Buchrezension

Kleine Rezension zum Buch von Linda Zervakis
„Königin der bunten Tüte“ – Geschichten aus dem Kiosk

Als ich mich um das Buch von Linda Zervakis beim Bücherkompass des LK bewarb, war ich ganz einfach neugierig auf die Lebensgeschichte unserer jetzigen ARD-Nachrichtensprecherin, die, wie man schon aus der Ankündigung lesen und auch aus ihrem fremdländischen Namen erahnen konnte, ihre Wurzeln scheinbar nicht in Deutschland hat.
Aber was kann eine bekannte Nachrichtensprecherin wohl mit einem Kiosk zu tun haben? Dieses war eine sehr interessante und vor allem unterhaltsame Lektüre, die auch immer wieder viele Parallelen zu meinem eigenen Lebenslauf zog. Auch wenn wir nicht gleicher Herkunft sind, doch Flüchtlingskinder oder Kinder von Gastarbeitern haben sehr viele identische Erfahrungen sammeln müssen.
Linda Zervakis kam zwar in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg zur Welt, ihre Eltern waren zuvor, in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland übergesiedelt, in der Hoffnung, ihren Kindern hier ein besseres Leben und eine gute Ausbildung bieten zu können. Dass sich Linda ihr Zimmer mit zwei Brüdern teilen musste, war in dieser Zeit Normalität, gehörte man nicht zu den Kreisen, aus denen die meisten ihrer Mitschüler kamen.
Wie fühlt man sich wohl in seinen abgetragenen Kleidern neben Mitschülerinnen, die als „Prinzesschen“ daher kommen und im Villenviertel zu Hause sind? - Ich hatte beim Lesen sofort auch wieder dieses peinliche Gefühl in bester Erinnerung! Lindas Vater hatte großes Glück, dass gerade in der Zeit, als er seine Arbeitsstelle verlor und der Familie somit die Abschiebung aus Deutschland drohte, ihm von einem Nachbar die Übernahme des kleinen Kiosk angeboten wurde, die nun das zweite Zuhause der Familie wurde. Wochentags standen die Eltern meist 15 Stunden am Tag in dem Büdchen, am Wochenende half auch Linda beim Verkauf. Hier lernte sie die unterschiedlichsten Menschen kennen, die neben ihrem Einkauf von Lebensmitteln, Zigaretten, Alkohol, Zeitungen usw. auch gerne nur auf ein wenig Unterhaltung vorbei kamen. Lustige, aber ebenso auch traurige oder berührende Geschichten, die man so ganz nebenbei erfuhr, gaben Linda Zervakis hinreichend Stoff für dieses Buch.Diese „Kiosk-Romantik“, wie sie es nennt, lernte ich in meiner Jugendzeit zwar nicht kennen, aber vieles in ihren Geschichten versetzte mich bei der Lektüre wieder in meine Kinder- und Jugendzeit, auch wenn so ziemlich eine ganze Generation dazwischen liegt.
So kann ich dieses Buch nicht nur den jüngeren Lesern empfehlen, ich lege es auch den Menschen ans Herz, die ähnlich wie ich, oder wie Lindas Eltern schon so manchen Sturm im Leben erlebt haben! Viele Erinnerungen leben auf – lesenswert für Alt und Jung!

Autor:

Hanni Borzel aus Arnsberg

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