und so musste ich ihn jedes Mal wegschicken. Hab´ ich nicht gern gemacht - aber musste ja sein”, erzählt Seray Kertis, Inhaberin.

Doch Asus kennt kein “nein” - zu viel hat er bereits durchgemacht. Beginnend mit seiner Flucht aus dem Irak in die Türkei, hinweg über das Meer aus der Türkei nach Griechenland in einem Schlauchboot bis hin zur Fußtour von Griechenland über Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich bis letztendlich nach Deutschland. Drei Mal wurde er in der Türkei festgenommen, bis er endlich in dem Schlauchboot saß, das ihm auch hätte das Leben kosten können. Da wird er sich doch jetzt nicht so einfach abwimmeln lassen. Also bleibt er dran: Tag für Tag verharrt er vor dem Salon, bis Seray Kertis Herz über den Verstand siegt. “Er war schon penetrant - aber wer würde sich sonst so ins Zeug legen, wenn es um seinen Traumjob geht?”, sagt Seray.

Raus aus dem Trott

Also setzt sie sich ans Telefon und versucht ihr Bestes - telefoniert stundenlang mit Mitarbeitern der zuständigen Behörden. Berichtet von seiner Hartnäckigkeit, seinen Vorerfahrungen und seinem damit verbundenen tiefen Wunsch, endlich zu arbeiten. Denn Asus lebt seit rund 10 Monaten in Arnsberg. In seiner Unterkunft spielen Langeweile, daraus resultierende Streitigkeiten und auch Drogen eine große Rolle - da will er raus. Raus aus dem ewig erscheinenden Trott! Und Seray? Sie übernimmt Verantwortung, setzt sich für ihn ein und schafft es letztendlich, dass sich Asus nun stolz “Auszubildender bei Shearay” nennen darf. Für die dreijährige Ausbildung hat er trotz fehlendem Aufenthaltstitel nun die Genehmigung zu arbeiten - steht sogar handfest in seinem Pass.

Endlich lohnt sich der tägliche Gang zum Salon für ihn - denn er ist im ersten Ausbildungsjahr und darf seiner Familientradition nunmehr auch in Deutschland folgen. Denn alle seine Geschwister im Irak waren Friseure. Jetzt sind Seray und er auf der Suche nach einer kleinen Wohnung, damit er auch die Flüchtlingsunterkunft so schnell wie möglich verlassen kann.

Autor:

Thora Meißner aus Arnsberg

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