Tabak in Bedburg-Hau

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Ich traute zuerst meinen Augen nicht. Eine Tabakpflanze, nein mehrere Tabakpflanzen. Eigentlich nichts außergewöhnlich, man findet sie auch häufig in Gärten. Doch hier handelt es sich um eine Brachfläche, wo es zuvor kein Haus und keinen Garten gab. Zudem war die Fläche in Frühjahr bis in einer Tiefe von rd. 80 cm ausgebaggert worden und danach sondierte der Kampfmittelräumdienst und die Bodendenkmalpflege das Gelände. Auf dem Gelände sollen 4 Mehrfamilien-Wohnhäuser demnächst gebaut werden.
Die Tabakpflanze, Tabakfelder kannte ich aus dem Urlaub und auch aus meiner Kindheit. Am Unteren Niederrhein wurde bis ca. 1960 Tabak angebaut. Meine Großeltern wohnten im Tillerfeld, nahe bei Wissel, und Wissel war eine Hochburg des Tabakanbaues.
Wie kam denn jetzt der Tabak auf diese Brache? Eigentlich sät sich Tabak nur am direkten Standort aus, und hier wurde die obere Erdschicht bis 80 cm tief entfernt. Das Gelände wo jetzt der Tabak wächst, und nicht nur eine Pflanze, gehörte dem Landschaftsverband, das sog. Rieselfeld. Auf diesem Feld wurde seit Beginn des Klinikbetriebes (Rheinische Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt) vielfältiges zur Eigenversorgung angepflanzt. Vielleicht auch bis zu den 1950er Jahren Tabak.
Ist Tabaksamen über Jahrzehnte im Boden noch keimfähig?
Darüber konnte ich leider nichts erfahren. Bekannt ist, dass viele Pflanzensamen jahrzehntelang im Boden ruhen können, insbesondere Lichtkeimer. Veginia-Tabak ist ein Lichtkeimer! Ist das vielleicht die Lösung? Jahrzehntelang im Boden und jetzt kam Licht dran. Das könnte sein, denn der Tabak der dort wächst ist eindeutig, unverwechselbar der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum).

Wie kam der Tabak an der Unteren Niederrhein?
Für die Bedburg-Hauer dürfte interessant sein zu erfahren, dass es die Pfälzer Kolonisten waren die den Tabakanbau mitbrachten und sich in der Gocher Heide (Pfalzdorf) und später Louisendorf ansiedelten.

Nachtrag:
Traf heute in Schneppenbaum ein mir bekannter älterer Herr und erzählte von dem Tabakfund.
Er erzählte mir, dass auch in Schneppenbaum Tabak angepflanzt wurde. Er habe als Kind, in den Nachkriegsjahren, bei der Ernte mitgeholfen. Zum Teil wurde der Tabak auch „Schwarz“ angebaut. Nach dem trocknen musste er den Tabak kleinschneiden und in Tütchen abpacken. Vater fuhr dann nach Duisburg und hat den Tabak auf dem Schwarzmarkt verkauft. Er konnte mir auch sagen, wo „Schwarz“ angebaut wurde – bei einem Hof an der Mühlenstraße.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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