Nachtgedanken, Gedicht von Li Bai (701-762) [1/10]

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Wer sich für chinesische Gedichte interessiert findet im Internet unzählige Mitgefährten. Bald ist man bei einem ehemaligen hohen Beamten in Hongkong auf Besuch der nach der Pensionierung und der Übernahme der Stadt durch China seine literarische Jugendliebe, die Tangdichtkunst, wieder frönt. Bald besucht man die Homepage junger Chinesen die sich ihren kulturellen Wurzeln bewusst werden und die sich beklagen über ihre Zeitgenossen, die nur ein Auge haben für Geld und Handel.

Der hohe Beamte in Hongkong ist seinen Vorbildern von vor mehr als 1100 Jahren im Geiste ganz nah. Alle Dichter der Tangzeit bereiteten sich auf die Examen für die Beamtenlaufbahn vor. Wer seine damaligen Klassiker gut kannte, von dem wurde erwartet, dass er auch ein guter Beamter sein würde. Heute ebnet ein Jurastudium den Weg in die Politik, damals kannte man die Lieder von Konfuzius, die Texte von Konfuzius und Menzius auswendig und schrieb im Stil der alten Abhandlungen.

Durchdrungen sind viele Gedichte von den Lehren von Buddha, Laotze und Konfuzius. Mit wenig Worten viel suggerieren ist immer das Motto jener Dichter gewesen. Der Dummkopf redet viel, der Weise schweigt und wenn er was sagt, dann nur wenig. Viele von den „wenigen Worten“ die dann doch gesagt wurden, haben mehr als 1000 Jahre überlebt und sind Teil der Kultur geworden. Vom folgenden Gedicht wird gesagt, es sei das Berühmteste und jeder Chinese im Ausland müsste es eigentlich rezitieren können. Es macht Heimweh fühlbar. Der Dichter Li Po war eine Art Bohemien der lieber auf Reisen war als sich in Hofintrigen zu verstricken:

Gedanken einer ruhigen Nacht

Vor meinem Bett | das klare Mondlicht streift
Ich dacht' es sei | am Boden lauter Reif
Ich heb das Haupt | und schau den klaren Mond
Und senk das Haupt | ein Heimweh mich ergreift

Es sind 4 Zeilen mit 5 Schriftzeichen, gruppiert in 2 und 3, die selber nur einen einzigen Klang haben. Reime sind daher immer männlich. Zeile 3 fängt oft eine Änderung an, hier das Heben des Hauptes vom Blick nach unten hoch zum Himmel, zum Mond hin, und reimt sich nicht mit den andern Zeilen. Die 4. Zeile bindet die vorigen Zeilen zusammen: alles was die Augen gesehen haben, auch die Illusion des Reifes, erlangt eine innere Wahrheit: zu lang ist man auf Reisen und die Sehnsucht nach der Heimat kommt auf.Mehr Übersetzungen. Ich versuche --hier-- auf den Pfaden der chinesischen Dichter zu lustwandeln

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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