Titus Brandsma, Heiligsprechung am 15. Mai 2022

Titus Brandsma. Gemälde von Mieke Dillo, Molenstraatkerk in Nimwegen (2011)
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  • Titus Brandsma. Gemälde von Mieke Dillo, Molenstraatkerk in Nimwegen (2011)
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Die Heiligsprechung am 15. Mai von Titus Brandsma findet in lokalen Beilagen der großen Zeitungen in Nord-Rhein Westfalen jetzt schon Beachtung. Immerhin war er im Gefängnis von Kleve inhaftiert bevor er nach Dachau deportiert und dort getötet wurde. Die Rheinische Post zitiert das bekannte Gebet, das die Schlusszeilen einer Erklärung bildet die er im Auftrag der Gestapo schreiben musste. Er wurde damals, in 1942, im Gefängnis von Scheveningen aufgefordert den deutschen Behörden verständlich zu machen warum das niederländische Volk der deutschen Besatzung so hartnäckig widersteht. Dies tat er so diplomatisch wie möglich, die Eigenart des Volkes herausarbeitend und die Fremdheit der niederländischen Nationalsozialisten und die allgemeine Überfremdung der Besatzung in aller Klarheit darstellend.
Das Gebet selber lautet, in der Fassung die in Kleve kolportiert wird, und somit auch in die Rheinische Post gelangen musste:
„Gott segne die Niederlande. Gott segne Deutschland. Gebe Gott, dass beide Völker bald wieder in vollem Frieden und Eintracht nebeneinander stehen in Seiner Anerkennung und zu Seiner Ehre, zum Heil und zur Blüte beider so nahe verwandter Völker!“
Der Inhaftierte aber endet das Schreiben in niederländischen Sprache mit den Worten:

God zegene Nederland
God zegene Duitschland
Geve God, dat beide volkeren weldra weer in volle vrede
en vrijheid naast elkander staan in zijn erkenning en
tot zijn eer tot heil en bloei van beide zoo na verwante volken.

Die Bitte zuallererst um Gottes Segen für das eigene Vaterland dürfte damals die Anklage gegen den Priester nur bestätigt haben, dass er den Widerstand der katholischen Presse gegen die Besatzung gestärkt hat. Es ist aber die Änderung von „in volle vrede en vrijheid naast elkander staan” in “in vollem Frieden und Eintracht nebeneinander“, worüber ich etwas sagen will. Ich weiß nicht wann diese Übersetzung entstanden ist, aber sie entspricht nicht dem Anliegen des Beters. Er betet um in Frieden und in Freiheit nebeneinanderstehend Gott zu verehren und nicht um Frieden und in Eintracht nebeneinanderstehend Gott zu verehren. Eintracht ist das schöne „Concordia“, aber solange in der Kapelle die Musik von einer Partei vorgeschrieben wird, die auch alle lauten Instrumente spielen darf, will der Niederländer das nicht, und das gilt überhaupt für jedes Volk und kann Titus Brandsma auch nicht gemeint und gedacht haben. Das wird aus dem Inhalt des Schreibens ganz deutlich. Freiheit will sagen, wir Niederländer wollen unsere eigene Kapelle mit unserer eigenen Musik. Erst also lasst uns die Freiheit und gebt sie zurück wo sie uns genommen wurde! Mein Wort in Gottes Ohr, aber du hast es auch gehört!
Die wenigen Worte des Gebetes fassen zusammen was Titus Brandsma in seiner Erklärung schreibt. Diesmal ohne Diplomatie. Was sein Schicksal nicht geändert hat. Er schließt das Manuscript ab mit den Worten: “So sehe ich die Stimmung in den Niederlanden. Ich habe versucht sie so objektiv wie möglich darzustellen, so wie ich gebeten worden bin“.

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Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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