Wurzel Jesse in der Basilika Sankt Johannes der Täufer, Chaumont

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Dieses Kalksteinrelief aus dem 16. Jahrhundert, genannt „Wurzel Jesse“, bedeckt die ganze Wand einer der Seitenkapellen der Basilika Sankt Johannes der Täufer in Chaumont. Die Unterseite ist auf Augenhöhe, dann ragt das Relief 4,50 Meter hinauf bis zur Decke. Das Thema dieses Kunstwerkes basiert sich auf eine Textstelle des Prophetenbuches Jesajas. Jesaja sagte dem besiegten und scheinbar am Boden zerstörten Königshaus Juda, beschrieben als Stumpf und Wurzel, zu, dass ihm erneut ein Spross und eine Frucht entspringen werde. Diese Frucht sei, so die christliche Deutung, Christus. So sehen wir jenen Spross entspringen und zu einem Baum werden. Er nimmt seinen Anfang im Körper eines Mannes, Jesse, dann folgt rechts von ihm sein Sohn König David mit seiner Harfe, dann folgen andere nachfolgende Mitglieder seines Hauses. Rechts steht der Prophet Jesaja, links am Boden befindet sich der Kopf des von David besiegten und enthaupteten Goliaths, samt Schwert. Davids Hirtentasche mit den Steinen aus dem Bach hängt äußerst links. Ganz oben die Gottesmutter mit dem göttlichen Kind, als Krönung und Anfang eines neuen Wachstums. Der Steinmetz hat versucht den „Stumpf“ Jesajas zu zeigen, indem er auf den obersten Ast ein Kapitell stellt. In 1861 als die Basilika ausführlich beschrieben und das Relief als Stich abgebildet wurde (letztes Bild), fehlte die Darstellung der abschließenden Szene, was der Graveur dann auch getreu wiedergab. Der Berichterstatter schreibt, sie sei womöglich „détruite par quelque orage révolutionnaire“, durch einen revolutionairen Sturm vernichtet. Was man gegen dieses Kunstwerk sagen kann, ist dass die Zusage Jesajas sich bezieht auf Den worauf der Geist des Herrn ruht und der in Gerechtigkeit herrschen wird, eine Zeit herbeiführend worin Wolf und Schaf miteinander verkehren. An andrer Stelle spricht der Prophet von einer Zeit worin Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden. Auf Jesus von Nazareth ruhte der Geist, aber sein Wirken führte nicht zum Frieden und es wäre vielleicht besser gewesen das durch eine Tat „unvollendet“ gewordene Relief so zu belassen. Unvollendet wie die Welt.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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