Zur Performance von Héloïse Roueau, "Ophélie"

Héloise Roueau als Ophélia

Ophelia im klaren Bach
als Lilie sanft wiegt
Noch klingt ein Lied so wirr und trüb
dann endlos Stille siegt
Ihr Vater tot, ihr Liebster fort
ihr blieb der Hang zum Tod
Im Männerspiel voll Wut und Lärm
die Liebe unterliegt

Die Gestalt der Ophelia in Shakespeares Hamlet erfüllt das Kriterium der Tragödie, sie leidet nämlich unschuldig. Verrückt geworden weil ihr Geliebte ihren Vater unabsichtlich tötet und sie verlässt irrt sie umher und redet und singt Wirres. Sie ertrinkt in einem Bach mit klarem Wasser, umringt von Blumen und Pflanzen die dort wachsen und welche die sie für einen Kranz gesammelt hat. Wir haben nur den Bericht des Tathergangs aus dem Mund von Gertrud, Hamlets Mutter, Ophelia sei, weil ein Ast abbrach, ins Wasser gestürzt (vierter Aufzug, 7. Szene). Keiner weiß wirklich was geschehen ist. Maler haben diese Szene des Ertrinkens gemalt, wie Millais. Dichter. Rimbaud widmete der Ophelia ein langes Gedicht. Am Ende von Hamlet, sind, von einem anderen rachesüchtigen Irrsinn getrieben, viele tot, erinnernd an Macbeths „Life’s … a poor player … a tale told by an idiot, full of sound and fury“.
Héloïse Roueau, Studentin der Hochschule für Kunst in Dijon, bringt in einer gefilmten Performance „Ophélie“ eine Hommage an die tragische Gestalt der Ophelia. In der Beschreibung referiert sie an das Gemälde des englischen Malers John Everett Millais und zitiert den dritten Vers des Gedichtes „Ophélie“ von Rimbaud.
Le vent baise ses seins et déploie en corolle
Ses grands voiles bercés mollement par les eaux ;
Les saules frissonnants pleurent sur son épaule,
Sur son grand front rêveur s’inclinent les roseaux.

Im ersten Vers sagt der Dichter: “La blanche Ophélia flotte comme un grand lys“, und Héloïse Roueau nahm lieber dieses Bild als die überladene Darstellung des Millais. Eine gelungene Performance, eine freie Interpretation des Themas, eine Hommage an eine tragische Gestalt, an die Malerei und, nicht zuletzt, an die Dichtkunst von Rimbaud.
Gesehen 2017 in der Ausstellung in der ehemaligen Fabrik „Chameau“, Chȃteauvillain. Jährlich organisiert Maison Laurentine in dieser Fabrik außerordentliche Ausstellungen, worüber ich schon 2015 berichtete.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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